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Nachwuchs für die grüne Forschung

Der Einsatz nachwachsender Ressourcen, die Entwicklung klimafreundlicher Arbeitsprozesse - kurz die Bioökonomie - wird immer wichtiger. Im Dreiländer-Eck zeigen junge Leute, wohin der Weg gehen kann.

Von Annett Kschieschan
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Zittauer Schüler beim Pflanzen eines Baumes im Studentenpark Zittau. Hochschule und allgemeinbildende Schulen in der Region arbeiten seit Jahren eng zusammen.
Zittauer Schüler beim Pflanzen eines Baumes im Studentenpark Zittau. Hochschule und allgemeinbildende Schulen in der Region arbeiten seit Jahren eng zusammen. © Hochschule Zittau/Görlitz

Die Arbeitswelt der Zukunft wird sehr viel grüner sein als die heutige. Die Klimakrise zeigt so deutlich wie noch nie, dass viele der bisherigen Wirtschaftskreisläufe langfristig verändert werden müssen. Aber worauf wird es ankommen in den Berufszweigen der nächsten zwanzig oder dreißig Jahre? Wie lassen sich theoretische Ziele zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung realistisch umsetzen - nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen? An der Hochschule Zittau/Görlitz - mitten im Herzen Europas gelegen - forscht man intensiv auch zu solchen Fragen. 

Bioökonomie ist dabei eines der entscheidenden Stichworte. Es ist auch Thema des Wissenschaftsjahres 2020 und Inhalt von Studiengängen wie Biotechnologie, Angewandte Naturwissenschaften sowie Ökologie und Umweltschutz, mit denen die Hochschule im Osten Sachsens junge Leute auf die Herausforderungen von morgen vorbereitet. Neben einer zukunftsweisenden Lehrausbildung stehen die Forschung, Entwicklung und auch die Herstellung von Materialien, Produkten und Verfahren, basierend auf der Nutzung nachwachsender Ressourcen, im Fokus. Wie das konkret aussehen kann, zeigt die Hochschule gern. So wurde im Oktober zum Tag der Umwelt eingeladen. Unter dem Motto „Zurück in die Zukunft? #Bioökonomisch #Bioökologisch # Biologisch“ ging es um Ideen und Projekte, die das Leben naturnaher und gleichzeitig den Umweltschutzgedanken wirksamer machen können. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft stellten eigene Forschungsvorhaben und Geschäftsmodelle zur Bioökonomie vor. 

Die präsentierten und diskutierten wissenschaftlichen, technischen, landwirtschaftlichen und unternehmerischen Vorhaben und Ideen seien sehr vielfältig und vor allem eine Möglichkeit, Forschungs- und Unternehmungsgeist zusammen zu bringen, so Professor Jakob Hildebrandt, der eine Professur für umweltorientierte Unternehmensführung und Nachhaltigkeit innehat. „Außerdem gehen von solchen Veranstaltungen Impulse aus, um zukunftsweisende Themen über biobasierte Materialien, nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien noch genauer und beispielhafter an verschiedene Studiengänge wie Ökologie und Umweltschutz, Biotechnologie und Erneuerbare Energie zu adressieren und unseren Studierenden stets eine hochwertige Lehre anzubieten“, so der Professor weiter.

Problemlöser-Studium in Sachsen

Gut möglich also, dass eine der in Zittau und Görlitz vorgestellten Anregungen einmal groß herauskommt. Denn: Ohne Bioökonomie wird künftig nicht mehr viel gehen. Das Studium verbindet Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Entwicklung. Die Schwerpunkte liegen dabei zum einen auf der Frage, wie Menschen und Tiere künftig ernährt werden können, ohne den Raubbau an der Natur voranzutreiben, welche Kraftstoffe zum Antrieb der Technik genutzt werden und welche natürlichen Materialien zunehmend Kunststoffe ersetzen könnten. 

Holz ist eines der großen Themen in der Bioökonomie. In der Oberlausitz - einem traditionell waldreichen Gebiet - haben die Studierenden den Ansatz zur Lösung so quasi vor der Haustür. Ebenfalls vor der Haustür liegen freilich die Braunkohlereviere, deren Tage gezählt sind und die den Strukturwandel in der Region alternativlos machen. Auch hier setzt die Bioökonomie an. Spannung verspricht so ein lebensnahes Studium also allemal. Und es sind längst nicht nur Studierende, die sich mit den drängenden Fragen einer nachhaltigen Zukunft befassen. Zum Aktionstag im Oktober etwa pflanzten Vertreter der Hochschule Zittau/Görlitz gemeinsam mit Schülern und Lehrern des Christian-Weise-Gymnasiums und der Weinau-Oberschule einen neuen Baum im Studentenpark Zittau. Ermöglicht wurde das insbesondere durch die Klimabotschafter und -botschafterinnen, also engagierte Schüler des Plant-for-the-Planet-Projekts beider Schulen, die sich seit drei Jahren mit Beiträgen beim jährlichen Tag der Umwelt an der Hochschule einbringen.

Und weil Nachhaltigkeit und Genuss kein Widerspruch sind, wurde dabei auch noch „Gute Schokolade“ verkauft. Die Idee: Händler und Hersteller der Süßigkeit verzichten auf ihren Gewinn und spenden ihn an „Plant-for-the-Planet“. Die Schüler pflanzen davon so viele Bäume, dass die Produktion jeder Tafel komplett klimaneutral ist und die Bäume auch zukünftig CO² aus der Atmosphäre umsetzen. Die Weichen für die Arbeitswelt müssen ohne Frage gestellt werden. Davon ist man an der Hochschule Zittau/Görlitz überzeugt – und leistet mit guten Ideen und engagiertem Nachwuchs einen Beitrag dazu, die Welt zumindest ein kleines Bisschen besser machen zu können. An der Hochschule Görlitz/Zittau spielt die Bioökonomie eine große Rolle. Bei einem Aktionstag im Oktober kamen viele Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu ins Gespräch, natürlich mit Abstand.Wer sich für ein Studium interessiert, kann sich gern beraten lassen. In einem YouTube-Video wirbt die Hochschule für die Bioökonomie als „Problemlöser-Studium“ - und der Bedarf dafür dürfte heute höher sein als selten zuvor.www.hszg.de

An der Hochschule Görlitz/Zittau spielt die Bioökonomie eine große Rolle. Bei einem Aktionstag im Oktober kamen viele Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu ins Gespräch, natürlich mit Abstand.
An der Hochschule Görlitz/Zittau spielt die Bioökonomie eine große Rolle. Bei einem Aktionstag im Oktober kamen viele Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu ins Gespräch, natürlich mit Abstand. © Hochschule Görlitz/Zittau