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Sonderflug bringt Migranten von Belarus zurück in den Irak

Die Lage an der polnischen Grenze zu Belarus bleibt angespannt. Ein Evakuierungsflug bringt nun Migranten zurück in den Irak.

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Das von der belarussischen Staatsagentur BelTA zur Verfügung gestellte Handout zeigt Migranten aus dem Irak, die am Flughafen anstehen, um für einen Sonderflug in den Irak registriert zu werden.
Das von der belarussischen Staatsagentur BelTA zur Verfügung gestellte Handout zeigt Migranten aus dem Irak, die am Flughafen anstehen, um für einen Sonderflug in den Irak registriert zu werden. © Andrey Pokumeiko/BelTA/AP/dpa

Minsk/Brusgi. Ein erster Sonderflug mit irakischen Migranten an Bord ist am Donnerstag in Belarus gestartet. Die Maschine mit Ziel Bagdad hob am Nachmittag vom Flughafen der Hauptstadt Minsk ab, wie der Airport auf seiner Internetseite mitteilte. In Videos der belarussischen Staatsagentur Belta aus der Abfertigungshalle waren viele junge Menschen und Familien mit Kindern zu sehen. Seit Tagen halten sich Tausende Menschen bei Kälte an der belarussisch-polnischen Grenze auf, um nach Europa zu gelangen.

Nach offiziellen Angaben aus dem Irak war am Donnerstag die Rückführung von 430 Irakern geplant, die in Belarus gestrandet waren. Sie sollten mit einem Evakuierungsflug zurück in den Irak gebracht werden, teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Bagdad mit. Mitarbeiter des irakischen Konsulats hätten in Belarus außerdem 50 weitere Menschen registriert, die in den Irak zurückkehren wollten, hieß es laut einem Bericht der Staatsagentur INA.

Um zu verhindern, dass Migranten zur Weiterschleusung in die EU nach Belarus gebracht werden, hatte die Europäische Union zuletzt harte Sanktionen auch gegen ausländische Fluggesellschaften angedroht. Daraufhin verfügte zum Beispiel die Türkei, dass Staatsbürger mehrerer arabischer Länder nicht mehr vom türkischen Staatsgebiet aus nach Belarus fliegen dürfen. Auch Usbekistan in Zentralasien hatte laut Medienberichten einen solchen Schritt angekündigt.

Migranten harren an Grenze aus

In Belarus hatten Hunderte Migranten an der Grenze zu Polen trotz Kälte den elften Tag in Folge die Nacht unter freiem Himmel verbracht. Sie wärmten sich an Feuerstellen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vor Ort berichtete. Viele Menschen dort klagten über Atembeschwerden, weil Rauch von Feuern über dem Gebiet an der Grenze lag. Auf dem Grünstreifen halten sich noch schätzungsweise 900 Menschen auf.

Weil Regen droht, wollen die belarussischen Behörden weitere Notunterkünfte vorbereiten. Unweit der Grenze wurde am Montag eine Logistikhalle als Schlaflager geöffnet. Dort soll nun die obere Etage gereinigt werden, damit mehr Menschen untergebracht werden können. Die vergangene Nacht sei in der Halle ruhig verlaufen, meldete die Staatsagentur Belta. Das Militär verteile dort heißen Tee.

Migranten sitzen vor Zelten um eine Feuerstelle in der Nähe des geschlossenen Grenzübergang Kuznica nach Polen.
Migranten sitzen vor Zelten um eine Feuerstelle in der Nähe des geschlossenen Grenzübergang Kuznica nach Polen. © Maxim Guchek/BelTA/AP/dpa

Die humanitäre Hilfe für die gestrandeten Migranten in Belarus wird indes ausgebaut. An dem Schlaflager wurde eine Gulaschkanone aufgestellt, damit Menschen mit warmen Mahlzeiten und Getränken versorgt werden. Bislang sind Migranten bei der Verteilung von Essensrationen mitunter leer ausgegangen.

Migranten versuchten vergeblich, Grenze zu durchbrechen

Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministeriums versuchte es in der Nacht auf Donnerstag eine Gruppe von rund 100 Migranten vergeblich, in der Nähe der Ortschaft Dubicze Cerkiewne die Grenze zu durchbrechen. Belarussische Uniformierte hätten dabei zunächst die Lage erkundet und vermutlich die Grenzbefestigung beschädigt, teilte das Ministerium per Twitter mit. 100 Migranten seien von polnischen Sicherheitskräften festgenommen worden.

An der belarussisch-polnischen Grenze harren seit Tagen Tausende Migranten aus. Europa beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck zu machen. Es wird vermutet, dass er sich damit für Sanktionen rächen will.

Kanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch erneut mit Lukaschenko telefoniert. Dabei ging es nach Angaben beider Seiten auch um die humanitäre Situation der Migranten. An diesem Donnerstag sollte ein Sonderflug erste irakische Migranten in ihre Heimat zurückbringen. (dpa)