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Wer wird Bürgermeister von Demitz-Thumitz?

Drei Kandidaten stellen sich am 11. Oktober zur Wahl. Was sind ihre Ziele?

Von David Berndt
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Demitz-Thumitz wählt einen neuen Bürgermeister. Benjamin Lange, Patrik Eisold und Jens Glowienka (von links) kandidieren für das Amt.
Demitz-Thumitz wählt einen neuen Bürgermeister. Benjamin Lange, Patrik Eisold und Jens Glowienka (von links) kandidieren für das Amt. © SZ/Uwe Soeder

Demitz-Thumitz. Die Gemeinde Demitz-Thumitz wird einen neuen Bürgermeister bekommen. Drei Kandidaten stellen sich am kommenden Sonntag zur Wahl. Die Gemeinderäte Benjamin Lange (DePoRo) und Jens Glowienka (CDU) sowie der Einzelbewerber Patrik Eisold wollen die Nachfolge von Bürgermeisterin Gisela Pallas (DePoRo) antreten, die nach zwölf Jahren in den Ruhestand geht. Sollte keiner der Kandidaten am Sonntag die absolute Mehrheit erreichen, findet am 25. Oktober der zweite Wahlgang statt. Dann genügt die einfache Mehrheit.

„Neue Baugebiete ausweisen“

Benjamin Lange tritt für die Wählervereinigung DePoRo (Demitz-Pohla-Rothnaußlitz) an. Er möchte etwas gegen die sinkenden Einwohnerzahlen tun.

Benjamin Lange (28) ist Diplom-Jurist und Diplom-Verwaltungswirt und sitzt für die Wählervereinigung Demitz-Pohla-Rothnaußlitz (DePoRo) im Gemeinderat.
Benjamin Lange (28) ist Diplom-Jurist und Diplom-Verwaltungswirt und sitzt für die Wählervereinigung Demitz-Pohla-Rothnaußlitz (DePoRo) im Gemeinderat. © SZ/Uwe Soeder

Herr Lange, warum möchte ein Diplom-Jurist und Diplom-Verwaltungswirt rgermeister einer 2.700 Einwohner-Gemeinde werden?

Meine Familie ist seit vielen Generationen im Ort ansässig. Meine Großeltern hatten ein Bekleidungsunternehmen, bei dem viele Frauen aus dem Ort arbeiteten. Ich fühle mich stark verbunden mit der Gemeinde und möchte, dass sie eine gute Zukunft hat. Mit meinen Abschlüssen habe ich das Rüstzeug erworben, die Leitungsfunktion ausfüllen zu können und die Gemeindeverwaltung fachlich zu bereichern.

Die Amtsinhaberin Frau Pallas hat wie Sie das Mandat von DePoRo. Wo ist Kontinuität zu erwarten – und was möchten Sie anders machen?

Die Gemeinde ist gut aufgestellt und lebenswert. Ich möchte das Haushaltsstrukturkonzept fortsetzen, um die finanzielle Lage zu verbessern. Zudem ist die Weiterführung des Ausbaus digitaler Angebote in der Grundschule mein Ziel. Die Ortsteile werde ich stärker einbinden. Ich werde Einwohnerversammlungen in allen Ortsteilen und Umfragen durchführen. Alle Ortsteile und Vereine sollen gleichermaßen mitgenommen werden und Wertschätzung erfahren.

Demitz-Thumitz verliert seit Jahren Einwohner. Was möchten Sie dagegen tun?

Die Schrumpfung der Einwohnerzahlen ist ein Problem des gesamten ländlichen Raumes in Sachsen. Ich möchte die Schrumpfung zumindest abzumildern. Dazu werde ich mich dafür einsetzen neue Baugebiete auszuweisen.

Seit 2018 arbeitet die Gemeinde nach einem Haushaltsstrukturgesetz. Wie kann sie finanziell wieder handlungsfähiger werden?

Das Konzept muss weiter umgesetzt werden. Ein Schlüssel ist die Verringerung konsumtiver Ausgaben. Ich werde die Verwaltungsabläufe optimieren und mittelfristig eine Zwei-Ämter-Struktur etablieren.

Ist kommunale Zusammenarbeit mit Nachbarn für Sie ein Thema? Wenn Ja, mit wem und auf welchen Gebieten möchten Sie kooperieren?

Ich spreche mich klar gegen Bestrebungen aus, die weitere Gemeindezusammenlegungen fordern. Kommunale Zusammenarbeit kann eine interessante Lösung sein – auch im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage. Wir teilen uns bereits die Standesamtsstelle mit Bischofswerda oder bilden mit Schmölln-Putzkau den Abwasserzweckverband.

Wie wollen Sie das Granitdorf-Konzept fortführen?

Das Granitdorf-Konzept ist unser Alleinstellungsmerkmal und ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Steinmetzschule. Die Initiative muss aber mehr Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Ich möchte eine Unternehmerinitiative finden, die mit privaten Mitteln das Konzept Steinerlebniswelt umsetzt.  

„Eigenständigkeit der Gemeinde bleibt oberstes Ziel“

Patrik Eisold tritt als Einzelbewerber an und möchte, dass Demitz-Thumitz eigenständig bleibt. Kooperationen mit anderen Gemeinden können trotzdem sinnvoll sein.

Patrik Eisold (48) tritt als Einzelbewerber an. Der Diplom-Betriebswirt brauchte für seine Kandidatur mindestens 40 Unterstützungsunterschriften. 56 hat er bekommen.
Patrik Eisold (48) tritt als Einzelbewerber an. Der Diplom-Betriebswirt brauchte für seine Kandidatur mindestens 40 Unterstützungsunterschriften. 56 hat er bekommen. © privat

Herr Eisold, Ihre Kandidatur ist relativ spät öffentlich geworden. Was hat Sie bewogen, bei der Bürgermeisterwahl als Einzelbewerber anzutreten?

Seit 1971 lebe ich in der Gemeinde Demitz-Thumitz. Das Studium zum Diplom Betriebswirt war kein Anlass von hier wegzugehen. Seit 1996 bin ich bei der regionalen Volksbank angestellt. Die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr Demitz-Thumitz und mein Mitwirken in vielen Vereinen sowie den Schulen meiner vier Kinder haben mich hier tief verwurzelt. Ich kenne unsere Gemeinde bestens und weiß, wie die meisten Menschen hier „ticken“.

Was möchten Sie verändern in der Gemeinde Demitz-Thumitz?

Das Miteinander, die Kommunikation in der Gemeinde stehen an erster Stelle. Ich werde ein sichtbarer Bürgermeister sein und die Gemeindeverwaltung wieder bürgerfreundlicher gestalten. Alle Ortsteile werden gleichbehandelt. Zusammen mit den Bürgern werde ich Probleme, Meinungen und Wünsche diskutieren und abarbeiten. Die regelmäßigen Informationen der Einwohner über bekannte und neue Medien sind mir sehr wichtig.

Wie soll es im Fall Ihrer Wahl mit dem Granitdorf weitergehen?

Im Vordergrund steht die Gleichberechtigung jedes Vereins. Es wird auch das Granitdorf weiterhin geben.

Wie lässt sich der seit Jahren anhaltende Bevölkerungsrückgang stoppen?

Wir befinden uns im Speckgürtel der Landeshauptstadt und im Landkreis gibt es ein großes Unternehmensspektrum mit Arbeitsplätzen. Dieses in Verbindung mit einem guten Gemeindeklima müssen wir nutzen, um unsere Kinder in der Gemeinde zu halten und neue Einwohner zu gewinnen. Verkauf vorhandener Immobilien und Nutzung freier Flächen stehen vor Neuerschließung.

Die finanzielle Lage der Gemeinde ist angespannt. Wo würden Sie als Bürgermeister ansetzen, damit sich die Lage verbessert?

Ich werde mir einen detaillierten Überblick über den Gemeindehaushalt verschaffen und mit unabhängigen Experten einen Plan zur Konsolidierung erarbeiten. Förderprogramme von Bund und Land müssen bestmöglich genutzt werden. Die altersbedingte Umstrukturierung der Verwaltung könnte dabei auch helfen.

Wie kann eine Kooperation mit Nachbargemeinden helfen, damit eine kleine Gemeinde wie Demitz-Thumitz finanziell und personell handlungsfähig bleibt?

Oberstes Ziel für mich bleibt die Eigenständigkeit der Gemeinde. Kooperationen mit den Nachbargemeinden sind eine sehr gute Option um die Haushaltslage zu verbessern. Ich werde aber sorgfältig prüfen, inwieweit solche Kooperationen funktionieren, ohne dass Nachteile für unsere Gemeinde entstehen.