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Belantis im Höhenflug

Ostdeutschlands größter Freizeitpark soll mit seinem neuen Besitzer aus Madrid richtig wachsen.

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© Archivbild: Hendrik Schmidt/dpa

Von Sven Heitkamp, Leipzig

Bisher war Belantis ein Freizeitpark von regionalen Radiosendern und privaten Investoren. Wachstum mit neuen Fahrgeschäften und anderen Attraktionen gab es nur wenig. Künftig dürfte das anders werden: Seit Februar gehört Belantis zur spanischen Kette „Parques Reunidos“, einem der größten Freizeitpark-Betreiber der Welt. Dem Konzern gehören mehr als 60 Vergnügungsparks auf drei Kontinenten, das Unternehmen macht eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. In die neue Saison ist Ostdeutschlands größter Freizeitpark im Süden von Leipzig allerdings noch ohne neue Bahnen und Karussells gestartet – sechs Wochen Vorlaufzeit waren zu kurz für große Überraschungen.

Zur Öffnung der Pforten kurz vor Ostern sprach der neue Geschäftsführer Bazil El Atassi immerhin erstmals über Pläne für die Zukunft. „Wir werden unser Angebot für die Gäste erweitern und wollen über alle Ebenen wachsen“, sagt El Atassi, der bereits seit 2014 die Parkleitung innehat. Möglichst bis zum Ende des Jahres solle mit dem neuen Besitzer ein Masterplan für die Zukunft entstehen. Bei den ersten Gesprächen mit dem Parques Reunidos-Vorstand sei schon zu erkennen gewesen, „dass man eine Fantasie mit dem Park verbindet“, erzählt der Parkmanager. Das Wichtigste sei, die Gäste mit einem guten Mix aus Fahranlagen und Entertainment auf eine fantasievolle Reise durch Raum und Zeit zu schicken.

Platz zum Wachstum gäbe es genug: Bisher bespielt der Freizeitpark mit 27 Hektar nur ein Viertel jener Flächen, die Anfang der 2000er-Jahre in der Seenlandschaft im ehemaligen Leipziger Tagebaurevier erworben wurden. Derzeit bietet das selbst ernannte „Abenteuerreich“ in acht fantasievollen Themenwelten 60 Attraktionen, darunter verschiedene Achterbahnen, Karussells und weitere Events wie eine Wasserrutsche von der weithin sichtbaren Pyramide. Ehrgeizige Pläne, jährlich weiterzuwachsen, konnten angesichts knapper Ressourcen in den ersten 15 Jahren indes nicht verwirklicht werden.

Als eine der ersten Neuerungen könnte sich El Atassi nun vorstellen, eine weitere Themenwelt auf dem bereits vorhandenen Rundweg zu schaffen, ehe der Park in die Breite wächst: „Das wäre sinnvoll.“ Nachgedacht wird auch über eine neue Wasserwelt und über Fahr-Attraktionen in einer Indoor-Halle, um Angebote für den Winter zu schaffen, wie es andere Parks in Europa schon machen. Zu den unerfüllten Wünschen in Belantis gehören auch Hotels und andere Übernachtungsorte etwa am Ufer des Zwenkauer Sees für Gäste aus entfernteren Regionen. Die Gespräche mit „Parques Reunidos“, einem börsennotierten Unternehmen, stehen aber noch am Anfang. „Ich kann bisher nur über persönliche Gedanken sprechen“, betont El Atassi.

Ticketpreise gesenkt

Klar ist schon jetzt, dass bereits in dieser Saison mindestens drei neue interaktive Shows präsentiert werden sollen. Damit könnten sich große und kleine Besucher an insgesamt neun Mitmach- und Theaterstücken erfreuen, so El Atassi. Die neuen Programme heißen: „Von Rittern, Piraten und fliegenden Teppichen“, „Scheherazades Juwel“ und „Wer will heute ein Ritter sein?“ Neue Vergünstigungen gibt es in dieser Saison auch auf die Eintrittspreise: Mittwochs sind nun Einzeltickets bereits ab 25,90 Euro zu haben. Auch der Preis für ein Tagesticket im Onlineverkauf wurde um einen Euro auf 31,90 Euro gesenkt.

El Atassi (44) ist der Sohn eines Syrers und einer Deutschen. Aufgewachsen in Heidelberg hat der frühere Bundesliga-Volleyballer zunächst in Köln und dann in Leipzig Sportmanagement studiert. Dann wechselte er in die Veranstaltungsbranche und kam 2003 zur Veranstaltungsagentur „EmiR“, die 2008 in den Freizeitpark integriert wurde.

Der bisherige Belantis-Geschäftsführer und Haupteigentümer Erwin Linnenbach hatte sich nach dem Verkauf aus dem Geschäft zurückgezogen. Dem früheren Radio-Manager war es vor allem durch eine Ausweitung der Öffnungszeiten, durch Sonderevents, Partys, Thementage und Firmenveranstaltungen gelungen, die Umsätze zu steigern und die Zahl der jährlichen Besucher auf 600 000 zu erhöhen. Der Park hat heute mehr als 50 Festangestellte und beschäftigt zudem Hunderte Saisonkräfte. „Parques Reunidos“ soll laut Medienberichten mehr als 26 Millionen Euro für Belantis gezahlt haben. Ob mit dem neuen Eigentümer künftig auch die Eintrittspreise steigen, lässt El Atassi offen: „Dass wir wachsen, muss nicht zwangsläufig heißen, dass wir teurer werden.“ Denkbar sei auch eine andere Staffelung der Eintrittspreise.