Schmölln-Putzkau: Solarpark-Pläne stoßen auf Widerstand

Schmölln-Putzkau. Die Aufschrift auf dem weißen Tuch am Zaun ist eindeutig: „Für Eure Kinder. Keinen Solar-Park. Schmöllner wehrt Euch!“, steht darauf geschrieben. Auch aufgrund dieser Plakatierung, einer Unterschriftenaktion und einigen Gesprächen ist Bürgermeister Achim Wünsche (parteilos) klar: Für das neue Energie-Projekt in der Gemeinde Schmölln-Putzkau besteht bei den Einwohnern Redebedarf. Am 1. September ist nun eine Bürgerversammlung zum Thema geplant, auch um den derzeitigen Projektstand durch den Investor, die Wattner AG aus Köln, vorzustellen.

Doch was ist geplant? Die Gemeinde Schmölln-Putzkau erreichen - wie auch viele andere Kommunen - schon seit einigen Jahren verstärkt Anfragen nach Photovoltaikflächen. Für die Energiewende mit einer klimafreundlich und bezahlbaren Versorgung gilt die Solarenergie als ein wichtiger Baustein, auch angesichts der steigenden Energiekosten.
„Wir sind als Projektentwickler deutschlandweit unterwegs, um nach geeigneten Flächen zu suchen“, sagt Patrick Ingwer von der Wattner AG. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist zum Beispiel geregelt, dass Solarparks auf brachliegenden Militär-, Industrie- oder Gewerbeflächen sowie in einem 200 Meter breiten Korridor entlang von Autobahnen und Schienenwegen errichtet werden dürfen. Naturschutz und Regionalplanung müssen auch beachtet werden.
Zwei Jahre Vorarbeit stecken bereits im Projekt
Nach Ingwers Worten entwickelt die Wattner AG schon seit gut 20 Jahren Projekte für Solarparks. Bisher hat das Unternehmen bundesweit 105 Solarkraftwerke mit einer Gesamtleitung von 413 Megawatt für 620 Millionen Euro fertiggestellt. „Das Erste entstand auf den Dächern der Truppenunterkünfte des Jagdgeschwaders 71 in der Richthofen-Kaserne in Wittmund“, sagt der Projektentwickler. Aktuell errichtet das Unternehmen Solarkraftwerke in Bayern und im Saarland. In Sachsen haben die Kölner unter anderem schon ein Solarkraftwerk in Horka im Landkreis Görlitz südlich der Bahn realisiert.
Auch in Schmölln-Putzkau soll das Solarkraftwerk entlang der Bahnlinie am Ortsrand entstehen. Rund zwei Jahre Vorarbeit stecken bereits im Projekt. „Wir planen westlich von Schmölln den Bau und Betrieb eines Solarparks auf 22 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, ein Großteil des Gebiets ist nicht einsehbar. Zudem gehen bereits Hoch- und Höchstspannungsleitungen über das Areal“, sagt Patrick Ingwer. Mit dem Neubau könnten jährlich etwa 6.300 Haushalte versorgt oder 81 Millionen Kilometer mit einem Elektroauto gefahren werden.

Durch den geplanten Solarpark Schmölln könnten pro Jahr gut 10.150 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Vorgesehen ist, die Anlage für 25 Jahren zu betreiben. Anschließend soll der Ursprungszustand hergestellt werden, und die Flächen könnten wieder landwirtschaftlich genutzt werden.
„Aus meiner Sicht haben Solarkraftwerke mehr Vorteile als nur die preiswerte Energieerzeugung: Unter den Modulen entsteht ein Biotop, die Flächen darunter trocknen nicht so schnell aus, die Artenvielfalt nimmt zu“, wirbt Patrick Ingwer für das Schmöllner Projekt. Eine Studie des Bundesverbands Neue Energie (BNE) zeigt unter anderem, dass vor allem Insekten, Reptilien und Brutvögel von den Solarkraftwerken profitieren. Dazu haben Wissenschaftler Vegetation und Tierbestand von 75 Solarparks in neun Bundesländern vor und nach der Errichtung der Photovoltaik-Anlagen ausgewertet.
Neue Homepage stellt Solarpark-Projekt vor
Der Gemeinderat der Gemeinde Schmölln-Putzkau hat im März dieses Jahres einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung eines Solarkraftwerks gefasst, über den notwendigen Bebauungsplan wurde in der April-Sitzung des Gemeinderates diskutiert und abgestimmt. „Danach gab es viele Rückmeldungen von Bürgern, unter anderem zu Ängsten über gesundheitliche Auswirkungen. Wir wollen die Versammlung nutzen, um uns kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Bürgermeister Achim Wünsche. Momentan befinde sich das Projekt noch am Anfang des Planungsverfahrens.
Auch Patrick Ingwer will sich gern den Fragen den Bürgern stellen. „Wir wollen das Projekt vorstellen, zur Diskussion einladen. Und wenn wir ehrlich sind, brauchen wir in Zukunft für unsere Energieversorgung Sonne und Wind. Wir wollen die Menschen mitnehmen“, sagt der Ingenieur. Auch aus diesem Grund ist inzwischen eine Homepage online gestellt, die den derzeitigen Projektstand und Zeitplan darstellt.
Bundesweit boomt derzeit der Bau von Solarkraftwerken. Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft gab es Ende 2021 rund 2,2 Millionen Solaranlagen mit einer Leistung von zusammen 59 Gigawatt Peak - das ist die übliche Einheit für die maximale Leistung der Anlagen unter Standardbedingungen. Allein im vergangenen Jahr kamen 235.600 Anlagen hinzu. Insgesamt wurden 2021 laut Verband 50 Terawattstunden - also 50 Milliarden Kilowattstunden - Solarstrom in Deutschland erzeugt und damit netto zehn Prozent der öffentlichen Stromversorgung gedeckt.
Die Einwohnerversammlung zum geplanten Solarpark findet am 1. September um 18 Uhr am Sportplatz an der Bischofswerdaer Straße 20 im Ortsteil Schmölln statt.