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Harfen-Virtuosin Jutta Zoff gestorben

Die Künstlerin gehörte zu den bekanntesten Musikerinnen. Am 28. Oktober ist die gebürtige Bautzenerin im Alter von 91 Jahren gestorben.

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Die bekannte Harfenvirtuosin Jutta Zoff ist am 28. Oktober gestorben.
Die bekannte Harfenvirtuosin Jutta Zoff ist am 28. Oktober gestorben. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen/Dresden. Der Applaus wollte nicht enden. Bei ihrem letzten Konzert im September 2007 feierte das Bautzener Publikum im Dom St. Petri die Harfenvirtuosin Jutta Zoff mit stehenden Ovationen. Anlässlich des Festgottesdienstes zur Gründung der Dr.- Gregorius-Mättig-Stiftung stimmte die Bautzenerin seinerzeit ein letztes Mal ihr Instrument an. Es war für sie ein Herzenswunsch, ihre musikalische Karriere in ihrer geliebten Heimatstadt zu beenden, wo sie einst begonnen hatte. Am 28. Oktober verstarb die Künstlerin im Alter von 91 Jahren in Dresden.

Die Musik gehörte seit ihrem fünften Lebensjahr zum täglichen Begleiter der Harfenistin. Ihr musikalisches Talent entdeckte der Vater und unterrichte sie fortan auch. Noch vor der Einschulung spielte sie Klavier, nach und nach kamen sieben weitere Instrumente dazu. Akkordeon und Gitarre, zum Saxofonüben ging es winters sogar mit abgeschnittenen Fingerhandschuhen auf den Dachboden, um niemanden im Haus zu stören. 

Begabung allein helfe nicht, nur mit Fleiß würde man seine Ziele erreichen, sagte Jutta Zoff über ihr Talent. Mit 13 Jahren erhielt sie schließlich eine Harfe als Geschenk. Dieses Saiteninstrument begleitete sie fortan überall hin. Ihr Traum war es, Musikerin zu werden mit dem Applaus als Lohn. Doch die Zeit schlug andere Töne an. Ihr Harfenlehrer in München, zu dem sie selbst in den Wirren des Zweiten Weltkriegs mit dem Zug reiste, verstarb bei einem Bombenangriff. Nach dem Ende des Schreckens dachten die Menschen ans Überleben. Jutta Zoff aber hielt an ihren Träumen fest. Mit der Harfe tourte die zierliche Frau als freiberufliche Künstlerin. Schließlich wird sie von der Konzertagentur der DDR entdeckt. Bald schon führten sie ihre Auftritte durchs Heimatland wie auch ins Ausland. Gefeiert wurde die Bautzenerin in der Royal Festival Hall in London, im Spiegelsaal in München, in Indien oder Japan.

Königin der Harfe

Nach 20 Jahren als tourende Solistin ließ sich Jutta Zoff auf ein neues musikalisches Abenteuer ein und wechselte zur Dresdener Staatskapelle. „Von 1967 bis 1988 hat sie dem Klang des Orchesters als Soloharfenistin entscheidende Akzente verliehen und eine neue technische und musikalische Qualität eingebracht, liebevoll wurde sie die Königin der Harfe genannt“, würdigt das Traditionsorchester das Engagement seines Ehrenmitglieds in einem Nachruf. Mit ihren Auftritte in Solokonzerten, aber auch mit den Orchestersoli in so bekannten Werken „Schwanensee“ und „Tannhäuser“ hätte Jutta Zoff Maßstäbe gesetzt. Meilensteine in ihrem Harfenrepertoire seien Uraufführungen der Harfenkonzerte von Siegfried Matthus und Jean Françaix gewesen.

Von der Sächsischen Staatskapelle verabschiedete sich Jutta Zoff 1991. Ihre Virtuosität klingt bis heute auf zahlreichen Schallplatten- und CD-Produktionen sowie Erinnerungen, wie beim Mättig-Festgottesdienst nach. Neben ihren Auftritten führte die Wahl-Dresdenerin aber auch ihr gesellschaftliches Engagement und familiäre Beziehungen immer wieder nach Bautzen. Nach der friedlichen Revolution im Jahr 1989 gehörte sie unter anderem zu den Initiatoren des Kuratoriums „Altstadt“ und machte sich für die Sanierung der Altstadt stark. Für ihren Einsatz in ihrer Heimatstadt erhielt sie 2017 anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Mättig-Stiftung die erste Stifter-Medaille. Der langjährige Oberbürgermeister Bautzens, Christian Schramm, sagte damals in seiner Laudatio: „Jutta Zoff bewies einen weltweiten Blick, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.“ Tief bewegt bedankte sich Jutta Zoff für seine liebevollen Worte. Mit ihrer Musik habe sie immer versucht, ihrem Publikum ein Stück der großen weiten Welt abzugeben und bei den Konzertreisen den Namen der Stadt Bautzen in die Welt hinausgetragen. Nach über neun Jahrzehnten mit einem erfüllten Leben voller Musik sind nun ihre Stimme und der Klang ihrer Harfe für immer verstummt.

Der Trauergottesdienst findet am Montag, dem 11. November, um 12 Uhr in der Bautzener Taucherkirche statt.