Von Tina Soltysiak
Döbeln. Als Held oder Lebensretter möchte Jörg Neidert nicht bezeichnet werden. Doch genau das ist er. Der 40-Jährige hat maßgeblich dazu beigetragen, dass bei dem Brand vor einer Woche in Döbeln alle Bewohner unversehrt aus dem Haus gekommen sind.
Feuerwehr löscht Wohnungsbrand in Döbeln
Um kurz nach 7 Uhr hatte er seine „Teilerunde“, wie er sie nennt, gestartet, erzählt der Mitinhaber einer Autowerkstatt. Er kam an der Straße des Friedens vorbei. „Da sah ich Qualm und den Balkon in Flammen stehen.“ Um 7.07 Uhr wählte er die 112. „Ich wusste gleich gar nicht die genaue Adresse. Man steht kurz neben sich. Die Frau von der Leitstelle sagte mir, dass wir die Bewohner rausholen sollen“, so Neidert. Gesagt, getan. Vom Landratsamt und von Matec seien auch Helfer hinzu gekommen. Er rannte ins Haus, hämmerte gegen jede Wohnungstür. „Ich habe so lange geklopft und gerufen, bis jemand geöffnet hat“, erzählt Jörg Neidert. Ein Mann zum Beispiel sei oberkörperfrei gewesen, hatte nur eine Hose an und war noch nicht richtig wach. „Die anderen Helfer haben die Bewohner dann betreut und nach draußen gebracht“, sagt der Döbelner.
An alle Türen konnte er jedoch nicht klopfen. „Vorm letzten Treppenabsatz zum Dachgeschoss bin ich stehengeblieben. Da war so viel Qualm, da konnte ich nicht weiter“, erzählt er. Erst in diesem Bereich habe er den typischen Brandgeruch wahrgenommen. „Die unten hätten anfangs nichts von dem Feuer im Dachgeschoss mitbekommen“, meint Neidert.
Spendenmöglichkeiten
Als er wusste, dass alle Bewohner informiert und im Begriff sind, das Haus zu verlassen, rannte er auf die Straße. „Ich habe mich hingestellt und die Kreuzung Roßweiner Straße/Straße des Friedens abgesperrt“, sagt er. Schließlich habe er gewusst, dass um diese Uhrzeit dort viel Verkehr ist und viele Leute halten oder parken. Er wollte mit seiner Aktion Platz für die Einsatzkräfte schaffen. Die Polizei war schnell da. „Bis die Feuerwehr kam, hat es gedauert. Doch wahrscheinlich auch nur fünf Minuten. In dieser Situation kommt einem aber jede Minute wie eine Ewigkeit vor“, sagt Jörg Neidert.
Von den Einsatzkräften habe er noch eine Warnweste erhalten. „Man hat zwar eine im Auto, denkt in dem Moment aber nicht daran, sie anzuziehen“, so Neidert. Etwa eine Stunde sei er vor Ort gewesen. Den brennenden Balkon hatte er immer im Blick. „Das Feuer hat sich rasend schnell ausgebreitet.“ Bis heute ist er fasziniert davon, wie die Feuerwehr das Fahrzeug mit der Drehleiter in den schmalen Hinterhof manövriert hat. „Die Kameraden sind für mich die wahren Helden. Sie gehen in das brennende Haus, um zu schauen, ob im Dachgeschoss noch Leute sind und um zu löschen“, sagt er.
Jörg Neidert lobt das Zusammenspiel der vielen Helfer, die zu erst vor Ort eingetroffen sind. „Wir kannten uns nicht, aber es hat alles super funktioniert.“ Die Hilfs- und Spendenbereitschaft ist seit einer Woche ungebrochen. Frank Morgenstern von der Band Second Straits sagt, dass bisher 300 Euro auf dem Spendenkonto eingegangen sind. Am Wochenende gibt die Kombo im Ratskeller von Hainichen ein Konzert. Dort will sie ihren Gästen von dem Unglück erzählen und erhofft sich dadurch weitere Spenden. Er möchte klarstellen, „dass wir nicht nur für die Familie unseres Gitarristen und Freund Maik Pönitz sammeln, sondern auch für alle anderen Betroffenen“. Das sind insgesamt zwölf Frauen und Männer sowie drei Kinder.