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Berggießhübler kämpfen gegen Blechlawine

Statt weniger rollen mehr Autos durch den Kurort Berggießhübel. Mit Folgen nicht nur für die Anwohner. Sie haben drei Forderungen.

Von Heike Sabel
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Früh und abends das Gleiche: Julia Fichtner und ihre Tochter Tamara warten, um über die Ladenbergstraße zu kommen. Weil es immer mehr Autos werden, die schnell fahren, unterstützt Julia Fichtner jetzt die Bürgerinitiative.
Früh und abends das Gleiche: Julia Fichtner und ihre Tochter Tamara warten, um über die Ladenbergstraße zu kommen. Weil es immer mehr Autos werden, die schnell fahren, unterstützt Julia Fichtner jetzt die Bürgerinitiative. © Foto: Daniel Schäfer

Ihre Tochter früh allein über die Straße zur Schule laufen lassen? „Nie und nimmer“, sagt Julia Fichtner. Selbst ihr wird beim Überqueren des Ladenbergs in Berggießhübel angst und bange. Was hier an Blechlawinen vorbeirollt und in welchem Tempo, das sei irre, sagt Julia Fichtner. Sie gehört deshalb zu denen, die eine Bürgerinitiative gründen wollen. Etwa 15 Leute sind wir schon, sagt Initiator Jochen Flaske. In Kürze soll die erste Zusammenkunft und damit Gründung der Bürgerinitiative erfolgen. Flaske hat dafür eine Grundsatzerklärung vorbereitet.

Einer der leidtragenden Anwohner ist Burkhardt Steinke. „Als die A17 gebaut wurde, dachten wir, es wird weniger mit dem Verkehr“, sagt er. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Woche und Wochenende. Und es wird noch schlimmer, befürchtet er. Dann nämlich, wenn in Deutschland die Pkw-Maut eingeführt wird und die Tschechen, die jetzt noch Autobahn fahren, auf die Landstraße ausweichen.

Mittelfristig Tempo 40

Fichtners sind vor drei Jahren nach Berggießhübel gezogen. Die Sitzecke am Haus haben sie erst mal von der Straßenseite auf die andere verlegt. „Es ist dieses permanente Rauschen, was einen verrückt macht“, sagt Julia Fichtner. Im Sommer kommen dann die Motorräder dazu. „Warum müssen die zum Essen, Tanken, Friseur und Zigaretten kaufen unbedingt durch unseren Ort?“, fragen Julia Fichtner, Burkhardt Steinke und Jochen Flaske.

Sie denken auch an die Umwelt, an Feinstaub und Abgase. Für Kinder wie Tamara, die an der Straße stehen, für die Anwohner und nicht zuletzt die Pflanzen, denen man die Belastung schon ansieht. Damit sei die Verteidigung des Kurort-Titels in Gefahr, vermuten die empörten Bürger.

Letztlich kommt zur Menge der Autos deren Geschwindigkeit. Den Anwohnern zufolge würden sich die wenigsten an die erlaubten 50 km/h halten. Kontrollen erfolgten viel zu selten. Der Ladenberg lädt in beide Richtungen zum Gasgeben ein. Hoch wie runter. Und alle immer vorbei an den Ladenberg-Häusern.

Nun soll genug sein mit Fragen und Schimpfen und Jammern. Mit ihrer Bürgerinitiative wollen die Berggießhübler nun Druck machen. Sie erhoffen sich damit mehr Aufmerksamkeit in Stadt, Kreis und Land. Ihnen wollen sie ihre kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen vorschlagen. Das sind im Wesentlichen drei: Smileys am Straßenrand, die die Kraftfahrer zum Einhalten der 50 km/h bewegen sollen, eine Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts auf 40 km/h und eine Nordumfahrung für Berggießhübel.

„Wir hoffen, als Bürgerinitiative mehr Gehör zu finden“, sagt Jochen Flaske. Bisher fühlen sich die Bürger mit dem „unerträglichen Grenzverkehr“ allein gelassen. Es ist „höchste Zeit“, heißt es im Entwurf der Grundsatzerklärung der Initiative. Jochen Flaske und die beiden Anwohner hoffen, dass sich ihr viele anschließen.

Für Julia Fichtner ist klar: So lange sich nichts ändert, lässt sie ihre Tochter nicht allein über die Straße zur Schule gehen.

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