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Wird Goldbachs Schule teurer als geplant?

Bischofswerdas Stadträte drängen auf Kostentransparenz, doch beraten wird dazu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Begründung des OB überrascht.

Von Ingolf Reinsch
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Martin Teich plante den Schulneubau in Goldbach. Jetzt betreut und überwacht er die Arbeiten vor Ort.
Martin Teich plante den Schulneubau in Goldbach. Jetzt betreut und überwacht er die Arbeiten vor Ort. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. In Goldbach nimmt der Schulneubau Konturen an. Bis Anfang November soll das dreigeschossigen Gebäude im Rohbau stehen. Etwa vier Wochen brauchen die Bauleute, um eine Etage zu errichten, sagte Martin Teich jetzt im Bischofswerdaer Stadtratsausschuss für Technik und Wirtschaft (ATW). Der Inhaber eines Bauplanungsbüros in Bischofswerda projektierte den Schulneubau, und er betreut die Arbeiten vor Ort. 

Wurde ein Baugrund-Gutachten erstellt?

Vier Millionen Euro sind für den Ersatzneubau vorgesehen. Reicht das Geld? Größere Aufwendungen für die Gründung des Gebäudes - nach Informationen von Sächsische.de handelt es sich um einen höheren fünfstelligen Betrag - nähren Zweifel bei einigen Stadträten. Deshalb fordern sie von der Verwaltung Aufklärung. 

Hartmut Horn (CDU-Fraktion) hatte das Thema Kostentransparenz auf der ATW-Sitzung kaum angesprochen, als es von der Stadtverwaltung auch schon in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung verwiesen wurde. "Warum wird das Thema geheim behandelt?", fragte Horn. Und er erinnerte daran, dass gerade die Frage der Kosten den Anstoß gegeben hatte, den Planer zu bitten, im Stadtratsausschuss über den aktuellen Stand des Baugeschehens zu sprechen. 

Angeblich wurde es versäumt,  ein Baugrund-Gutachten in Auftrag zu geben, ehe der Bagger anrollte. Dem widersprechen Planer und Stadtverwaltung.  

Statiker empfiehlt teurere Pfahlgründung

Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) bestätigt auf Nachfrage von Sächsische.de,  dass das Herstellen der Fundamente teurer war als geplant. Zahlen nennt er nicht. Doch er nennt die Gründe dafür. Die neue Schule wird von ihrer Fläche größer sein als die alte, die für den Neubau abgerissen wurde. Der Statiker habe dafür eine Pfahlgründung empfohlen. "Im Interesse der Sicherheit sind wir seinem Rat gefolgt", sagt der Oberbürgermeister. 

Das Bauunternehmen Nyla aus Niesky errichtet den Rohbau für die neue Schule in Goldbach. Bis Anfang November soll er stehen.
Das Bauunternehmen Nyla aus Niesky errichtet den Rohbau für die neue Schule in Goldbach. Bis Anfang November soll er stehen. © SZ/Uwe Soeder

Auf Grund vorteilhafter Ausschreibungsergebnisse bei mehreren Gewerken, die zum Teil deutlich unter den Schätzungen der Planungsbüros geblieben sind, "liegen wir aktuell sehr gut im Plan, sowohl was die Kosten, als auch den Bauablauf angeht". Zurzeit gebe es "keinerlei Anzeichen", dass die Schule teurer als geplant werden könnte. 

Warum dann nicht öffentlich, sondern hinter verschlossenen Türen darüber gesprochen wurde, begründet der OB mit gesetzlichen Vorgaben. Nach dem Vortrag des Bauplaners standen Entscheidungen über weitere vier Bauaufträge auf der Tagesordnung des Ausschusses. Hätte die Verwaltung vor der Abstimmung über die Kosten informiert, hätte das als Beeinflussung der Stadträte gewertet werden können. Die  Vergabe-Entscheidungen wären dann  rechtlich anfechtbar gewesen, erläutert der Oberbürgermeister seine Sicht auf die Dinge. 

Baufirmen bleiben unter der Kostenschätzung

Die im Ausschuss vertretenen Stadträte hatten über Bauaufträge im Gesamtwert von mehr als 460.000 Euro zu entscheiden. 

Der Auftrag für die Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten geht für 72.600 Euro an das Unternehmen D+S Dachsystembau Bautzen. Der Bauplaner hatte für diese Arbeiten reichlich 95.000 Euro veranschlagt. 

Die Heizungsanlage wird das Unternehmen Standfuß aus Stolpen installieren. Mit seinem Angebot von 218.400 Euro bleibt es fast 50.000 Euro unter der Kostenschätzung des Bautzener Fachplanungsbüros. Ähnlich ist es auf dem Gebiet Sanitär/Lüftung. Den Zuschlag erhielt das Goldbacher Unternehmen Born für 87.300 Euro. Die Planer hatten 126.600 veranschlagt. 

Skeptische Fragen zu Fensterfirma aus Polen

Diskussionen im ATW gab es um den Auftrag für die Lieferung und Montage der Fenster. Hier setzte sich ein polnisches Unternehmen mit 84.400 Euro durch. Skeptische Fragen von einigen Ausschussmitgliedern hinsichtlich Qualität und späterer Gewährleistung, sollte es Garantieansprüche geben, entkräftete Martin Teich. Das Unternehmen sei seit über 20 Jahren am polnischen und europäischen Markt platziert und habe für den Auftrag in Bischofswerda alle erforderlichen Unterlagen eingereicht.

Außerdem habe er Referenzen eingeholt. Unter anderem beim Bau eines Gymnasiums in Magdeburg und einer Kindertagesstätte in Grimma hätten die Bauherren gute Erfahrungen mit der Firma aus dem Nachbarland gemacht. Auch die Montage der Fenster bleibt unter der Kostenschätzung.  Der Planer war hier von rund 108.000 Euro ausgegangen.  

OB: "Wir haben im richtigen Moment ausgeschrieben"

Dass trotz ungebrochener Nachfrage auf dem Bau sämtliche Ausschreibungsergebnisse zum Teil beträchtlich unter der Kostenschätzung liegen, überrascht. Holm Große nennt dafür mehrere Gründe.  Man müsse Glück haben und im richtigen Moment ausschreiben. Hinzu komme, dass immer mehr Firmen Arbeit in der Region suchen, um ihren Mitarbeitern weite Wege auf Baustellen zu ersparen. Das kurbelt den Wettbewerb an. 

Das heißt aber nicht, dass es auch in Zukunft so sein muss. "Es kann bei der nächsten Ausschreibung schon ganz anders sein", sagt der OB.  

Bis Weihnachten soll der Rohbau winterfest sein

Anfang November soll begonnen werden, das Dach zu decken. Ab der Woche vom 23. November sollen die Fenster eingebaut werden, so dass das Gebäude bis Weihnachten  winterfest ist. Es wird eine Bauheizung installiert, so dass mit Beginn des neuen Jahres der Ausbau starten kann.  

Bis zum Jahresende 2021 soll die neue Schule fertig sein. "Aus jetziger Sicht ist dieser Termin zu halten", versichert  Martin Teich. 

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