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Begegnung im Bahnhof

In der früheren Gaststätte in Radibor soll etwas Besonderes entstehen. Dafür wird noch Unterstützung gebraucht.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Radibor. Züge fahren am Bahnhof in Radibor schon lange keine mehr vorbei. Doch das Bahnhofsgebäude ist in seiner ursprünglichen Form noch gut erkennbar. 2011 hat eine Familie aus Bornitz es gekauft und ausgebaut. Zumindest erst einmal einen Teil, in dem jetzt vier Wohnungen vermietet sind. Doch die Familie hatte schon im vorigen Jahr die Idee, aus der ehemaligen Mitropa, also der Bahnhofs-Gaststätte, etwas Besonderes zu machen. Jetzt ist der Grundstein dafür gelegt. Es wurde der Verein Bahnhof der Inklusion Radibor gegründet.

Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit. Es wird derzeit oft in Zusammenhang mit behinderten Menschen gebracht. Gelungene Inklusion bedeutet, dass der Mensch – egal ob behindert oder nicht – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit. Und genau das wollen die Vereinsmitglieder erreichen. Entstehen soll eine Begegnungsstätte. „Der Bahnhof war ja immer öffentlich zugängig. Das soll durch unsere Ideen auch so bleiben“, sagt Eva-Maria Keschke. So will der gemeinnützige Verein den Dachboden ausbauen mit Zimmern, in denen man einfach mal übernachten kann, und einer Ferienwohnung. Dort sollen dann Behinderte mitarbeiten können.

Keine Schienen mehr da

Außerdem hat der Verein in Löbau einen ehemaligen Eisenbahn-Waschwaggon gekauft. Später soll ein Schlafwagen dazu kommen. Doch derzeit steht noch die Frage des Transports von Löbau nach Schwarzadler, wo sich der Bahnhof befindet. Im Waschwagen befinden sich vier Duschen und sieben Waschbecken. „Wir sind nun auf der Suche nach Spenden“, sagt Eva-Maria Keschke. Sie freut sich, dass sich der Gemeinderat Radibor dafür ausgesprochen hat, den Erlös des diesjährigen Nikolausturniers an diesen neuen Verein zu geben.

„So ein Waggon wiegt rund 20 Tonnen, da brauchen wir schon einen Schwertransport, denn Schienen führen ja keine mehr zum Bahnhof“, sagt Eva-Maria Keschke, die selbst eine behinderte Tochter hat und weiß, wie wichtig es ist, im sozialen Umfeld dafür zu sensibilisieren. Wenn dann später Wanderer, Radfahrer oder andere Gäste im Bahnhof übernachten, wird es zu vielen Begegnungen kommen, hofft sie. Einen Grundstock haben die Vereinsmitglieder jetzt am Tag des offenen Denkmals gelegt. Fast 500 Leute kamen, um sich den Bahnhof anzuschauen. Leute, die früher hier gearbeitet oder gewohnt haben, waren begeistert. Und nicht nur das. Denn die Erlöse aus Speisen und Getränken bleiben im Verein. Die Öffentlichkeitsarbeit läuft langsam an, auf der Facebookseite des Vereins kann man sich informieren.

www.facebook.com/Bahnhof der Inklusion