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Lager für Demonstranten in Belarus?

Was ist an Infos dran, dass ein spezielles Lager für Lukaschenkos Gegner gebaut werden soll? Zehntausende sitzen in Haft und Menschenrechtler schlagen Alarm.

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Tausende Demonstranten versammeln sich am 23. August 2020 auf dem Platz der Unabhängigkeit zu einem Protest gegen den Präsidenten Lukaschenko mit einer riesigen historischen Nationalflagge von Belarus.
Tausende Demonstranten versammeln sich am 23. August 2020 auf dem Platz der Unabhängigkeit zu einem Protest gegen den Präsidenten Lukaschenko mit einer riesigen historischen Nationalflagge von Belarus. © Dmitri Lovetsky/AP/dpa

Minsk. Menschenrechtler haben vor der möglichen Errichtung eines speziellen Gefangenenlagers für Gegner von Machthaber Alexander Lukaschenko in Berlaus (Weißrussland) gewarnt. Sollten sich entsprechende Tonbandaufnahmen als authentisch erweisen, sei dieses Material höchst belastend, teilte die Organisation Amnesty International am Montag mit. Auf den vor wenigen Tagen von der Vereinigung Bypol veröffentlichten Aufnahmen soll zu hören sein, wie der heutige Vize-Innenminister Nikolaj Karpenkow im Oktober über Pläne für ein spezielles Lager für festgenommene Demonstranten sprach.

Karpenkow, der damals die Abteilung für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Korruption leitete, soll außerdem Polizisten angewiesen haben, nicht ohne Schusswaffen zu Protesten zu gehen. Der Waffengebrauch bei Demonstrationen sei von Lukaschenko "umfassend abgesichert". Weiterhin soll Karpenkow eingeräumt haben, dass ein Demonstrant im Sommer 2020 von Polizisten getötet wurde.

Der Vereinigung Bypol gehören unter anderem ehemalige belarussische Polizisten an, die sich nach der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August von Lukaschenkos Regime abgewendet hatten.

Bei Protesten gegen Lukaschenko gehen Sicherheitskräfte oft brutal gegen friedliche Demonstranten vor. Es gab mehr als 30.000 Festnahmen, Hunderte Verletzte und zahlreiche Tote. Lukaschenko hatte sich nach der Wahl nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklärt. Die belarussische Demokratiebewegung und auch die EU erkennen ihn aber nicht mehr als Präsidenten an. (dpa)