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Bautzener ehren Nazi-Opfer

Am Gedenkstein wurden Blumen niedergelegt. Schülerinnen erinnerten sich an persönliche Erlebnisse mit Zeitzeugen.

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© Carmen Schumann

Carmen Schumann

Bautzen. Für Ariana Metzner war die Begegnung mit der Holocaust-Überlebenden Krystyna Budnicka ein überwältigendes Erlebnis. Die Schülerin der Sorbischen Oberschule schilderte es den Bautzenern, die sich gestern am Gedenkstein vor dem Bombardier-Werk versammelt hatten, um der Befreiung des KZs Auschwitz vor 71 Jahren zu gedenken. Im September hatte die heute 83-Jährige die Neuntklässler besucht, um von ihrem Schicksal zu berichten. „Das hat mich so berührt, dass ich glaubte, die Hitze in dem Kellerloch zu verspüren, in dem Krystyna Budnicka sich vor den Nazis versteckte“, sagte die Schülerin.

Ihre Mitschüler aus der zehnten Klasse hatten die Euthanasie-Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein besucht. Sonja Kermiser und Paulin Schramm berichteten beeindruckt von den 13 720 Kreuzen, die dort für die Opfer des Kreuzzugs der Nazis gegen Behinderte aufgestellt wurden. Erleichtert stellten die Mädchen fest, dass heute niemand mehr Angst haben muss, als Behinderter aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden.

Mehr Teilnehmer als im Vorjahr

Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) freute sich über den Optimismus der Schülerinnen und teilte ihn. Ganz ohne Angst sei er aber nicht. Sorgen bereiteten ihm bei den aktuellen Diskussionen um die Flüchtlinge, dass alte Ressentiments wieder hochkommen, die lange unterdrückt wurden. Vor allem würden die Diskussionen auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen, die schon hier sind. Er suche deshalb das Gespräch mit jedem und freue sich, wenn selbst bei rechts gerichteten Gesprächspartnern die Erkenntnis dämmere, dass man Kriegsflüchtlingen helfen müsse. Das sei ein Ansatz, der ihn hoffnungsvoll stimme. Man müsse zusammenstehen und auch mit denen reden, die glauben, auf komplexe Fragen einfache Antworten zu haben.

Der Oberbürgermeister freute sich, dass in diesem Jahr mehr Bautzener zur Gedenkveranstaltung kamen als noch im Vorjahr. Gespräche mit Zeitzeugen, wie sie die Schülerin geschildert hatte, seien ein probates Mittel, um Denkanstöße zu geben und um innezuhalten. In seiner sehr persönlich gehaltenen Rede erinnerte er auch an eigene Verwandte, die der Nazipropaganda aufgesessen waren. Er warnte deshalb eindrücklich davor, auf irgendwelche Ideologien hereinzufallen.