Mit Vorsatz: Neue Skaterbahn in Gaußig zerstört

Gaußig. Stinksauer. Ein anderes Wort wollen Willi Weiß, Marc Langner und Samuel Busch an ihrer Skaterbahn am Parkplatz in Gaußig gar nicht finden. Große, viereckige Löcher sind in regelmäßigen Abständen in das Holz der Rampe für Skater geschlagen. Kleine Splitter liegen rund um den Tatort, den ein rot-weißes Flatterband absperrt. Die Leisten der Unterkonstruktion sind teils zerborsten. „Es sieht aus, als hätte sich einer mit einem Vorschlaghammer drauf gestellt und mit voller Wucht die Anlage zerstört“, sagt einer der Freunde. Es ist nur eine Vermutung, die Kopfschütteln hinterlässt.
Die Jugendlichen drehen eine Runde über die Anlage, drum herum tollen ein paar Grundschüler. „Macht ihr das wieder ganz“, fragt ein kleiner Junge mit einer großen Tüte Chips in der Hand. Die Freunde nicken, doch das Unverständnis bleibt. Nur zehn Tage hat ihr Bauwerk an seinem neuen Platz in Dorf gestanden. „Ich wurde Sonntag früh von meiner Schwester mit den Worten geweckt: Es gibt Stress. Die Rampe ist kaputt“, sagt Samuel Busch. Die Sachbeschädigung, wie der Vorfall für die Polizei heißt, spricht sich an diesem Tag blitzschnell in der Gemeinde herum. Nachts zwischen 1.30 und 2 Uhr wollen einige Nachbarn krachendes Sperrholz gehört haben.
Skater-Rampe ist beliebter Treffpunkt
Dabei ist Skaterbahn in Gaußig eine Geschichte, die jedem Dorf überall gut stehen würde. Im vergangenen Jahr überlegen sich ein bisschen mehr als eine Handvoll Jugendliche, dass sie ziemlich gern mit dem Skateboard fahren, aber die Möglichkeiten im Ort beschränkt sind. Also machen sie sich einen Plan und beantragen Förderung. 2.000 Euro sammeln sie ein, dazu gibt es nochmals 300 Euro aus der Gemeinde, 100 Euro vom Verein „Bautzen rollt“ und 100 Euro vom „We Go Apart with Art“-Festival in Neukirch. Dort soll der Eigenbau in Eigeninitiative auch seine Premiere feiern.
Mehr als 100 Arbeitsstunden später steht die Mini-Ramp, wie die Jugendlichen ihren Bau nennen. „Wir haben 160 Leisten, jede einzeln, zweimal verschraubt. An manchen Tagen haben zehn Leute mit gebaut“, sagt Marc Langner. Beim Festival zeigt die Bahn schon mal, was sie kann. Von vornherein gibt es zudem mit der Gemeinde die Abmachung, dass die Pipe an einem öffentlichen Platz in Gaußig aufgestellt werden soll.
Nach der Überwinterung in Buschs Garten ist es am 22. Februar soweit. „Wer will fleißige Jugendliche sehen, der kommt jetzt leider schon zu spät, denn etwas Neues ist heute in Gaußig entstanden“, teilt damals die Verwaltung den neuen Treffpunkt für Kinder und Jugendlichen auf der Facebook-Seite der Gemeinde mit.
Die neue Anlage spricht sich schnell unter Skatern, Inlinern, Scooter- und BMX-Fahrern herum. „Seit dem Aufbau war hier nachmittags immer etwas los. Kids waren jeden Tag da, einer erzählte mir neulich sogar, dass er sich einen neuen Roller bestellt habe“, sagt Samuel Busch. Die Rampe wird zum neuen Treffpunkt. Ein paar wenige Nachbarn sollen sich nach wenigen Tagen über die Lautstärke beschwert haben, erzählt der Dorfklatsch.
„Wir wissen aber nicht, ob jemanden der Lärm gestört hat, ob es die Zerstörung ein Kraftakt war oder noch ganz andere Motive im Spiel waren. Es sind auf jeden Fall alle schockiert“, sagt Alexander Fischer (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Doberschau-Gaußig.
Dem Gaußiger Fall nimmt sich nun die Polizei an. „Die Täter sind bislang unbekannt. Die Ermittlungen hat der Kriminaldienst übernommen“, teilt ein Sprecher mit. Denn es handelt sich keineswegs um ein Kavaliersdelikt. Die Polizei gibt als Schaden rund 1.000 Euro an. Übrigens gibt es in der Region immer mal wieder Vorfälle mit zerstörten Skaterbahnen. Im Mai 2021 zum Beispiel fanden in Neukirch Jugendlichen ihren beliebten Treffpunkt zwischen Kirche und Rittergut demoliert vor.
Kuchenbasar für Wiederaufbau der Anlage
Zu Willi Weiß, Marc Langner und Samuel Busch sind inzwischen auch noch Jonas und Elias Amenda dazu gekommen. Auch sie gehören zum Bautrupp der Skaterbahn. Ihren Frust stecken sie weg. Stattdessen schmieden sie schon Pläne. Voraussichtlich soll es am 20. März eine Benefizveranstaltung zugunsten des Wiederaufbaus ihrer Rampe geben. Der Verein „Bautzen rollt“ will mit einer mobile Anlange vorbeikommen. „Ein bisschen Kuchenbasar, ein bisschen Musik. Wir bringen die Anlage wieder in Ordnung“, sind die Jugendlichen sich einig, während die Steppkes dem Gespräch der Großen lauschen. Die nächste Generation wartet drauf, dass die Jungs Wort halten.
Neben vielen Eltern und Anwohnern kündigt auch Bürgermeister Fischer Unterstützung an. „Der Treffpunkt wird super angenommen, Kinder und Jugendliche haben die Bahn genutzt – und wenn es wirklich um Lärm gehen sollte: Man kann doch über alles reden“, sagt er. Die Jugendlichen rechnen damit, dass sie ein Wochenende durcharbeiten werden, um ihr Herzensprojekt wieder auf Vordermann zu bringen. Und vielleicht, so spekulieren sie, hat der Täter ja doch ein schlechtes Gewissen. Die Gemeinde oder der Verein „Bautzen rollt“ nimmt gern Spenden mit dem Stichwort „Mini-Ramp Gaußig“ entgegen.
Spenden an:
Bautzen rollt e. V.
IBAN: DE88 8555 0000 1002 0234 80
Stichwort „Mini-Ramp Gaußig“