Nicht nur ein Muss für Design-Fans: So bunt waren die Leinentage in Rammenau
Rammenau. Besuchermagnet für Mode-Fans: Das letzte August-Wochenende steht traditionell für das Treffen der Modemacher, Händler feiner Stoffe, regionaler Designer aber auch Manufakturen aus Deutschland und den Nachbarländern in der Kulisse des Barockschlosses Rammenau. An über 90 Ständen haben die Besucher der diesjährigen Auflage der Oberlausitzer Leinentage wieder Schönes und Seltenes von Kopf bis Fuß gefunden - Handgewebtes, Geklöppeltes, Maßgeschneidertes, Selbstgeklöppeltes, Gesponnenes oder Fassgefärbtes. Fast jeder Wunsch dürfte erfüllt worden sein.
Unter den Händlern waren altbekannte Aussteller der Leinentage genauso wie Neulinge, sagte Schlosschefin Sabine Peinelt-Schmidt. Zu den begeisterten Wiederkehrern gehörte Lothar Daniel Bechthold. Der Designer reist mit seinen zeitlosen Kreationen extra aus Österreich in die Oberlausitz und ist bezaubert vom Publikum in Rammenau. „Die Leute verstehen hier Qualität. Unsere Stoffe kommen aus Bayern und nicht Bangladesch“, sagte er und lässt mit dem Handsteamer – einem Dampfglätter – noch die letzten Knitter aus der Ware auf den Bügeln verschwinden.
Lange Anreisen, kurze Reisewege
Einen vergleichsweise kurzen Anreiseweg hatte dagegen Silke-Manon Wiesnet. Ihre Manon-Mode gibt es seit 1997 in Netzschkau im Vogtland. Dort hat sie auch ihr Handwerk beim VEB Damenbekleidung gelernt und ein Design-Studium angeschlossen. Ihr Markenzeichen ist Damenmode für jede Größe. Ein paar Schritte weiter setzte im Meierhof Heinz-Ulrich König mit seinem Team von der Manufaktur „Luzifer“ in Berlin auf Farbe und vor allem Herrenmode. Mit Second-Hand haben sie in Kreuzberg auf der Höhe des Nostalgie-Trends in den 1980er Jahren angefangen. „Inzwischen machen wir unsere Schnitte selbst. In Rammenau sind wir bald 20 Jahre dabei“, sagte König.
Eine wahre Longsellerin in Rammenau ist auch Doreen Thierfelder mit ihrem gleichnamigen Label. Ihre Mode-Geschichte beginnt in Auerbach/Erzgebirge. Nach Näherlehre und Designstudium ging es für nach Paris und in das unausweichliches Trend-Shoppingviertel „Palais Royal“. „Ich habe dort in der Haute Couture gearbeitet und gesehen, was Bekleidung schön macht. Das lebe ich“, sagte sie. 2005 kehrte sie zurück, heute ist ihr Atelier in der Schönherrfabrik, wo einst die Webmaschinen des Kombinats „Textima“ standen. Nach Rammenau hatte Doreen Thierfelder ihr Maßband mitgebracht.
In einer improvisierten Umkleide werden dann die Ideen, die auf den Kleiderbügel zu sehen, auf den Kunden angepasst. „Nach Rammenau kommen ganz viele Stammkunden“, sagte die Designerin und kümmerte sich wieder um den nächsten Schwung Besucher aus der näheren Umgebung wie von weit angereist - für den Bummel zwischen der Leinen- und Stoff-Vielfalt.
Dicht drängelten sich die Gäste an den beiden Tagen durch Torhaus, Meierhof und Ehrenhof. Im Schlosspark indes konnte man dem Trubel entfliehen, im Liegestuhl beim Cocktail ausspannen oder bei der Greifvogelschau kurz staunen. Besonders beliebt war die Fotobox mit Mitgliedern der „Les danseurs de Sans, Souc“ aus Potsdam. Deren Mitglieder lassen in historischen Kostümen die Zeit des Barocks wieder aufblühen – und mit Hilfe des Handys ließ sich dieses Gefühl sogar mit nach Hause nehmen.