Kreissportbund und Stadträte wünschen sich, dass die Stadt für drei Monate eine mobile Anlage mietet. Doch wichtige Eckpunkte des Projekts sind noch unklar.
Pirna. Die Asphaltfläche im hinteren Teil des Pirnaer Friedensparks, die die meiste Zeit des Jahres recht schmucklos daherkommt, reift stets im Winter zu voller Blüte: Wenn der Frost einzieht, verwandelt sich das Areal in ein Eldorado für Kufenflitzer. Seit 2011 betreibt der Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auf dem Terrain eine Kunsteisbahn, aufgespritztes, gefrorenes Nass bildet die Gleitfläche. Das Problem jedoch: In den letzten Jahren gab es wenig Winter, über den vergangenen Jahreswechsel war die Spritzeisbahn nur wenige Tage in Betrieb. Nun aber gibt es einen Vorstoß für eine längere Eiszeit, nicht ganz billig, aber mit Eisgarantie. Die SZ fasst den aktuellen Stand zusammen.
Fragen zur Pirnaer Eisbahn
Wie sollen Schlittschuhläufer künftig länger auf ihre Kosten kommen?
Die Pirnaer Stadtratsfraktion der Linken sowie „Wir für Pirna – Freie Wähler“ haben die Stadt beauftragt zu prüfen, ob sie möglicherweise von Dezember 2017 bis einschließlich Februar 2018 eine stationäre Kunsteisbahn anmieten und diese im Friedenspark aufstellen kann. Unterstützt wird das Vorhaben vom Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (KSB), der die Anlage laut seines Geschäftsführers Dietmar Wagner auch betreiben würde. Um das Projekt zu finanzieren, schlagen die Antragsteller unter anderem vor, dass Pirna dafür bislang nicht ausgeschöpfte Gelder der Schulsozialarbeit verwendet.
Warum soll es in Pirna Kunsteis statt Natureis geben?
Erstmals 2011 – und bis einschließlich 2016 – betrieb der KSB auf der Fläche im Friedenspark in den Wintermonaten eine Natureisbahn. Die Stadt bezuschusste das Projekt bislang jährlich mit 2000 Euro. Um die Eisfläche herzustellen, spritzten KSB-Mitarbeiter bei Minusgraden Wasser auf den Asphalt, das dann schichtweise gefror. Der Nachteil: Es brauchte stets Frost, um die Eislauffläche zu formen und zu erhalten. Doch das wurde zusehends zum Problem: In den vergangenen Jahren gab es vermehrt ungünstige Wetterlagen mit teils sehr kurzen Frostperioden. Der KSB konnte aufgrund dessen nicht mehr sicher planen, Aufwand und Nutzen der Natureisbahn standen irgendwann in keinem Verhältnis mehr. Daraus resultiert die Überlegung, auf eine Kunsteisbahn auszuweichen. Denn die Antragsteller und der KSB halten weiter an dem Ziel fest, Einwohnern und Gästen eine Sportmöglichkeit im Zentrum zu bieten sowie für mehr Geselligkeit und Attraktivität im Friedenspark zu sorgen.
Wie genau sieht der Plan für die Kunsteisbahn aus?
Laut der Antragsteller soll die Anlage zunächst von Dezember 2017 bis 25. Februar 2018 – insgesamt 86 Tage – stehen. Empfohlen wird, eine Bahn mit einer Größe von 525 Quadratmetern zu mieten, dazu soll es Container für die Kasse geben, ebenso einen Getränkestand. Schlittschuhe und andere Ausrüstung sollen von einem mobilen Hänger aus verliehen werden. Die Eisbahn soll sechs Tage in der Woche öffnen, ein Ruhetag ist geplant. Das Personal stellt komplett der KSB, für die Stadt Pirna fallen dafür keine Kosten an. Die Anlage soll auf der bisherigen Fläche im Friedenspark stationiert werden, sie ist laut des Rathauses nicht von den derzeitigen Bauarbeiten tangiert und steht weiter zur Verfügung.
Wie hoch sind die Kosten für eine Kunsteisbahn?
Die Gesamtkosten für das Projekt ergeben sich aus Miete für die Bahn einschließlich Technik, Personalkosten, Ware für den Imbiss, Miettoiletten, Versicherungen, Zäune und Strom. Die Antragsteller kalkulieren derzeit mit Gesamtkosten von 60000 Euro, größter Posten ist die Miete der Bahn einschließlich Transport und Aufbau für 31800 Euro. Rund 3000 Besucher, so die Schätzung, sind nötig, um kostendeckend zu arbeiten. Weil aber im ersten Jahr mit Kunsteisbahn nicht abgeschätzt werden kann, wie viele tatsächlich kommen, wird die Stadt um einen Zuschuss von 33000 Euro gebeten.
Welche Einnahmen lassen sich im Gegenzug erzielen?
Einnahmen ergeben sich laut der Antragsteller aus dem Verkauf von Speisen und Getränken, aus dem Schlittschuhverleih sowie deutlich erhöhten Eintrittsgeldern. Eine 2016 vom KSB schon mal vorsorglich initiierte Befragung hatte ergeben, dass die Pirnaer weiterhin in der Stadt Eislaufen wollen und dafür bereit wären, deutlich höhere Eintrittspreise als bisher zu zahlen.
Wie steht die Stadt zu dem Projekt Kunsteisbahn?
Generell befürwortet die Stadt eine Kunsteisbahn im Friedenspark, will aber den Antrag modifizieren. Vor allem geht es darum, statt der Miete auch den Kauf einer Eisbahn zu prüfen. Die Miete kostet reichlich 30000 Euro, der Kauf 60000 Euro, demnach würden sich die Erwerbskosten in zwei Jahren amortisieren. Pirna schlägt daher vor, an den KSB einen Zuschuss von 29500 Euro für die Miete einer Kunsteisbahn im Winter 2017/18 zu zahlen – angelegt zunächst als Testphase. Läuft das Projekt, wird die Stadt darüber hinaus in der Etatplanung für 2019/2020 beauftragt zu prüfen, was der Kauf einer mobilen Eisbahn kostet. Danach soll entschieden werden, ob die Summe im Haushalt verankert werden kann und wer die Bahn betreibt. Ebenso wird überlegt, als Alternative eine Kunststoffbahn anzuschaffen. Der Ausschuss für Ordnungs-, Kultur- und Bürgerschaftsangelegenheiten (OKB) soll am 16.November über den modifizierten Antrag zur Eisbahn entscheiden.