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Preise für die schönsten Kinder-Gärten in Sachsen ausgelobt

Die „Kleinen Weltentdecker“ spielen in einer preisgekrönten Außenanlage in Stolpen. Jetzt wird der Landeswettbewerb erneut ausgeschrieben. Dabei geht es nicht nur ums Geld.

Von Susanne Plecher
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Da bin ich! Krabbeln, Robben, Verstecken, Bemalen: Die Kriechrohre werden von den „Kleinen Weltentdeckern“ in Stolpen intensiv und abwechslungsreich bespielt.
Da bin ich! Krabbeln, Robben, Verstecken, Bemalen: Die Kriechrohre werden von den „Kleinen Weltentdeckern“ in Stolpen intensiv und abwechslungsreich bespielt. © Jürgen Lösel

Das Tollste an ihrem Garten ist die Rutsche. „Weil es, wenn es regnet, da so schön schnell ist.“ Logische Kinderantwort auf eine komische Erwachsenenfrage. Die Rutsche war den Kindern ein Herzenswunsch, als es hieß, die Außenanlagen ihres Kindergartens werden erneuert. Jetzt thront sie da, silbern und verlockend, wo es früher nur eine Wiese und eine Kiesfläche in Hanglage gab.

Der Kindergarten „Kleine Weltentdecker“ des Trägers „Gemeinsam Unterwegs e.V.“ ist 2014 im früheren Jugendheim in Stolpen eröffnet worden. „Damals hatten wir hier draußen nichts“, sagt Leiterin Martina Winter. „Was machen wir daraus?“, war die große Frage.

Acht Jahre später ist die einstige Einöde zu einer der gelungensten Außenanlagen sächsischer Kindergärten gekürt worden. Die „Kleinen Weltentdecker“ haben sich im Kinder-Garten-Wettbewerb 2022 gegen 58 Mitbewerber durchgesetzt. Der zweite Sieger ist das Kinderhaus „krea(k)tiv“ in Dresden, Sonderpreise gab es für das Evangelische Kinderhaus „Schatzinsel“ in Pulsnitz und das Kinderhaus „Regenbogen“ in Meißen.

Je nach Können nutzen die Kinder die Kletterebene, den Weg mit Findlingen und Baumstümpfen oder den Plattenweg zum Aufstieg in die zweite Ebene.
Je nach Können nutzen die Kinder die Kletterebene, den Weg mit Findlingen und Baumstümpfen oder den Plattenweg zum Aufstieg in die zweite Ebene. © Jürgen Lösel

Die Natur ist der Spielraum

„Seit 2008 führen wir den Wettbewerb immer über zwei Jahre und in einem dreistufigen Verfahren durch“, erklärt Eileen Hornbostel von der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung. Bis Ende Mai 2023 können sich Krippen, Kindergärten, Horte und Kindertagespflegestellen für den nächsten Durchgang bewerben. Voraussetzung ist, dass sie bereits konkrete Ideen verschriftlicht haben, mit denen sie ihre Außenanlagen zu „naturnahen und gesundheitsfördernden Bildungsräumen“ gestalten wollen.

Das klingt hochtrabender, als es ist. Grundideen sind, dass die Natur selbst der Spielraum ist und das Gelände in verschiedene Nutzungsbereiche gegliedert wird. So könnten manche Kinder in Experimentierecken, Outdoorküchen oder auf Kletterspinnen tüfteln und toben, während andere nebenan in Weidentippis, Baumhäusern oder Hängematten ausruhen und erzählen. Zeitgleich beobachten einige auf Trockenmauern, Wildblumenwiese oder Kräuterspirale Bienen und Schmetterlinge, während ihre Spielkameraden in der Wassermatschanlage oder im Kiesfeld kreativen Ideen nachgehen oder mit ihren Bobbycars und Rollern über Plattenwege donnern.

Nicht alles muss neu werden

Kita-Leiterin Martina Winter (links) und Erzieherin Carina Schieckel stehen dort, wo nur Hang und Wiese war– inmitten verbundener Spiellandschaften. Hinten rechts steht das Gartenhaus mit Dachterrasse, von wo aus die Kinder über Hängebrücken und Kletterst
Kita-Leiterin Martina Winter (links) und Erzieherin Carina Schieckel stehen dort, wo nur Hang und Wiese war– inmitten verbundener Spiellandschaften. Hinten rechts steht das Gartenhaus mit Dachterrasse, von wo aus die Kinder über Hängebrücken und Kletterst © Jürgen Lösel

Für den Wettbewerb können auch bereits bestehende Elemente verwendet werden. Als die Kita aus Stolpen sich 2020 bewarb, war in viel Eigen- und Elternarbeit und mit der Unterstützung des Vermieters der Hang bereits terrassiert, Sträucher angepflanzt, die Kletterspinne und ein Plattenweg angelegt worden. „Aber es fehlten noch Möglichkeiten, sich zu verstecken und zurückzuziehen“, sagt Erzieherin Carina Schieckel. „Und wir wollten die einzelnen Elemente verbinden, Übergänge schaffen.“

Dreimal Preisgeld möglich

Drei Stufen des Wettbewerbs bedeuten auch drei Möglichkeiten auf Preisgeld: Zunächst wählt eine Fachjury nach pädagogischen und landschaftsgestalterischen Kriterien die besten 30 Einrichtungen aus. Sie erhalten 400 Euro, werden fachlich begleitet und betreut und haben Zeit, ihre Ideen aus der Planung weiter zu entwickeln.

Die Stolpener zogen einen Gartenplaner zu Rate und bauten maßstabsgerecht ein Modell ihres Traumgartens, Ideen und Wünsche der Kinder inklusive. In der zweiten Stufe werden die besten zehn Kitas mit jeweils 1.000 Euro ausgezeichnet. Dieses Geld finanzierte den Weltentdeckern einen Teil des Gartenhauses mit begehbarer Dachterrasse. Im dritten Schritt besucht eine Jury die Gärten und wählt drei Landessieger aus. Sie erhalten 2.500 Euro – in Stolpen das Startkapital für das Baumpodest mit Hängebrücken zum Balancieren und Nestschaukel zum Ausruhen und Träumen.

Super Aussicht hier oben! Wie der Wind geht es über Verbindungsbrücken und Klettermöglichkeiten ab zum „Wolkennest“, einer Nestschaukel zum Ausruhen und Träumen.
Super Aussicht hier oben! Wie der Wind geht es über Verbindungsbrücken und Klettermöglichkeiten ab zum „Wolkennest“, einer Nestschaukel zum Ausruhen und Träumen. © Jürgen Lösel

Doch mit der Check-Übergabe ist der Wettbewerb noch nicht vorbei. Die Sieger öffnen in den beiden Folgejahren ihre Gartentore als Konsultationseinrichtungen, geben anderen interessierten Kita-Leitungen Auskunft und Rat. „Dann kommen aus ganz Sachsen pädagogische und technische Fachkräfte, Eltern, Träger und Spielraumplaner. Dieser kollegiale Austausch und fachliche Dialog auf Kita-Ebene ist das Herzstück des Wettbewerbes“, sagt Eileen Hornbostel.

Kleine hilfreiche Details machen den Alltag leichter: Eine Leine am Gartenhaus dient als simpler, aber effektiver Halter für Regenschirme.
Kleine hilfreiche Details machen den Alltag leichter: Eine Leine am Gartenhaus dient als simpler, aber effektiver Halter für Regenschirme. © Jürgen Lösel

„Das war für uns ganz wichtig und hat uns viele Impulse gegeben“, sagt Martina Winter und schaut auf die sehr kleine, aber um so vielfältigere Spiellandschaft mit Tobe-, Bau- und Versteckmöglichkeiten, zu der sich der Garten ihrer Kita in den vergangenen Jahren gemausert hat. Die Rutsche ist darin nur einer von vielen Höhepunkten.

Anmeldung bis 31. Mai möglich. Weitere Infos und Unterlagen hier.

Das Kultusministerium hat zum 7.Kinder-Garten-Wettbewerb eine Broschüre veröffentlicht. Zum kostenlosen Download geht es hier lang.