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Mit digitalem Durchblick ins neue Jahr

Weiterbildungsformate finden nicht erst seit Corona auch digital statt. Die Pandemie hat der Branche aber einen gehörigen Schub gegeben.

Von Annett Kschieschan
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Gute Aussichten für neue Lehr- und Lernmethoden: Zunehmend findet Weiterbildung heute digital statt. Das hat Vorteile, erfordert aber auch neue Konzepte.
Gute Aussichten für neue Lehr- und Lernmethoden: Zunehmend findet Weiterbildung heute digital statt. Das hat Vorteile, erfordert aber auch neue Konzepte. © AdobeStock

An die Zoom- oder die Team-Konferenz haben sich inzwischen fast alle gewöhnt. Die anfangs von manchem Mitarbeiter skeptisch beäugte Technik ist längst gern genutztes Werkzeug im Arbeitsalltag geworden. Aber wie sieht das bei Weiterbildungen aus, die über ein kurzes Tutorial hinausgehen? Funktionieren auch komplexe Seminare mit praktischen Komponenten als digitale Formate? Die einfache Antwort lautet „Grundsätzlich ja“. Wenn es um die konkrete Umsetzung geht, ist allerdings eine entsprechende Vorbereitung nötig - und zwar gleichermaßen aufseiten der Nutzer und der Lehrenden. Sinnvoll dürfte die allemal sein, denn die aktuelle Pandemielage ist gerade in Sachsen wieder angespannt genug, um Präsenzseminare mindestens unvernünftig erscheinen zu lassen. Unstrittig dürfte deshalb sein, dass in der beruflichen Weiterbildung auch im neuen Jahr vor allem digital gelernt wird.

Die Vorbereitung

An der entsprechenden Technik sollte es nach anderthalb Jahren Pandemie eigentlich nicht mehr fehlen. Wenn doch, gibt es hier den ersten Handlungsbedarf. Videokonferenz-Anbieter gibt es mehrere. Teams und Zoom dürften noch immer als die gängigsten gelten. Virtual und Augmented Reality (VR und AR) ermöglichen im wahrsten Sinne des Wortes eine andere Perspektive auf Seminarinhalte. VR-Brillen sind inzwischen recht bekannt und längst nicht mehr nur im Online-Spiele-Bereich Alltag. Als „computergenerierte Wirklichkeit“ mit 3 D-Bild und Ton vermittelt VR auch Weiterbildungsthemen sehr unmittelbar. Sie wird an Universitäten, aber auch bei Anwenderschulungen im Maschinenbau eingesetzt. Allerdings lassen sich damit auch Verkaufs- beziehungsweise generell Kundengespräche vor fast echtem Szenario proben.

Die Augmented Reality dagegen verbindet analoge und digitale Inhalte und erweitert damit die Erfahrungsmöglichkeiten des Nutzers. Bild, Video, Text, Ton - all das kann Weiterbildungen effektiv und abwechslungsreich machen. Experten halten sowohl die VR als auch die AR für einen Zukunftsmarkt, auch, weil in beiden Bereichen intensiv geforscht wird.

Die Lernkultur

Für die digitale Weiterbildung gilt, was auch bei der Arbeit im Homeoffice wichtig ist: Es braucht eine Struktur, die stärker auf Eigenverantwortung setzt, als es vielfach die Präsenzkultur tut. Wenn man weder Nebenmann noch Nebenfrau im Seminarraum fragen kann, wenn man etwas nicht verstanden hat, ist Konzentration in einem störungsarmen Umfeld besonders wichtig. Gleichzeitig brauchen digitale Kurse ein klares Kommunikations-Management, das festlegt, ob Fragen direkt oder erst nach Ende eines Seminarteils gestellt werden, wer eine entstehende Diskussion moderiert und welchen Zeitrahmen sich die Gruppe dafür setzt. Das erfordert auch ein Umdenken bei den Dozenten. Nicht immer lassen sich Teilnehmer online gut zum Mitmachen animieren. Das Symptom der digitalen Ermüdung als Folge der permanenten Bildschirmarbeit und der auch im privaten Rahmen oft nahezu ausschließlich digitalen Kommunikation sollten Lehrende schon bei der Planung von Seminaren im Blick haben. Der Einsatz unterschiedlicher Medien und der Einbau von Praxisübungen einerseits und Pausen andererseits können hier helfen. Eine weitere Option kann es sein, die Teilnehmer aktiv in die Gestaltung der Kurse einzubinden - der sogenannte User Generated Content erhöht Interesse und Interaktionsbereitschaft.

Die digitale Freiheit

Nicht jeder lernt gut und gern in Gruppen – auch nicht, wenn er dabei im heimischen Arbeitszimmer sitzt. Eine große Chance der digitalen Weiterbildung sind die vielfältigen Möglichkeiten zur Individualisierung. Warum sollen Mitarbeiter ihren Schulungsplan nicht eigenständig abarbeiten - zu Zeiten, die ihnen am besten passen? Flexible und transparente Lernpläne können ebenfalls zur Steigerung der Motivation beitragen. Wichtig ist hier, dass sich niemand mit offenen Fragen alleingelassen fühlt. Ansprechpartner sollten entsprechend ebenso flexibel am Start sein.

Sogenannte Learning Experience Plattformen machen es möglich, Inhalte für den Nutzer übersichtlich und ansprechend präsentieren zu lassen und dabei auch Optionen für die Individualisierung offen zu halten. Noch einen Schritt weiter gehen Digital Adoption Plattformen, bei denen Teilnehmer in Echtzeit durch Schulungsprogramme gelotst werden, die ihnen genau erklären, was im jeweils nächsten Schritt zu tun ist.

Werden Dozenten damit überflüssig? Auf keinen Fall. Kommunikation – auch das ist eine der wichtigeren Erkenntnisse aus der Pandemie – funktioniert auf vielen Ebenen und ergänzt sich gleichsam durch unterschiedliche Werkzeuge und Kanäle.