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„Bis zuletzt Sparkasse“

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Meißen Rolf Schlagloth ist im Alter von 54 Jahren gestorben. Der Landkreis verliert einen echten Macher.

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© Andreas Weihs

Von Ulf Mallek

Meißen. Wenn es schwierig wurde, da war er persönlich zur Stelle. Immer. Er schickte niemanden anderes vor. Trotz seiner schweren Krankheit stellte sich Rolf Schlagloth noch vor wenigen Tagen, am Freitag, der Presse, um die Preiserhöhungen bei den Kontoführungsgebühren zu erklären. Er ließ sich nichts anmerken. Sein langes Leiden nicht und auch nicht, dass er genau wusste: Er hatte nicht mehr lange zu leben. Am 27. Februar starb er in der Uniklinik Dresden.

Mit seiner Krankheit ging er ziemlich offen um. Er erzählte zwar nicht jedem die aktuelle Prognose seiner Ärzte, aber wenn einer fragte, so erhielt er Auskunft. In einem ruhigen sachlichen Ton. Rolf Schlagloth berichtete von seiner Krankheit so wie andere von Problemen auf Arbeit. Ein Mann der Fakten, der Ruhe und der Gelassenheit.

Er machte Mut

Trotz vieler Behandlungstermine blieb Rolf Schlagloth bis zum letzten Tag der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Meißen. Mit seiner tapferen Haltung machte er anderen Menschen in ähnlicher Lage Mut. Noch an seinem Todestag, am Dienstag, ist in der Sächsischen Zeitung ein Interview mit ihm erschienen. Er setzte sich darin mit kritischen Leserfragen zu den neuen Kontomodellen auseinander. Vielleicht sollte es so sein. „Sparkasse bis zuletzt“, sagte sein Vorstandskollege und enger Vertrauter Rainer Schikatzki.

Nicht jede von Schlagloths Entscheidungen fand überall Beifall. Die Schließung von Filialen und der Abbau von Geldautomaten auf dem Land brachten ihm viel Kritik ein. Doch Schlagloth versteckte sich nicht hinterm Schreibtisch, sondern ging in die Gemeinden zu Bürgerversammlungen und stellte sich der öffentlichen Kritik. Letztlich war sein Weg erfolgreich: Die Sparkasse Meißen steht wirtschaftlich sehr solide da und kann mit viel Geld Vereine, Denkmalpflege, Sport sowie Kunst und Kultur im Landkreis Meißen unterstützen. Schlagloth, der gern Geige spielte, half mit seiner Sparkasse dem Moritzburg Festival.

Schagloth kam 2007 von Zittau nach Meißen. Geboren wurde er am 15. September 1963 in Birkesdorf/Düren (Nordrhein-Westfalen). Nach dem Abitur im Jahr 1983 ging er zur Bundeswehr ins Panzeraufklärungsbataillon 11 in Muster. Danach lernte er Bankkaufmann in der Kreissparkasse Düren. Von 2008 bis 2010 besuchte Rolf Schlagloth die Deutsche Sparkassenakademie und erwarb den Abschluss Master of Business Administration. Über Köln, Düsseldorf, wieder Düren, Erfurt und Zittau kam er schließlich als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse in den Landkreis Meißen. Am 1. April 2007 fing er in Riesa an. Die Sparkasse hieß zwar Meißen, hatte ihren Hauptsitz aber in Riesa. Das hing mit der Kreisreform zusammen und der damit verbundenen Fusion zweier Sparkassen: Meißen und Riesa, die beide berücksichtigt werden wollten. Schlagloth übernahm eine Sparkasse, die aus zwei unterschiedlichen Flügeln mit unterschiedlichen Kulturen bestand. Tatsächlich gelang es ihm aber durch eine geschickte Personalpolitik, aber auch mit dem konsequenten Beharren auf seinen Kurs ein einheitliches Unternehmen zu formen.

Er führte die Sparkasse mit Weitblick auch durch schweres Fahrwasser und hielt die oft harte Kritik aus. Die Daten zur Wirtschaftlichkeit der Sparkasse Meißen geben ihm heute Recht. Es war richtig, nach der Effizienz einer Filiale zu fragen, die Geldautomaten auf Umsatz zu prüfen oder das Onlinebanking zu fördern. Von diesen Entscheidungen hingen auch Arbeitsplätze ab. „Er war aber auch bereit, wenn der politische Druck aus dem Kreistag Handlungsbedarf signalisierte, nach Kompromissen zu suchen“, so das Landratsamt Meißen.

Konflikte nicht gescheut

Die Geldausgabe im Auftrag der Sparkasse Meißen beim örtlichen Bäcker oder Getränkehändler sind so ein Beispiel. Für Rolf Schlagloth waren solche unspektakulären Maßnahmen sehr wichtig. Er scheute nicht den Konflikt, er ließ sich aber beraten und suchte dann nach neuen Wegen, um den Menschen in der Region entgegenzukommen oder sie mitzunehmen. Landrat Arndt Steinbach sagt über Rolf Schlagloth: „Er war ein äußerst kompetenter Bankfachmann, der weit über die Sparkassengrenzen hinausgeschaut hat. Seine Kenntnisse über den internationalen Geldmarkt und die Entwicklung waren beeindruckend. Der Verwaltungsrat hat ihn sehr geschätzt. Doch wir mochten auch den Menschen Rolf Schlagloth. Er wird uns an vielen Stellen sehr fehlen.“

Riesas OB Marco Müller sagt: „Die Nachricht von Rolf Schlagloths Tod hat mich sehr erschüttert. Riesa verliert mit ihm einen echten Macher.“

Rolf Schlagloth lebte in Radebeul, war verheiratet und hinterlässt eine Ehefrau und vier Kinder.

Ab 5. März wird die Sparkasse Meißen in den großen Beratungscentern (Meißen-Neugasse, Radebeul-Kötzschenbroda, Großenhain-Dresdner Straße, Riesa-Hauptstraße) bis zum 21. März Kondolenzbücher auslegen.

Damit erhalten Kunden, Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens die Möglichkeit, ihre Trauer auszudrücken.