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Behinderter erkämpft sich Parkgenehmigung

Dippser bekommt das Papier nach einer außergewöhnlichen Aktion. Er hofft, dass es noch nicht zu spät ist.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Eine gute Nachricht hat dieser Tage Herta Landsmann aus dem Briefkasten geholt. Ein Schreiben vom Landratsamt, das für ihren Mann Dietmar den Grad seiner Behinderung neu festgelegt hat. Damit ist auch die Berechtigung verbunden, dass er die öffentlichen Behindertenparkplätze benutzen darf. Das war Dietmar Landsmann ein besonders wichtiges Anliegen. Denn trotz seiner Beinamputation ist er ja noch mobil, wenn das auch beschwerlich ist.

Der neue Ausweis enthält jetzt den Vermerk „aG“. Die Abkürzung steht für eine außergewöhnliche Gehbehinderung. Wer das in seinem Schwerbehindertenausweis stehen hat, darf sich mit seinem Pkw auf die Behindertenparkplätze stellen.

Der 77-Jährige hat Diabetes. Wegen dieser Krankheit wurde vorletztes Jahr ein Zeh schwarz, musste amputiert werden, und in der Folge erst der halbe Fuß und schließlich der Unterschenkel, weil es Schwierigkeiten mit der Wundheilung gab. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Damit hatte er aber noch keine Einstufung als „außergewöhnlich gehbehindert“ erhalten. Das Landratsamt entscheidet, nachdem der Amtsarzt oder Gutachter die Unterlagen angesehen haben. Die Familie verstand deren Entscheidung nicht. „Es kann ja nicht sein, dass er sich kaum noch bewegen kann und dann nicht auf den Behindertenparkplatz darf“, sagt sein Schwiegersohn Tino Döhring.

In dem neuen Schreiben ist jetzt der Grad der Behinderung auf 100 Prozent festgelegt worden, zehn Prozent höher als bisher. Warum das so gekommen ist, weiß Herta Landsmann auch nicht. Sie vermutet, dass jetzt doch eine besondere Aktion ihres Mannes mit der darauf folgenden Berichterstattung in der Sächsischen Zeitung Wirkung gezeigt haben.

Nachdem Dietmar Landsmann den Behördenweg bis zum bitteren Ende gegangen ist und keinen Erfolg mit seinem Anliegen hatte, startete er eine Demonstration. Er hat sich ein Schild angefertigt, auf dem er sein Anliegen erklärt hat und ist mit seinem Rollstuhl auf den Weihnachtsmarkt in Dippoldiswalde gefahren. Dort hat er auf sein Anliegen aufmerksam gemacht. Es hat danach ein wenig gedauert, aber aus heutiger Sicht hatte die Aktion offenbar Erfolg. Die Gründe lassen sich jetzt nicht genau klären. Denn Dietmar Landsmann liegt zurzeit im Krankenhaus.

Doch der neue Ausweis hilft dem Dippoldiswalder momentan auch nicht weiter. Dietmar Landsmann hat auch mit seinem zweiten Bein Probleme bekommen. Er liegt im Krankenhaus und kämpft darum, dass dieses erhalten bleibt. Denn nur dann würde ihm der neu ausgestellte Schwerbehindertenausweis mitsamt Parkberechtigung auch etwas nützen. „Wir hoffen, dass die Wunden wieder verheilen und er zum Frühjahr wieder nach Hause kann“, sagt der Schwiegersohn. Dann könnte Landsmann die neuen Möglichkeiten mit dem Behindertenparkplatz auch wirklich genießen. Er hat sich ja nach der Amputation ein Automatikfahrzeug angeschafft, das er auch mit einem Bein bedienen kann. Schwer genug ist es für ihn ohnehin, mit der Situation zurechtzukommen. Er wohnt im Hochparterre. Das heißt, er muss in jedem Fall einige Stufen überwinden, wenn er in seine Wohnung geht oder diese verlassen will. Auch mit Gehhilfen kostet ihn das immer große Mühe. Zum Glück steht das Mietshaus in der Goethestraße, wo er wohnt, ein wenig am Hang, sodass es einen ebenerdigen Kellerausgang hat. Landsmann kann also, mit Gehhilfen in den Keller, dort in den Elektrorollstuhl steigen und mit dem zu seinem Auto fahren. Künftig darf er sein Fahrzeug dann auch direkt vor Einkaufsmärkten abstellen, wo er nur noch einen kurzen Weg zurückzulegen hat.