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Reisebüro-Leiterin hilft jetzt im Pflegeheim

Andrea Hoffmann aus Bischofswerda kann derzeit keine Reisen verkaufen. Doch sie klagt nicht, sondern macht sich dort nützlich, wo sie dringend gebraucht wird.

Von Richard Walde
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Belegte Brote statt bunter Kataloge: Andrea Hoffmann, die in Bischofswerda ein Reisebüro betreibt, aber wegen der unsicheren Corona-Lage gerade keine Reisen verkaufen kann, hilft derzeit im Seniorenwohnhaus Am Belmsdorfer Berg.
Belegte Brote statt bunter Kataloge: Andrea Hoffmann, die in Bischofswerda ein Reisebüro betreibt, aber wegen der unsicheren Corona-Lage gerade keine Reisen verkaufen kann, hilft derzeit im Seniorenwohnhaus Am Belmsdorfer Berg. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. "Negativ getestet werden und positiv denken" - das ist derzeit das Credo von Andrea Hoffmann. Die Chefin eines Reisebüros aus Bischofswerda ist aktuell dort im Einsatz, wo eine Corona-Infektion besonders gefährlich sein kann. Sie arbeitet mehrmals pro Woche im Seniorenwohnhaus Am Belmsdorfer Berg. "Es ist wichtig, dass man nicht nur mit verdüstertem Gesicht zu Hause sitzt, sondern etwas für die Gesellschaft beiträgt", sagt sie gegenüber Sächsische.de.

In ihrem Beruf ist aktuell alles unsicher, denn aufgrund der unterschiedlichen Bestimmungen in verschiedenen Ländern sei nicht klar, ob und wann Urlaub stattfinden kann. "Im Moment kann ich niemandem sagen: ‚Morgen kannst du losmachen.‘ Man muss ja die ganzen Sachen mit einer möglichen Quarantäne bedenken", sagt Andrea Hoffmann.

Das Gefühl, gebraucht zu werden, hat gefehlt

Deshalb hat sie in der Weihnachtszeit des vergangenen Jahres den Entschluss gefasst, sich für etwas zu engagieren. "Man weiß ja, dass im Pflegebereich immer Personal gesucht wird, und ich bin auf einen Aufruf auf Facebook gestoßen", sagt sie. Darauf habe sie sich gemeldet, und schon bald durfte sie ihren neuen Job beginnen. "Erkundigt habe ich mich an einem Donnerstag und am Montag habe ich schon angefangen", erzählt Andrea Hoffmann.

Das "sehr schöne Gefühl, gebraucht zu werden", habe ihr viel zu lange gefehlt. Mit der Unterstützung ihrer neuen Kollegen sei es auch gelungen, sich schnell einzuleben. Vorher hatte sie ja noch nie in einem Pflegeheim gearbeitet. Allerdings kenne sie einige der Bewohner. "Es ist eine schöne Sache, dass man mit Menschen arbeitet, auch teilweise mit früheren Kunden des Reisebüros", erzählt sie.

Quereinsteiger sind im Heim jederzeit willkommen

Als Hauswirtschafterin ist Andrea Hoffmann ungefähr dreimal pro Woche für rund sechs Stunden im Einsatz. "Ich richte mich ein, wie ich im Pflegeheim meinen Dienst habe", sagt sie. Ihre Aufgaben seien sehr vielfältig, auch wenn sie natürlich keine pflegerischen Tätigkeiten übernehmen dürfe. "Vom Schnittchenmachen bis zum Zimmerwischen ist alles dabei", erklärt sie. Eines sei dabei besonders wichtig. "Das Wohl der Bewohner steht immer im Vordergrund."

Dass Andrea Hoffmann ihre Arbeit gut macht, bestätigt der Leiter des Pflegeheims. "Die Mitarbeiter sind sehr zufrieden mit ihr und finden es toll, dass sie diesen Schritt in dieser Zeit gegangen ist", sagt André Neumann. Er ist auch weiterhin auf der Suche nach neuem Personal.

Quereinsteiger seien jederzeit willkommen. "Das Wichtigste sind die Neugier auf eine neue Beschäftigung und die soziale Einstellung dem Beruf und den Bewohnern gegenüber", erzählt Neumann. Interessierte könnten sich gern beim Seniorenwohnhaus "Am Belmsdorfer Berg" bewerben. Angst brauche man vor der neuen Herausforderung keine zu haben. "Den neuen Mitarbeitern wird eine intensivere Einarbeitung gegeben, da sie sich ja neu orientieren müssen", sagt André Neumann. Dass dies bei Andrea Hoffmann so schnell funktioniert habe, freue alle Beteiligten.

Der Ehemann übernimmt im Reisebüro

Sie kümmert sich aber nach wie vor um ihr Reisebüro. Auch wenn dort aktuell kaum etwas los ist, soll am Telefon immer ein Ansprechpartner für die Kunden erreichbar sein. Während sie im Pflegeheim arbeitet, übernimmt das ihr Mann, mit dem sie das Reisebüro gemeinsam leitet.

"Da ich Rentner bin, kann ich mir meine Zeit einteilen", erklärt Volker Hoffmann und findet auch außerhalb ihrer neuen Tätigkeit lobende Worte für seine Frau. "Als die Pandemie losging, hat sie sich darum gekümmert, dass alle unsere Kunden ihr Geld wiederbekommen." Das habe bis heute bei allen geklappt. Ihm ist diese Botschaft besonders wichtig: "Die ganze Welt jammert, aber die Leiterin eines Reisebüros geht ins Pflegeheim und hilft."

Wie lange Andrea Hoffmann noch im Pflegeheim arbeiten wird, ist offen. "Dort wissen sie ganz genau - wenn es im Reisebüro weiterläuft, werde ich mich wieder darauf konzentrieren", sagt sie. Bis dahin könne aber noch eine Menge passieren. "Ich kann auch jederzeit verlängern, das ist gar kein Problem."

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