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Bekannten absichtlich überfahren: zehn Jahre Haft

Weil er billig an ein viel zu teures Auto kommen wollte, musste ein Mann aus Chemnitz sterben. Der Totschlagsprozess gegen den Täter endet mit einer langjährigen Haftstrafe.

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© dpa/Jan Woitas

Chemnitz. Tödlicher Streit wegen eines Autos: Weil er einen Bekannten absichtlich überfahren hat, ist ein 33-Jähriger zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Chemnitz sprach den Mann aus Niederwiesa (Landkreis Mittelsachsen) am Mittwoch des Totschlags schuldig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Deutsche soll nach Überzeugung des Gerichts im April 2017 mit dem 38 Jahre alten Opfer in Streit geraten sein. Hintergrund der Tat war ein illegales Autogeschäft. Demnach fuhr der Angeklagte den Chemnitzer auf einem Feld bei Oederan zunächst mit seinem Auto an, wendete dann und überrollte den am Boden liegenden Mann. Dieser starb noch vor Ort an seinen schweren inneren Verletzungen.

Weil der Beschuldigte sich zwar wenige Tage nach der Tat aufgrund des hohen Fahndungsdrucks stellte, seitdem aber beharrlich zu den Vorwürfen schwieg, gestaltete sich der seit Mitte Januar laufende Indizienprozess schwierig. Doch die Summe der Indizien sei so dicht, dass die Kammer keine Zweifel an der Täterschaft des Angeklagten habe und auch mögliche weitere Tatbeteiligte ausschließe, sagte die Vorsitzende Richterin Simone Herberger in der Urteilsbegründung.

Die Ermittler hatten unter anderem Gewebereste und Blutspuren sowie Textilfasern von der Kleidung des Toten am Auto des Angeklagten gefunden. „Wir haben eine exzellent gesicherte Spurenlage durch die Polizei“, so die Richterin. Hinzu kämen die Aussagen von 67 Zeugen und acht Gutachtern an insgesamt 20 Verhandlungstagen.

Der Angeklagte ist wegen Betrugs, Diebstahls und Unterschlagung vorbestraft und stand zum Tatzeitpunkt unter Bewährung. Auch bei den vorangegangenen Straftaten ging es um illegalen Autohandel. Opfer und Täter kannten sich demnach aus dem Fitnessstudio und verabredeten sich am Tattag zur Übergabe eines getunten Mercedes im Wert von rund 20 000 Euro. Ob es dieses Auto überhaupt gab oder alles nur fingiert war, konnte das Verfahren nicht klären.

Der Getötete habe sich an diesem Abend jedoch freiwillig auf das illegale Geschäft eingelassen und es billigend in Kauf genommen, dass das von ihm gewünschte Auto für diesen Preis nicht auf legalem Wege zu besorgen sei, betonte das Gericht.

Die Verteidigung hatte in ihrem Plädoyer am Mittwochvormittag Freispruch gefordert und die Ermittlungsbehörden kritisiert. Nur einen Tag nach der Tat habe man den zuletzt arbeitslos gemeldeten Zerspanungsmechaniker im Visier gehabt und ausschließlich in dieser Richtung ermittelt. Dem widersprach das Gericht.

Der Staatsanwalt hatte elf Jahre Haft wegen Totschlags gefordert. Die Nebenklage im Namen des Vaters und der Ehefrau des Toten hatte 14 Jahre Gefängnis beantragt.

Mordmerkmale sah das Gericht hingegen nicht als erfüllt an. „Ich bin kein Jurist, aber für mich ist der Angeklagte trotzdem ein eiskalter Mörder, der das gezielt geplant hat“, sagte der Vater des Toten zum Abschluss des Prozesses. Durch das Schweigen des Mannes könne nie vollständig aufgeklärt werden, was sich auf dem Feld tatsächlich zugetragen habe. Der Getötete hinterlässt außer seiner Frau eine kleine Tochter. (dpa)