Benefizkonzert spielt über 12.000 Euro ein

Die schmalen Stufen hoch in den Altarraum, das Hindurchschlängeln zwischen Lautsprecherbox und Kanzel, dabei nicht über Steckerleisten und Kabel stolpern, das fällt nicht jedem der Sängerinnen und Sänger leicht. Oben angekommen, ist das egal. Mit selbstbewusster Selbstverständlichkeit berichten die Mitglieder des Chors der Hohwald-Werkstätten Neustadt in drei Liedern vom Leben mit Behinderung und von ihrem Wunsch, dass alle, wirklich alle Menschen zusammenhalten und einander helfen mögen. Der kleine gemischte Chor unter der Leitung von Regina Topf hat wahrscheinlich noch nie vor so einem großen Publikum wie am Freitagabend in der fast ausverkauften Pirnaer Marienkirche gesungen, im Rücken die Profi-Musiker des MDR Sinfonieorchesters. Egal, die Sänger machen das großartig. Der erste lange und herzliche Applaus des Konzertabends gilt diesen Überraschungsgästen.
Einmal jedes Jahr lädt das Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks zu einem Konzert, bei dem sowohl die Musiker als auch Dirigent und Solisten ohne Gage spielen. Irgendwo in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wird dann für ein Projekt der Lebenshilfe gesammelt, sämtliche Ticket-Einnahmen werden gespendet. In ihrem 18. Jahr war die Benefiz-Reihe am Freitagabend in Pirna zu Gast, um die Lebenshilfe Pirna-Sebnitz-Freital zu unterstützen. Diese möchte die Konzert-Einnahmen der sozialtherapeutischen Wohnstätte für Suchtkranke in Sebnitz zugutekommen lassen.
Alles, was das Programmheft versprach, löste das Konzert ein. Am Anfang stand Gioacchino Rossinis Ouvertüre zur Oper „Semiramide“, die dem Orchester unter dem Dirigat von Kerem Hasan half, sich an den Klangraum Marienkirche mit seinem extrem langen Nachhall zu gewöhnen. Es folgte das Konzert für Violine und Orchester A-Dur KV 219 von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem erst 18-jährigen Geiger Daniel Lozakovich als Solisten. Er interpretierte den Solopart mit feinfühliger Zurückhaltung und konnte gerade deshalb den Klang seiner Violine in der weiten Hallenkirche regelrecht leuchten lassen. Den fulminanten Schlusspunkt des Konzerts setzten die MDR-Sinfoniker mit Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“.
Eine Premiere in der Benefizkonzert-Reihe war die Moderation. Die Lebenshilfe konnte Tom Pauls gewinnen, die Musikstücke anzusagen, was dank dessen charmanter und anekdotenreicher Einwürfe wunderbar funktionierte. So berichtete der Schauspieler zum Mozart-Violinkonzert, dass Wolfgang Amadeus Mozart auch einmal in Sachsen war. Quasi auf der Durchreise habe er in Leipzig ein Konzert mit eigenen Werken gegeben. Dabei soll Mozart sich furchtbar über das von ihm dirigierte Gewandhausorchester aufgeregt haben, weil die Musiker so schlecht spielten. Pauls: „Deshalb haben wir heute auch nicht das Gewandhausorchester eingeladen, sondern das MDR Sinfonieorchester.“
Als Dank für sein Engagement erhielt Tom Pauls ein in den Hohwald-Werkstätten gefertigtes Vogelhäuschen aus Holz. Wobei der Begriff „Häuschen“ für Erheiterung sorgte, war das Amsel-Appartement doch ungefähr wagenradgroß und musste von zwei Personen getragen werden.
Am Ende des angenehmen Abends stand eine große Zahl: Die Musiker überreichten Lebenshilfe-Vereinsvorstand Ralf Thiele einen Spendenscheck über 12 150 Euro aus Ticket-Einnahmen und Spenden.
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