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Beim Bootshausbau wird durchgezogen

Der Bau des ersten Stockwerks tut richtig weh im Stadthaushalt. Aber es gibt eine gute langfristige Aussicht für alle.

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© Animation: AT2 Architektur Radebeul

Von Peter Redlich

Radebeul. Es wird weitergebaut, und zwar zügig im nächsten Jahr. Das Bootshaus des Sportvereins SSV Planeta an der Uferstraße im Westen der Stadt bekommt seit einem Jahr eine Totalsanierung. Die neue Bootshalle steht bereits. Jetzt soll der zweite Bauabschnitt folgen.

Draufsicht mit dem sich im Westen anschließend historischen Bootshaus.
Draufsicht mit dem sich im Westen anschließend historischen Bootshaus. © Animation: AT2 Architektur Radebeul
Anblick mit dem bisherigen Fitnessbereich (rechts) von der Uferstraße aus.
Anblick mit dem bisherigen Fitnessbereich (rechts) von der Uferstraße aus. © Animation: AT2 Architektur Radebeul

Radebeuls Zweiter Bürgermeister Winfried Lehmann (CDU) ist auch für den Sport in der Stadt zuständig. Er sagt, warum jetzt durchgezogen werden soll. Eine Million Euro hat es nach dem Hochwasser 2002 gekostet, das Bootshaus und seine Trainingsräume wieder fit zu machen. 2006 betrug der Aufwand 80 000 Euro, 2013 für die wichtigsten Reparaturen rund 65 000 Euro. Lehmann ist sich sicher, dass die Versicherung nicht noch einmal eine größere Summe zahlen wird.

Deshalb habe sich die Stadt entschieden, die Bootshalle im Untergeschoss und darüber Umkleide, Sanitärtrakt und Fitnessraum so aufzubauen, dass sie künftig hochwassersicher sind. Bis zu einer Elbhöhe von 9,89 Meter sagt das Gutachten; 2002 hatte die Elbe 9,29 Meter.

Das Erdgeschoss und die Halle für die Boote stehen. Gehalten werden sie im Boden aufschwemmsicher von Betonpfählen, die tief in der Erde verankert sind. Bei einer Flut können die Boote aus den Toren schnell herausgeholt und sicher anderswo gelagert werden. Nach dem Hochwasser lässt sich der Betonbau schnell reinigen.

Ins Obergeschoss soll die Elbe möglichst nicht eindringen. Deshalb kommen auch hier all jene Räume rein, die geschützt bleiben müssen – eben die Technik, die Sanitäranlagen und auch der Fitnessraum, welcher zwar nach 2002 erst errichtet wurde, aber auch 2006 und 2013 wieder unter Wasser stand. Umkleide- und Sanitärtrakt stammen aus dem Jahr 1974 und sind jetzt noch ein Anbau an der Ostseite des historischen Bootshauses. Dieser Anbau soll abgerissen werden.

Wer den gewaltigen Neubau am westlichen Ende der Festwiese am Elbufer schon gesehen hat, wird nachvollziehen können, dass dies ein Millionenobjekt ist. Bis Jahresende werden rund 1,7 Millionen Euro in den Bau fließen, der im Besitz der Stadt ist. Für den zweiten Bauabschnitt sind weitere 880 000 Euro nötig.

Um wirklich zügig weiterbauen zu können, haben die Stadträte jetzt einen komplizierten Vorgriff auf den Haushalt 2018 beschließen müssen. Denn wenn im nächsten Jahr gebaut werden soll, müssen im ersten Vierteljahr die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Dafür wiederum muss das Geld gesichert sein.

Die Stadt rechnet damit, dass es eine Förderung durch die Sächsische Aufbaubank zwischen 30 und 50 Prozent der Bausumme geben wird. Dies sei auch schon in Aussicht gestellt worden, sagt Winfried Lehmann. Zugleich muss der eigene Anteil sicher sein – der Haushalt 2018 ist aber noch nicht vom Stadtrat beschlossen. Den Vorgriff – auch auf den möglichen Unterschied 30 oder 50 Prozent in der Fördermittelzuwendung – will die Stadt über zeitweilige Umschichtungen von Geldern aus anderen geplanten Vorhaben sichern.

Ziemlich kompliziert, aber nur so wird es was mit dem zügigen Weiterbau. Stadtrat Tobias Plessing (Bürgerforum/Grüne) gefällt das Vorgehen nicht so richtig: „Wir hätten lieber später weitergebaut, weil wir den Haushalt 2018 noch nicht endgültig kennen.“ Christian Fischer (Die Linke) hielt dagegen: „Jede weitere Verzögerung kostet uns noch mehr Geld. Wir hätten dann für länger ein Provisorium.“ „Wir haben dann eines der schönsten Bootshäuser an der Elbe, und Altkötzschenbroda mit der Festwiese wäre dann mal fertig gebaut“, sagt Stadtrat Jan Mücke (FDP). Schließlich stimmte die Mehrheit der Räte dem Weiterbau zu.

Die Sportler vom SSV Planeta, so deren Präsident Stefan Singer, wollen sich dem Einsatz der Stadt und ihrer Bürger für ihre Sportstätte würdig erweisen. So seien sie bereit, Arbeiten im Außenbereich und Malerarbeiten zu erledigen und auch beim Innenausbau zu helfen. Singer verweist auch auf die Erfolge der 250 Wassersportler, von denen die Besten beim Stadtratsbeschluss mit im Rathaus waren. Darunter Conrad Albert (26), der mit seinem Vereinskameraden Matthias Hähnel (29) in diesem Sommer bei der Deutschen Meisterschaft auf der 400-Meter-Strecke im Ruderboot Silber erkämpft hat. Mit den Wassersportlern, so kündigte es der Sportbürgermeister an, werde auch ein neuer Mietvertrag geschlossen. Bisher zahlten sie eine Jahrespacht von 1 533 Euro. Das werde man den neuen Gegebenheiten anpassen müssen.