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Bio im Dorfladen

In Nebelschütz gibt es seit Anfang November wieder einen Tante-Emma-Laden. Mit verblüffendem Angebot.

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© René Plaul

Von Manuela Paul

Es ist wieder Leben eingezogen in den Nebelschützer Dorfladen. Seit Anfang November gibt es in der rund 80 Quadratmeter großen Verkaufsstelle Obst, Gemüse, Eier, Käse, Backwaren, Konserven und einiges mehr. Vieles davon in Bioqualität. In den gut sortierten Regalen finden Kunden manches, was man in Einheits-Märkten diverser Supermarktketten vergeblich sucht. Zum Beispiel Emmer- oder Champagnerroggenmehl, frischen Quark oder Bohnen aus der Kaffeerösterei Wüstenbrand.

Nachhaltig, regional, saisonal, ökologisch soll sein, was Kunden in dem Nebelschützer Lädchen kaufen können. Das ist der Anspruch von Hubert F. Lange, der das Projekt Dorfladen gemeinsam mit Ruth Tinschert, Michael Schmidt und Thomas Noack als Unternehmensgesellschaft betreibt. Entstanden ist das Ganze aus eigener Kraft. Ohne einen Kredit. Nur mit knapp 2000 Euro Eigenmitteln und jeder Menge Engagement.

Der kleine Laden verkauft Produkte von regionalen Bauern und Kleinerzeugern. Das sind zum einen Hersteller, die Hubert F. Lange schon seit Langem kennt – so wie die Kaffeefee aus Wüstenbrand, zum anderen aber auch Produzenten, die man jetzt gezielt sucht. So werden in ein, zwei Wochen beispielsweise auch leckere Brotaufstriche neu ins Angebot aufgenommen. „Wir verkaufen nur Sachen, die wir mit unserem Gewissen vereinbaren können“, umreißt Lange die Unternehmensphilosophie. Dabei will der Lausitzer Höfeladen eine Art Marktplatz für regionale Produkte sein, aber auch die Bekanntheit und Vernetzung der regionalen Erzeuger steigern.

Alle Kraft wird in den Laden gesteckt

Dafür gebe es mehrere gute Gründe. Einer sind die kurzen Transportwege. Dadurch seien diese Waren ökologischer als andere. Teils auch frischer. Denn heimisches Obst und Gemüse könne zum Beispiel ausreifen und so erntefrisch verkauft werden. Eine kleine Auswahl an Südfrüchten gibt es aber auch. „Da kommt man nicht drumherum.“ Die bezieht das Team vom Großhandel Erfurt. Von rund 21 Erzeugern haben die Nebelschützer momentan Waren im Angebot. Tendenz steigend. Im Moment machen die vier Gesellschafter allerdings noch alles selber, verrät der 57-jährige Bautzener. Vom Ein- bis zum Verkauf. „Derzeit stecken wir alle Kraft in den Laden.“ Doch dabei soll es nicht bleiben. Denn Ideen gibt es noch einige. Umweltschule und Permakultur sind nur zwei der weiteren Vorhaben, die unter der Dachmarke Lausitzer Höfeladen laufen sollen. Doch bevor das in Angriff genommen wird, soll über das EU-Programm Leader eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.

Dass die vier Gesellschafter ihr Projekt ausgerechnet in Nebelschütz starteten, hat mit Hubert F. Langes Freundschaft zu Thomas Zschornak, seines Zeichens Bürgermeister der kleinen sorbischen Gemeinde, zu tun. Nachdem seine Vorgängerin die Verkaufsstelle im September schloss, habe Thomas Zschornak mit ihm gesprochen. Sehr eindringlich, wie der studierte Landwirt schmunzelnd zu verstehen gibt. „Er hat gesagt, man könne den Dorfladen doch nicht so einfach sterben lassen.“ Hubert F. Lange ließ sich überreden. Der Tante-Emma-Laden soll nun eine Art Testballon sein, so der 57-jährige. Denn er und seine Mitstreiter setzen nicht allein auf Kunden vor Ort. „Damit trägt sich das Geschäft nicht.“ Zumal Nebelschütz dafür eigentlich zu klein ist. Deshalb gibt es auch Lieferangebote. Zum Beispiel die Abo-Frischekiste. Die können Kunden wöchentlich oder vierzehntägig bekommen. Ausgeliefert wird die Ware im Kreisgebiet Bautzen. Das Höfeladen-Team packt aber auch individuelle Lebensmittelkisten. Die erste hat Lange dieser Tage zugestellt. Der Kunde war zufrieden. „Er hat gesagt, wenn er das alles bei nah und gut gekauft hätte, wäre es vielleicht vier, fünf Euro teurer gewesen. Das war fast wie ein Ritterschlag“, freut sich der Geschäftsmann.

Kunden können sagen, was sie brauchen

In puncto Vermarktung setzt das Höfeladen-Team übrigens auf Kommunikation und nicht aufs Web. „Wir wollen kein Internetshop werden.“ Die Kunden sollen sagen oder aufschreiben, was sie gern haben möchten, er und sein Team versuchen dann, es zu besorgen. „So, wie es früher war.“ Mit Fleisch laufe es schon jetzt so. Das bezieht der Lausitzer Höfeladen von der Bio-Fleischerei Mörl aus Diehmen. Für die Festtage kann man auch frisches Schlachtgeflügel oder Wild ordern. Süßwasserfisch – frisch geschlagen – ist ebenfalls auf Bestellung im Angebot. „Wir wollen mit dem Laden lernen“, erklärt Hubert F. Lange.

Die Kundenresonanz in den ersten zwei Wochen sei ganz passabel, aber zu Euphorie gebe es keinen Grund. „Das habe ich aber auch nicht anders erwartet.“ Man müsse den Leuten Zeit lassen. Bei immer mehr Verbrauchern gebe es in Sachen Lebensmittelkauf langsam ein Umdenken – weg von industriell Verarbeitetem, hin zu Natur. Das sei ein Prozess, den man gern begleiten wolle, so Lange. Auch Umweltbewusstsein sowie der Nachhaltigkeitsgedanke würden für viele immer wichtiger.