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Bekommt Glashütte ein Naturbad?

Das Planungsbüro favorisiert einen Standort. Ob dort gebaut wird, entscheidet der Stadtrat.

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© Visualisierung: Wasserwerkstatt

Von Maik Brückner

Glashütte. Die Chancen, dass Glashütte wieder ein Stadtbad bekommt, sind seit Dienstagabend gestiegen. Und das liegt an einem Bamberger. Genauer an Claus Schmitt.

Der Landschaftsarchitekt vom Bamberger Planungsbüro Wasserwerkstatt erklärte in der Stadtratssitzung, wie Glashütte zu einem preiswerten Stadtbad kommen könnte. Dessen Bau würde knapp zwei Millionen Euro kosten und auch in der Unterhaltung nicht so teuer sein wie das Badprojekt am Folgenhang. Dieses sollte das Bad ersetzen, das beim Hochwasser 2013 im Prießnitztal zerstört wurde. Als die Stadt die Folgenhang-Pläne ausführlich vorstellte, schreckte das nicht nur viele der Stadträte ab, sondern auch einen Großteil der anwesenden Bürger. Schließlich wurden Baukosten in Höhe von 6,1 Millionen Euro veranschlagt. Die ließen selbst Befürworter skeptisch werden. Letztlich entschied der Stadtrat, dass die Pläne nicht weiter verfolgt werden sollten. Dass der Traum vom Bad damit nicht ausgeträumt war, lag an Stadtrat Franz Brand (CDU). Der brachte in jener Sitzung das Bamberger Planungsbüro Wasserwerkstatt und den Bau eines Naturbades ins Spiel. Nun, fünf Monate später, stellte Planer Schmitt seine Ideen vor.

Der Bamberger hatte sich verschiedene Standorte angeschaut. Als am besten geeignet hält er die Fläche zwischen dem ehemaligen Klein-Tirol, dem Oberschlottwitzer Bahnhaltepunkt und der Müglitztalstraße. Für den Standort spreche unter anderem, dass hier die Bahn hält und die Müglitztalstraße vorbei führt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße gebe es zudem eine größere Fläche, um einen Parkplatz zu errichten. Auch die Sonneneinstrahlung hat Schmitt bewertet. Diese könne man im Internet simulieren. Mit dem Ergebnis war Schmitt zufrieden. „In den Sommermonaten Mai bis September stellt die Sonneneinstrahlung keinen Nachteil dar“, sagte er. Einziger Wermutstropfen: der Lärm, der von der Müglitztalstraße ausgeht. Den könnte man abfangen, indem man entlang der Straße eine Lärmschutzwand errichtet. Ähnlich habe man die Situation auch an einem Standort unweit von München gelöst.

Wie beurteilt der Experte die möglichen Standorte?

Altes Freibad

Verkehrsanbindung: Die Fläche ist gut über die Straße Glashütte – Johnsbach zu erreichen. Hier fährt auch ein Bus.

Eigentum: Das Grundstück gehört der Stadt Glashütte.

Erschließungskosten: Die Kosten wären gering, da sowohl Medien als auch eine Zufahrtsstraße anliegen. Allerdings gibt das Landratsamt hier kein Baurecht, weil sich die Fläche im Flutungsgebiet des Prießnitzdammes befindet. Das ist das Ausschlusskriterium.

Bewertung: ungeeignet

Folgenhang

Verkehrsanbindung: Die Fläche befindet sich auf einer Anhöhe unweit der Straße Glashütte – Luchau, auf der auch Busse fahren. Die Zufahrt zu den Parkplätzen wäre sehr steil.

Eigentum: Die Fläche gehört nicht der Stadt Glashütte.

Erschließungskosten: Es würde viel Geld kosten, hier ein Bad zu bauen, da das Gelände starkes Gefälle hat. Für ein Naturbad wäre die mögliche Baufläche zu klein, da auch Parkplätze gebaut werden müssten.

Bewertung: ungeeignet

Am Bretthäusel

Verkehrsanbindung: Die Fläche ist gut über die Straße Glashütte – Johnsbach zu erreichen. Hier fährt auch ein Bus.

Eigentum: Die Fläche gehört nicht der Stadt Glashütte.

Erschließungskosten: Die Kosten werden hoch sein. Der Baugrund muss untersucht werden. Auch die Zufahrt zum Parkplatz wird schwierig. Erschwerend kommt dazu: Die Fläche ist Teil eines Naturschutzgebietes. Von Vorteil ist, dass es unmittelbar daneben ein Gasthaus gibt.

Bewertung: ungeeignet

Niederschlottwitz

Verkehrsanbindung: Das Grundstück befindet sich an der Müglitztalstraße. Hier fahren Busse. Unweit davon hält die Müglitztalbahn.

Eigentum: Die Fläche gehört nicht der Stadt Glashütte.

Erschließungskosten: Die Kosten werden hoch sein, weil das Grundwasser hoch steht. Zudem sind keine Parkplätze vorhanden. Eventuell könnte es hier Interessenskonflikte mit Anliegern geben, unter anderem wegen Lärm.

Bewertung: ungeeignet

Oberschlottwitz

Verkehrsanbindung: Das Grundstück befindet sich an der Müglitztalstraße. Hier fahren Busse. Unweit davon hält die Müglitztalbahn.

Eigentum: Die Fläche gehört der Stadt Glashütte.

Erschließungskosten: Die Fläche müsste um einen Meter angehoben werden. Baurechtlich gibt es wenige Probleme. Platz für einen Parkplatz ist auf der anderen Seite der Straße vorhanden. Problem könnte der Straßenlärm werden.

Bewertung: geeignet

1 / 5

Um die Baukosten des Bades gering zu halten, hat sich Schmitt nur auf das Wesentlichste beschränkt. Dazu gehört ein 250 Quadratmeter großes Becken mit vier 25-Meter-Schwimmbahnen und einer Wassertiefe zwischen 1,20 und 2,20 Meter. Außerdem könnte es einen Kleinkinderbereich mit Becken und Spielbach geben. Hier sollen Kies, Kaskaden, Matsch- und Spielflächen für Abwechslung sorgen.

Die Becken werden mit Trinkwasser befüllt und über ein biologisches Filtersystem kontinuierlich gereinigt. Dazu wird außerhalb des Badebeckens eine große Wanne errichtet. Diese wird mit speziellem Sand gefüllt und mit Schilf bepflanzt. Das dort vorgereinigte Wasser fließt durch einen Nassfilter in das Becken zurück.

Durch diese Technologie fallen vergleichsweise geringe Betriebs- und Personalkosten an. Schmitt geht von rund 110 000 Euro im Jahr aus. Bei einem Bad mit einer Chlorwasseraufbereitung wären es rund 338 000 Euro gewesen.

Wer ein Naturbad betreibt, müsse aber auch eine andere Wasserqualität in Kauf nehmen. Das Wasser ist weich. „Und es ist klar, aber nicht ganz so, wie man es aus Chlorbädern kennt“, sagte Schmitt.

Die Mehrheit der Stadträte war angetan von den Plänen. Einige bemängelten, dass es keine Attraktionen wie einen Sprungturm oder eine Rutsche gebe. Diese ließen sich noch berücksichtigen, so Schmitt. Dazu müsste aber die Wasserfläche vergrößert werden. Damit würden sich auch die Kosten erhöhen. Ortsvorsteher Maik Lehmann gab zu bedenken, dass das Bretthäusel weiter als bevorzugter Standort zu sehen sei. Welche Hürden beim Bau eines Naturbads zu nehmen sind, müssten weitere Untersuchungen zeigen, sagte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). Zu ermitteln sei auch, wie groß der Zuschuss sein wird, den Glashütte aus dem Hochwasserhilfefonds erwartet. Zu klären wäre noch, wie lange diese Fördermittel zur Verfügung stehen. Doch bevor sich die Verwaltung mit diesen Fragen beschäftigen wird, muss sich der Stadtrat positionieren. Er entscheidet, ob und wo ein Naturbad gebaut wird. Stadtrat Klaus Köhler mahnte zu Schnelligkeit: „Man kann auch viel zerreden.“