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Mit dem Schülerlabor auf Tour

Die Bergakademie Freiberg hat während der Pandemie ein besonderes Angebot für Schülerinnen und Schüler auf den Weg gebracht. Das Beispiel zeigt, wie Berufsorientierung funktionieren kann.

Von Annett Kschieschan
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Ein Beispiel, das Schule macht: Studierende der TU Freiberg begleiten die Versuche aus dem Experimente-Koffer an Gymnasien und Berufsschulen
Ein Beispiel, das Schule macht: Studierende der TU Freiberg begleiten die Versuche aus dem Experimente-Koffer an Gymnasien und Berufsschulen © TU Bergakademie Freiberg

Zwei Jahre Pandemie – das hat auch dort Spuren hinterlassen, wo Berufsorientierung beginnt. In den Schulklassen, in Vorbereitungskursen, bei Ferienpraktika und Schnupperstunden. Wenn es zumindest teilweise schon kompliziert war, den regulären Unterricht im Spagat zwischen Homeschooling, Präsenzstunden und abwechselnder Quarantäne von Schülern und Lehrpersonal einigermaßen umsetzen zu können, blieb manches auf der Strecke, was junge Leute auf ihren Abschluss und ihre berufliche Zukunft vorbereiten soll. Das bundesweite Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ wurde ins Leben gerufen, um genau hier zu helfen. Im Fokus steht nicht das bloße Lernen von Unterrichtsstoff, sondern die aktive Auseinandersetzung mit Lerninhalten und vor allem mit der eigenen Zukunftsplanung. Zu den Mitstreitern der Initiative gehört auch die Bergakademie in Freiberg.

Ein Team von Werkstofftechnikerinnen und -technikern der TU hat einen Experimente-Koffer gepackt und besucht damit Gymnasien und Berufsschulen in Sachsen. Das Projekt „Mobile Versuche“ ist Teil des Aufholprogrammes, das jetzt, wo die Pandemie zwar längst nicht vorbei ist, aber die meisten Corona-Regeln abgeschafft wurden, ganz konkret ansetzen kann.

Dem 3D-Druck auf der Spur

"Mit den einfach durchzuführenden Versuchen möchten wir den Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und ingenieurtechnischen Lösungen ermöglichen und sie wieder für das explorierende Lernen motivieren,“ erklärt Werkstofftechnikerin Dr. Anja Weidner das Prinzip, das praktisch so funktioniert: Schülerinnen und Schüler arbeiten in Kleingruppen zusammen und werden dabei vom Team der Bergakademie unterstützt, die (angehenden) Profis begleiten die Jugendlichen bei den Experimenten und beantworten Fragen. „Wir möchten die Teilnehmenden dazu befähigen, selbstständig Versuche durchzuführen und ihrer Neugier zu folgen. Je nach Interesse der Schülerinnen und Schüler führen wir Versuche mit verschiedenen Werkstoffen oder unterschiedlichen Prüfmethoden durch und erfahren, wie man Eigenschaften der Werkstoffe beschreiben und messen kann,“ sagt Jessica Heufelder, Studentin der Vertiefungsrichtung Nanotechnologie und studentische Hilfskraft.

Das Angebot kommt an. Im April war das mobile Schülerlabor etwa in Brand-Erbisdorf, Pirna, Dresden, Freital und Werdau zu Gast. Die nächsten Termine sind bereits geplant. Wer Lust auf mehr hat, kann auch in den Ferien beziehungsweise generell in der Freizeit mit der TU Freiberg experimentieren. Das Schülerlabor bietet zum Beispiel Versuche im 3D-Druck an. Gerade praktische Angebote helfen Jugendlichen oft besonders, wenn es um die Entscheidung für ein Studium oder eine bestimmte Ausbildungsrichtung geht. Das zeigt nicht nur das Schülerlabor der Bergakademie. Auch die Girls‘ Day Akademie Dresden etwa vermittelt ganz konkret, worum es in bestimmten Berufen – in diesem Fall im naturwissenschaftlich-technischen und im mathematischen Bereich – geht. Der Zuspruch zu dem Projekt war zuletzt so groß, dass das Angebot erweitert werden konnte. Mit Blick auf den Fachkräftemangel, der auch in Sachsen zunehmend zum ernsten Problem wird, sind die praxisbezogenen Projekte zur Berufsorientierung besonders wichtig. Das weiß auch die Politik.

Unterstützung vom Bund

Nicht zuletzt deshalb wurden für das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ für die Jahre 2021 und 2022 zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Ein Teil der entsprechenden Maßnahmen wird durch die Bundesländer umgesetzt. Zur Finanzierung überlässt der Bund den Ländern einen zusätzlichen Anteil an der Umsatzsteuer in Höhe von insgesamt 1,29 Milliarden Euro.

Dass es in den Regionen genügend Ideen und Potenzial für Unterstützungsangebote gibt, zeigen Initiativen wie die der TU Freiberg und der Girls‘ Day Akademie, die vom Frauenförderwerk Dresden betreut wird, deutlich. Fest steht aber ebenso: Sie werden auch dann noch gebraucht werden, wenn die Pandemie tatsächlich einmal Geschichte ist.