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Bekannt wie ein grüner Hund

Eine besondere Tierskulptur soll die Manufaktur in China noch populärer machen. Das sorgt am Mittwoch für einen Presseauftrieb im Triebischtal.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Ob er die Liebe zum Schäferhund aus Deutschland mitgebracht hat? Sein Schäferhund jedenfalls soll den chinesischen Künstler Zhou Chunya zu seinem bekanntesten und wichtigsten Werk inspiriert haben. Eigentlich handelt es sich um eine Serie von Bildern. Etwa 1990 begann Zhou Chunya damit, grün verfremdete Schäferhunde zu malen und zusätzlich als Skulpturen zu gestalten.

Mittlerweile hat sich der grüne Hund zu einer Art Markenzeichen des Künstlers entwickelt – und zu einem Verkaufsschlager. Seit Jahren zählt Zhou Chunya zu den bekanntesten und meistverkauften chinesischen Künstlern. Seine Werke erzielen international Höchstpreise. 2013 führte er die Rangliste der TOP 100 der chinesischen Künstler an mit einem Gesamtverkaufswert seiner Werke in Höhe von 75 Millionen US-Dollar. Meissen ist es jetzt gelungen, ihn in die Porzellan-Manufaktur einzuladen, wo er Wandgemälde auf Meissener Porzellan schaffen wird.

Am Mittwochvormittag hat das Unternehmen zu einem Besuch im Atelier des Meisters eingeladen. Es geht durch labyrinthische Gänge, treppauf und treppab, schließlich mit dem Lastenaufzug drei Etagen nach oben. Die Wände sind in dunklerem Violett gehalten. Hier residiert der Art Campus der Manufaktur. Eine Art Nest, in das sich externe Künstler einnisten können, um sich auf und mit Porzellan auszuprobieren.

„Nur Versuche“

Eine Tür öffnet sich. Den Besucher schlägt würziger Farbgeruch entgegen. In dem Atelier dürfte sich Zhou Chunya fast wie zu Hause fühlen. Der kleine Raum ist nüchtern eingerichtet, auf das Wesentliche reduziert. Die Regale an der Türseite sind angefüllt mit verschiedensten Farbansätzen, -pulvern und Tinkturen, die an ein Labor erinnern. Eine kleine Bahnhofsuhr vermeldet die Zeit, daneben ein Lautsprecher.

Auf dem Tisch liegt eine große weiße Porzellanplatte mit ersten Blütenmotiven versehen. „Das sind nur Versuche“, sagt Zhou Chunya auf Deutsch.

Vor 30 Jahren hat der 61-Jährige in Bielefeld Deutsch gelernt, danach studierte er Kunst in Kassel. Sieben Tage habe damals die Bahnfahrt über Moskau nach Deutschland gedauert, erinnert sich Zhou Chunya. Von Dresden als bekannter Kunststadt habe er bereits in den 80er Jahren gehört. Aber es sei von Westdeutschland aus nicht so einfach möglich gewesen, in die DDR einzureisen.

Vom Atelier im dritten Stock fährt der Lastenfahrstuhl wieder hinab in die Brennhalle. Hier stehen die ersten Exemplare von Zhou Cunyas Schäferhund, jungfräulich und reinweiß. Die Edition des Meissener grünen Schäferhundes mit chinesischen Wurzeln sei auf 20 Stück begrenzt, sagt Manufaktur-Chef Tillmann Blaschke. Außerdem werden die Blütenmotive des chinesischen Künstlers von Meissener Malern auf Teeservice und Vasen gebracht. Der Meister selbst wird in den nächsten Tagen seine Wandbilder vervollkommnen. Hier verbrüderten sich zwei Welten, sagt Carol Yeh, die Chefin der Villa Meissen in Shanghai. Zu Hause sieht sie einen großen Markt für die Früchte dieser Verbrüderung. Zhou Chunya schlägt den Bogen in die Vergangenheit: „Vor 300 Jahren hat August der Starke das chinesische Porzellan kopiert. Jetzt wollen wir ein neues Kapitel in der Porzellangeschichte unserer beiden Länder aufschlagen“, so der 61-jährige Chinese.