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Behördensitz für 20 Millionen Euro

Der Sächsische Rechnungshof will keinen Luxus. Billig wird der Umbau der ehemaligen Kaserne trotzdem nicht.

Von Jens Hoyer
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Peter Voit vom SIB (von links), der Landratsabgeordnete Sven Liebhauser, Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer, Rechnungshofpräsident Karl-Heinz Binus und Finanzminister Matthias Hass stehen vor dem ehemaligen Kasernengebäude, das in den kommenden Jahren
Peter Voit vom SIB (von links), der Landratsabgeordnete Sven Liebhauser, Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer, Rechnungshofpräsident Karl-Heinz Binus und Finanzminister Matthias Hass stehen vor dem ehemaligen Kasernengebäude, das in den kommenden Jahren © Dietmar Thomas

Döbeln. Karl-Heinz Binus kommentierte die Situation ironisch. „Wir machen gute Mine zum guten Spiel“, sagte der Präsident des Sächsischen Rechnungshofs i bei einem Rundgang durch seinen künftigen Behördensitz, die ehemalige Kaserne in Döbeln. 

Dass Binus kein Freund der Verlagerung seiner Behörde aus der Großstadt in die Provinz war, ist kein Geheimnis. Er hatte dagegen geklagt und war gescheitert. Für Binus ist dieses Kapitel abgeschlossen. „Jetzt wird gebaut und der Rechnungshof spielt dabei eine aktive Rolle. Wir arbeiten eng mit dem Bauherren zusammen und haben eine Baukommission gebildet.“

Für den Präsidenten des Rechnungshofs, der gern die Verschwendung öffentlicher Mittel rügt, ist der Umbau in Döbeln diffizil. „Wir wollen keinen Luxusbau“, sagte Binus. Maßstab sei das Gebäude des Rechnungshofs in Niedersachsen, der eine ähnliche Größe hat. 

Von dort haben die Sachsen auch ein paar gute Ideen mitgebracht. Zum Beispiel die der Kombinationszonen im Haus, bei denen mehrere Büros mit Gemeinschaftsflächen eine Einheit bilden. „Das ist eine neue Form der Kommunikation. Dort können sich die Mitarbeiter zu zweit oder dritt hinsetzen und miteinander sprechen“, sagte Binus. Nicht zufrieden ist der Behördenchef mit manchen Rahmenbedingungen in Döbeln. 

„Die Verkehrsanbindung ist einer der Punkte, die unsere Mitarbeiter umtreibt“, sagte er. In den Behördensitz in Leipzig könnten die Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Die Taktung der Bahnen in Döbeln sei mangelhaft. Nach Dresden gibt es gar keine direkte Bahnverbindung. Nach Döbeln sollen nicht nur der Hauptsitz Leipzig, sondern auch die Außenstellen Dresden und Chemnitz umziehen, rund 160 Mitarbeiter.

Anfang des Monats haben die Abrissarbeiten in dem alten Kasernenbau begonnen – in dem Teil, der nicht vom Grundbuchamt in Beschlag genommen wird. Finanzminister Matthias Haß (CDU) ist am Freitag auf Einladung des Döbelner Landtagsabgeordneten Sven Liebhauser (CDU) nach Döbeln gekommen, um über das Bauvorhaben zu informieren. 

Der Rechnungshof lehnt zwar Luxus ab, billig wird der Umbau der ehemaligen Kaserne trotzdem nicht. Die Kosten belaufen sich auf etwa 20 Millionen Euro. „Das ist ein wichtiges Signal für Döbeln. Wir werden hier etwas Bleibendes schaffen“, sagte Haß.

Eigentlich sollte der Umzug des Rechnungshofs 2020 erfolgen. Nach den aktuellen Planungen wird das Haus aber erst Mitte 2021 zur Verfügung stehen. Wenn alles klappt, denn es gibt derzeit erhebliche Unsicherheiten, sagte Peter Voit, Leiter der Niederlassung Chemnitz des Staatsbetriebs sächsischen Immobilien und Baumanagement (SIB). 

„Wir haben heute fast keine Vergabe, die der Kalkulation entspricht. Es beteiligen sich auch wenig Firmen, sodass wir Ausschreibungen zurückziehen und neu ausschreiben müssen. Oder Firmen treten auf der Baustelle nicht an“, sagte Voit.

Zu den Baukosten wird die Europäische Union rund 4,3 Millionen sogenannte Efre-Mittel zuschießen. Und das, weil der Bauherr großen Wert auf Energieeffizienz legt. „Beim Verbrauch im Altbau liegen wir 42 Prozent und beim Neubau 17 Prozent unter dem, was in der Energieeinsparverordnung gefordert wird“, sagte Voit. Den noch nicht sehr alten Gasheizkessel will das SIB weiter betreiben, aber zusätzlich Erdwärme für das Heizen des Hauses nutzen.

Das 1888 gebaute Kasernengebäude wird in den kommenden zwei Jahren gründlich saniert und umgebaut. Die Grundrisse werden dabei nicht entscheidend geändert, sagte Voit. Tragende Wände bleiben, wo sie sind. 

Fundamente müssen verstärkt und Decken teilweise an die höheren Lasten angepasst werden. In einen einstöckigen Anbau kommen Besprechungsräume, die man im Haus nicht untergebracht hat, und die Bibliothek. Barrierefrei erschlossen wird das Haus durch zwei Aufzüge. 

Außerdem ist aus Gründen des Brandschutzes ein weiteres Treppenhaus nötig. Die Dachhaut, die schon mal erneuert wurde, soll erhalten bleiben. Allerdings seien Instandsetzungsarbeiten an der Dachkonstruktion notwendig.