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Frankenthaler retten Handdruckspritze

Fast 100 Jahre ist das historische Löschgerät alt - und jetzt wieder wie neu. Dank einiger Enthusiasten.

Von Manuela Paul
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Diese Männer haben die alte Handdruckspritze der Frankenthaler Feuerwehr restauriert: Enrico Oelke, Helmut Petzold, Dieter Damme, Ottmar Peter, Nico Standfuß und Uwe Hentsche (v.l.).
Diese Männer haben die alte Handdruckspritze der Frankenthaler Feuerwehr restauriert: Enrico Oelke, Helmut Petzold, Dieter Damme, Ottmar Peter, Nico Standfuß und Uwe Hentsche (v.l.). © privat

Frankenthal. Sie ist der ganze Stolz der Frankenthaler Feuerwehr: die historische Handdruckspritze. Vor 99 Jahren kaufte die Gemeinde Frankenthal das seinerzeit sehr effektive Löschgerät. Auch wenn es heute kaum vorstellbar ist: Handdruckspritzen waren damals das Modernste, um Brände zu bekämpfen. Zuvor gab es nur Feuerpatschen und Ledereimer, die mit Hilfe einer Menschenkette zum Brandort gelangten. 

Die Frankenthaler Spritze hat die Zeiten überdauert. Doch ihr Zustand war nicht mehr der beste. Letztes Jahr habe man festgestellt, dass die Räder hin sind, erzählt Uwe Hentsche. Der 57-Jährige ist stellvertretender Leiter der Alters- und Ehrenabteilung der Frankenthaler Wehr und weiß, wovon er spricht. Denn das immer noch funktionstüchtige Löschgerät fristet nicht etwa ein stiefmütterliches Dasein im Gerätehaus, sondern wird rege genutzt. „Wir sind bei vielen Festumzügen in der Umgebung dabei“, berichtet Hentsche. Und auch beim Oberlausitzer Handdruckspritzentreffen bewundern Besucher das historische Stück gern. 

Feuerwehr-Senioren nutzen Corona-Pause

Deshalb sollte die Spritze neue Räder bekommen. Den Grundstock dafür bildete ein 800-Euro-Zuschuss von der Kreissparkasse Bautzen. Doch das reichte keinesfalls, erinnert sich Uwe Hentsche. 2.800 Euro waren für die vier Holzräder veranschlagt. Zudem musste man jemanden finden, der sie anfertigt. Kein leichtes Unterfangen, denn das Stellmacherhandwerk zählt zu den aussterbenden Berufen, so Uwe Hentsche. Dank Fördermittel aus der Ehrenamtsförderung des Landkreises Bautzen und Spenden von drei örtlichen Firmen konnte die Wehr ihr Vorhaben Ende April umsetzen.

Allerdings zeigten sich bei genauerem Hinsehen noch mehr Verschleißerscheinungen. Da es wegen Corona keine Festumzüge und ähnliches gab, entschlossen sich die Frankenthaler, diese Zeit zu nutzen, um auch der Rest der historischen Spritze in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Einige Feuerwehr-Senioren nahmen sich Ende Juni der Sache an, erzählt der Leiter der Alterswehr Dieter Damme. Damit die umfangreiche Restaurierung vonstatten gehen konnte, räumte Enrico Oelke kurzerhand seine Garage frei. Traktor raus, Handdruckspritze rein. 

Kunstmaler mischt Farben nach Originalton

Eine besondere Herausforderung sei die Erhaltung der zahlreichen Ornamente und Verzierungen auf den einzelnen Bauteilen gewesen, erinnert sich der 78-Jährige. Dafür brauchte es das Können eines Fachmannes. Den fanden die Frankenthaler im örtlichen Kunstmaler Helmut Petzold. Er gestaltete den alten Spritzenwagen detailgetreu mit eigens nach dem Originalton gemischten Farben. Monatelang werkelte die kleine Truppe an dem Löschgerät. Unzählige Abende und Wochenenden gingen dabei ins Land. Nur eins habe man beim Arbeiten völlig vergessen – genau festzuhalten, wie viele Stunden dabei eigentlich zusammenkamen.

Nun erstrahlt die Spritze in altem Glanz. Und das ist gut so. Denn nächstes Jahr wird sie 100 Jahre alt. Dann wollen die Frankenthaler sie präsentieren. Ein guter Grund, die ganze Oberlausitz nach Frankenthal einzuladen. Der Kreisfeuerwehrverband Bautzen hat entschieden, dass die Frankenthaler das Spritzentreffen 2021 ausrichten dürfen. Falls es stattfinden kann. Dieses Jahr machte Corona einen Strich durch die Rechnung.   

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