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Der Mann mit der Maske läuft WM-Norm

Karl Bebendorf nutzt seine letzte Chance über die Hindernisse und schafft die Überraschung. Er ist der einzige Dresdner in Doha und seinem Plan ein Jahr voraus.

Von Michaela Widder
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Die Maske aus Silikon trägt Karl Bebendorf bei einigen Laufeinheiten. Sie soll die Atemmuskulatur trainieren.
Die Maske aus Silikon trägt Karl Bebendorf bei einigen Laufeinheiten. Sie soll die Atemmuskulatur trainieren. ©  privat

Dresden. Am nächsten Morgen saß er pünktlich im Büro in Cotta. Vielleicht ein wenig unausgeschlafen, doch sonst war Karl Bebendorf kaum anzumerken, das er am Abend zuvor etwas Großes geleistet hatte. Beim Meeting in Pfungstadt ist der Mittelstreckler vom Dresdner SC die Norm für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft über 3.000 Meter Hindernis gelaufen. „Das war das härteste Rennen, das ich je gelaufen bin“, sagt der 23-Jährige. Er habe solche Schmerzen gespürt auf der letzten Runde. „Aber es hat sich gelohnt, dass ich die Arschbacken zusammengekniffen habe.“

Völlig ausgepumpt lag er minutenlang auf der Tartanbahn. Vor gut zwei Wochen in Berlin war der Dresdner überraschend deutscher Meister über die Hindernisse geworden – eine Strecke, die er drei Jahre im Wettkampf nicht gelaufen war. Zur WM-Norm, die noch bis Ende August erbracht werden kann, fehlten jedoch mehr als drei Sekunden. Für Bebendorf und seinen nationalen Konkurrenten Martin Grau wurde deshalb noch ein schnelles Rennen mit zwei kenianischen Tempomachern in der hessischen Kleinstadt organisiert. Bebendorf nutzte die letzte Chance, gewann das Rennen und blieb in 8:27,50 Minuten anderthalb Sekunden unter der geforderten Zeit. „Ich war vorher schon sehr aufgeregt, ob es klappt. Jetzt geht ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung.“

Erst eine Woche Urlaub, dann ab ins Vorbereitungslager

Für Bebendorf ist die WM Ende September eine Premiere, und für den DSC ist er nicht nur der einzige qualifizierte Leichtathlet, sondern auch das neue Aushängeschild. Der letzte große Hindernisläufer war Hagen Melzer, der 1987 WM-Silber gewann. „Für mich ist es eine Riesenehre, für Dresden bei der WM zu starten.“ Eigentlich war Bebendorfs Umstieg von den 1.500 Metern auf die Hindernisse erst für die Olympiasaison geplant. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass schon alles so aufgeht“, meint Trainer Dietmar Jarosch: „Das ist Wahnsinn in seinem ersten Männerjahr.“

Schon im Winter, als der Läufer öfter mit einer Atemmaske im Training auffiel, verspürte er nach etwas schwierigen Jahren neuen Optimismus und wollte den Sprung „zur deutschen Spitze schaffen“. Ein gutes halbes Jahr ist er ganz oben. „Es war schwer, sich nach den Finals in Berlin noch mal zu motivieren. Aber es hat sich gelohnt.“ Am Samstag fliegt Bebendorf eine Woche in den Urlaub nach Griechenland. Anfang September reist er nach St. Moritz ins WM-Vorbereitungslager.