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Bautzener erinnern an Holocaust-Opfer

Am neu gestalteten Gedenkstein an der Neuschen Promenade fand am Sonnabend ein Gedenken statt. Schüler hatten dazu ein konkretes Schicksal erforscht.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Jonas Schmidt, Henriette Schüller und Sophie Teschner wissen nun mehr über das konkrete Schicksal des jüdischen Mitbürgers Julius Bendel. Die Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums hatten anhand von Akten im Bautzener Stadtarchiv über sein Leben recherchiert und herausgefunden, dass Julius Bendel nach seiner Inhaftierung in Bautzen II schließlich ins KZ Theresienstadt deportiert wurde, wo er den Tod fand.

Ihre Recherche-Ergebnisse stellten die Gymnasiasten am Sonnabend im Rahmen der Gedenkstunde am Mahnmal an der Neuschen Promenade vor. Wie Henriette Schüller sagte, sei ihnen durch diese Projektarbeit erst so richtig bewusst geworden, wie wenig sie eigentlich bisher – ebenso wie ihre Mitschüler – über diesen Teil der deutschen Geschichte wussten. Und sie seien froh, in einem gesellschaftlichen Umfeld zu leben, in dem jeder seine ihm zustehenden Rechte wahrnehmen kann.

Rund 60 Bautzener, darunter Stadträte und Vertreter von Parteien und Organisationen, versammelten sich am Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers des KZ Groß-Rosen an der Neuschen Promenade. Das Mahnmal wurde nach eingehenden Recherchen neu gestaltet. Die Inschrift widmet sich nun nicht mehr ausschließlich dem Gedenken an jüdische Gefangene, sondern erinnert an alle Zwangsarbeiter, die im Bautzener Außenlager eingepfercht, gequält und getötet wurden.

Bürgermeister Dr. Robert Böhmer sagte in seiner Rede, der Holocaust-Gedenktag sei ein Tag des Geschichtsbewusstseins. Die Menschen sollten ihn zum Anlass nehmen, über die Geschichte und über sich selbst zu reflektieren. Das Böse sei in der NS-Zeit oft subtil dahergekommen und sei für viele scheinbar nicht erkennbar gewesen. Die Leute hätten sich angepasst und wollten nichts hinterfragen. Deshalb forderte der Finanzbürgermeister, dass es nie wieder eine Unterdrückung unliebsamer Wahrheiten geben dürfe.

Zugleich führte er an, dass es heute auch wieder einen Genozid an Christen gibt in Ländern wie Syrien, dem Irak, Nigeria, Ägypten, Jemen, Sudan und Pakistan. Eine Äußerung, die jedoch auch auf Kritik stieß. Über einen Blog im Internet war ihm anschließend vorgeworfen worden, damit bei allem Leid, das Christen erleiden müssen, die Shoah zu relativieren.

Stadtrat Steffen Grundmann von der Linksfraktion erinnerte als Redner indes an einen Spruch des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, der gemahnt hatte, dass die Erinnerung an die Millionen Toten nie enden dürfe und man jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken müsse.