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Bessere Behandlung bei Krebs

Ärzte an den Oberlausitz-Kliniken in Bautzen arbeiten jetzt fachübergreifend enger zusammen. Das hat mehrere Vorteile.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Ulrich Keßler ist gerade wieder auf dem Weg in die Medizinische Klinik. Neuerdings ist der Chefarzt der Chirurgie ziemlich oft drüben auf der Nachbarstation zu finden. Diesmal geht es um einen Patienten, bei dem die Internisten einen Tumor am Dickdarm festgestellt haben. Wie und wie schnell muss der Tumor operiert werden? Und ist der Patient, der auch an Diabetes, Bluthochdruck und Herzproblemen leidet, körperlich in der Lage, die Operation gut zu überstehen?

Dr. Ulrich Keßler wird das jetzt gleich mit seinem Chefarzt-Kollegen Dr. Frank Weder von der Klinik für Innere Medizin besprechen. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit“ nennen die Ärzte das, was sie an den Oberlausitz-Kliniken ab sofort noch viel stärker praktizieren wollen.

Gemeinsam haben Chirurgen und Internisten am Bautzener Krankenhaus ein Bauchzentrum gegründet, in dem sie jetzt fachübergreifend – auch gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten in der Region – zusammenarbeiten. „Unser Ziel ist es, für den Patienten gemeinsam die bestmögliche Behandlungsmethode zu finden“, erklärt Frank Weder. Dafür wird der Patient im Team von demjenigen Kollegen vorgestellt, der ihn am besten kennt. Gemeinsam wird dann der optimalste Behandlungsweg gesucht.

Behandlungen immer komplexer

Das ist viel effektiver und genauer als nur das gegenseitige Übermitteln der Patientenakte, erklärt der Chefarzt. „Unsere Zusammenarbeit im Bauchzentrum ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft“, sagt er. „Vor allem deshalb, weil Behandlungen heute immer komplexer werden“. Krebserkrankungen sind häufig. Mit steigendem Alter wächst das Krankheitsrisiko. Die Ärzte im Landkreis registrieren eine Zunahme altersbedingter Erkrankungen, vor allem die Zahl der Krebserkrankungen steigt.

„Es steigt aber auch die Überlebenschance“, weiß Ulrich Keßler. So könnten heute beispielsweise weit über 80 Prozent der Darmkrebs-Patienten dauerhaft geheilt werden, wenn der Tumor frühzeitig behandelt wird. Mit den neuen Behandlungsmethoden gewinnen Tumorpatienten heute zudem eine viel längere Lebenszeit als noch vor Jahren. Auch das liegt unter anderem an einer viel besseren interdisziplinären Zusammenarbeit der Ärzte. So gibt es an den Oberlausitz-Kliniken beispielsweise schon seit einigen Jahren wöchentliche Tumor-Beratungen, bei denen die stationären und niedergelassenen Fachärzte aller beteiligten Bereiche – von der Diagnostik bis zur Strahlentherapie – die Behandlung jedes Patienten individuell besprechen.

Krankenhaus ist Vorreiter

„Im Kreis Bautzen sind wir mit der Gründung des Bauchzentrums wirklich Vorreiter“, sagt Ulrich Keßler nicht ohne Stolz. In Sachen Darmkrebs arbeitet die Chirurgische Klinik auch eng mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zusammen und unterzieht sich einer regelmäßigen Qualitätskontrolle. Die bestätigt den Bautzenern, dass die Klinik das Qualitätssiegel „Kompetenzzentrum“ tragen darf. Im bundesweiten Vergleich schneiden die Chirurgen der Oberlausitz-Kliniken gut ab. „Gerade in Zeiten, in denen nur noch um Fallzahlen diskutiert wird, ist uns ein solches Qualitätssiegel sehr wichtig. Das bestätigt uns offiziell: Wir können das auch“, sagt Chefarzt Keßler.

Die fachübergreifende Zusammenarbeit im neuen Bauchzentrum wird die Behandlungsqualität jetzt noch weiter erhöhen, ist der Mediziner überzeugt. Und das nicht nur bei Krebserkrankungen, sondern auch bei allen anderen gastroenterologischen Baucherkrankungen, also Erkrankungen des Verdauungstraktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse.

Stationen werden Nachbarn

In diesen Bereichen ist die Bautzener Klinik eines der größten Kompetenzzentren Ostsachsens. Rund 6 000 Magen- und Darmspiegelungen pro Jahr werden hier durchgeführt. Über 200 Patienten mit Darmerkrankungen müssen operativ versorgt werden. In Zukunft müssen Patienten für eine Operation nicht mal mehr von der Inneren auf die Chirurgische Station verlegt werden. Ab Januar werden die beiden Stationen direkt nebeneinander auf einer Ebene untergebracht sein. Dann sind auch die Wege für die behandelnden Ärzte auf die jeweils andere Station kürzer.

Chirurg Ulrich Keßler und Internist Frank Weder haben jetzt lange über den Darmkrebs-Patienten gesprochen. Jetzt stehen sie am Bett des 62-Jährigen. Gemeinsam erklären sie ihm, was sie in seinem Fall für die beste Behandlungsmethode halten. Schon nächste Woche soll der Mann operiert werden. Die Herzprobleme sind ein Risiko. Die Ärzte erklären ihm, wie sie diese während der OP in den Griff kriegen wollen. Die Heilungschancen stehen gut. Der Patient wirkt sehr erleichtert.