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Besser ankommen im Regenbogen-Haus

Das Freitaler Familienzentrum hat jetzt einen barrierefreien Zugang. Und das ist erst der Auftakt für große Veränderungen im Haus.

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© Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Der große Moment ist gekommen: Katrin Hollube steckt den Schlüssel in die Steueranlage, aktiviert die Stromzufuhr und drückt auf einen Knopf. Bügel klappen auf und Christine Fröhner, die mit ihren Knieproblemen gleich mal als Model fungiert, kann es sich auf einem kleinen Sitz bequem machen. Dann zurrt sie langsam die Treppe hinauf.

Schon lange hatte man sich beim Familienzentrum Regenbogen einen barrierefreien Zugang gewünscht. Wer schlecht laufen kann, einen Kinderwagen dabei hat oder gar auf den Rollstuhl angewiesen ist, musste sich bisher mithilfe anderer die Treppe der alten Villa an der Poststraße hinaufquälen. Nun wurde der Treppenlift installiert und dafür auch die Treppe des Hintereingangs umgebaut. Die Kosten liegen bei 40 000 Euro, wobei der Verein 25 000 Euro Fördermittel bekam. Weitere 3 500 Euro trafen an Spenden ein, den Rest finanzierte der soziale Verein aus eigener Tasche. „Wir sind ja nicht nur ein Familienzentrum, sondern auch ein Mehrgenerationenhaus und wollen für alle Altersgruppen offen sein“, sagt Projektleiterin Katrin Hollube. Jeder solle teilhaben können und ein behindertengerechter, barrierefreier Zugang sei da Grundvoraussetzung.

Hollube ist noch neu im Regenbogenhaus. Seit Anfang Januar leitet sie die Einrichtung, die auch Zentrum der Kinder- und Jugendhilfe ist. Hollube ist Betriebswirtin, sie ist vor allem dafür zuständig, dass das Haus finanziell gut läuft und die zahlreichen Projekte gut koordiniert werden. Ihr zur Seite steht ein Team von erfahrenen Sozialpädagogen und vielen ehrenamtlichen Helfern. Sie gemeinsam veranstalten im Regenbogen unter anderem Eltern-Kind-Treffs, Angebote für Senioren, Frauennachmittage, Ferienbeschäftigungen für Schüler. Es gibt Wandertage, einen Klöppelkurs, einen Kinderklub – um nur einige zu nennen. Es gibt Beratungen für Menschen mit Migrationshintergrund und Veranstaltungen für Freitaler, die aus russischen Familien stammen. Gemeinsam unter neuer Leitung wolle man nun das Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus weiterentwickeln. „Ich freue mich auf diese Zeit“, sagt Hollube.

Und auf die neue Leitung wartet gleich ein großes Projekt, zu dem der Treppenlift ein kleines Puzzleteilchen darstellt. Die alte Villa soll komplett saniert werden. „Die Fördermittel sind zugesagt, nur ein paar Unterschriften fehlen noch“, verkündet die neue Regenbogen-Chefin. Die Bauarbeiten sollen im August starten und bei laufendem Betrieb erledigt werden. Geplant ist eine komplette Innen- und Außensanierung des Hauses.

Dieses hat eine besondere Geschichte. Errichtet wurde es Ende des 19. Jahrhunderts als Haushaltschule für junge Frauen. Gestiftet hatte es der gebürtiger Deubener Traugott Leberecht Krönert, weshalb das Haus als Krönert-Stift bezeichnet wurde. Krönert selbst war bei der Eröffnung 1892 bereits verstorben – in der Schweiz. Dorthin war er als junger Mann während politscher Unruhen 1849 geflüchtet. Der Regenbogenverein nutzt das Gebäude seit 1995. Inzwischen ist es stark sanierungsbedürftig. Die Instandsetzung von Dach, Fassade und Eingangsbereich erfolgt über die Städtebauförderung und kostet etwa 275 000 Euro. Die Modernisierung des Innenbereichs ist mit 560 000 Euro deutlich teurer und muss vom Verein gestemmt werden. Weil der das Geld nicht aufbringen kann, springt die Stadt mit 216 000 Euro ein.