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„Ich habe großes Vertrauen ins Trainerteam“

Andreas Bascha ist seit dem Rücktritt von Jürgen Neumann Interimspräsident des Bischofswerdaer FV 08. Ein Interview.

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Andreas Bascha ist seit dem Rücktritt von Jürgen Neumann Interimspräsident. Der Unternehmer freut sich über die Entwicklung der Ersten.
Andreas Bascha ist seit dem Rücktritt von Jürgen Neumann Interimspräsident. Der Unternehmer freut sich über die Entwicklung der Ersten. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Seit Juni 2021 ist Andreas Bascha Interimspräsident des Bischofswerdaer FV. Der 52 Jahre alte Unternehmer, im Ostseebad Kühlungsborn geboren, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seit neun Jahren arbeitet er im BFV-Vorstand. Aktiv Fußball gespielt hat Bascha bei seinem Heimatverein Empor Kühlungsborn – heute fährt er in seiner Freizeit Fahrrad. Nach der Absage des Achtelfinalspiels beim SC Freital stellte sich der Vereinschef zum ausführlichen SZ-Gespräch.

Herr Bascha, noch einmal der Blick zurück: Wie sehr wurden Sie damals vom Rücktritt Jürgen Neumanns überrascht?

Sagen wir mal so, ich war nicht direkt darauf vorbereitet beziehungsweise war es für mich und die anderen Präsidiumsmitglieder nicht zu erwarten. Unabhängig davon verbindet mich mit Jürgen Neumann eine lange Freundschaft, die darunter nicht gelitten hat. Den Verein würde es ohne ihn so nicht geben. Er steht dem Verein auch weiterhin mit seinen Kontakten zu den Sponsoren zur Verfügung. Ich ziehe den Hut vor seiner jahrelangen und erfolgreichen ehrenamtlichen Arbeit.

War die Nachfolge schon vorher geklärt?

Unsere Satzung sieht ein Vertretungsrecht vor. Für mich war es als Stellvertreter dann die logische Konsequenz, bis zur nächsten Wahl als Interimspräsident zu fungieren.

Wie lange mussten Sie - auch angesichts ihrer vielen beruflichen Verpflichtungen - überlegen, als Interimspräsident einzuspringen?

Da mir die Kontinuität der Vereinsarbeit sehr wichtig ist, bedurfte es keiner Bedenkzeit. Wir haben als Verein auch eine gesellschaftliche Verantwortung und damit geht man als Präsidiumsmitglied ein Stück weit auch eine Verpflichtung ein, sich zu engagieren. Die Arbeit im Präsidium ist von Vertrauen geprägt, alle Mitglieder fühlen sich dem Ehrenamt verpflichtet.

Wann wird es eine Neuwahl durch die Mitglieder geben?

Da pandemiebedingt bisher Präsenzsitzungen nur schwierig möglich waren, planen wir nun für Frühjahr 2022 die nächste Mitgliederversammlung mit der Neuwahl des Präsidiums.

Unter Trainer Erik Schmidt begann 2013 ein sportlicher Höhenflug aus der Landes- bis in die Regionalliga. Wie haben Sie anschließend die drei Viertliga-Jahre erlebt?

Es war eine spannende und aufregende Zeit. Wir haben gerade im ersten Jahr in der Regionalliga Nordost begeisternde Spiele gesehen, wie zum Beispiel den Sieg beim 1. FC Lok Leipzig. Dass es für uns in der vierten Liga schwierig wird, auf Dauer zu bestehen, war uns von Anfang an bewusst.

Wie reagieren Sie auf die Kritik, die Strukturen im Verein wurden denen eines Viertligisten bisher nicht angepasst?

Ich sehe es nicht als Kritik, sondern als Ansporn, es zukünftig besser beziehungsweise anders anzugehen. Natürlich konnte der Verein dem sportlichen Erfolg nicht so schnell folgen. Aber wir haben die Erfahrungen genutzt und uns - auch dank der Hinweise von Erik Schmidt und seinem Team - neu aufgestellt. Wir haben mit Frank Terks einen erfahrenen und professionell arbeitenden Geschäftsstellenleiter gefunden. Der Verein ist solide aufgestellt. Der Unterbau in der Jugendarbeit funktioniert. Es ist heutzutage nicht einfach, Menschen für zum großen Teil ehrenamtliche Arbeit zu begeistern. Umso mehr gilt mein Dank den vielen Trainerinnen und Trainern im Verein, sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe zu stellen. Auch das ist sicher ein Standortvorteil für zukünftige Investitionen in der Region: eine funktionierende Vereinstätigkeit!

Der BFV, Bautzen und Neugersdorf spielten 2018/19 noch in der vierten Liga. Jetzt ist das Trio in der Oberliga unterwegs. Wurde da nicht eine große Chance für höherklassigen Fußball in der Region vergeben?

Leider lassen es die Regularien nicht zu, Spielgemeinschaften auf dieser Spielebene zu bilden. Im Jugendbereich gibt es aber diverse gemeinschaftliche Projekte. Und so ein Derby wie jetzt in der Oberliga ist ja auch ganz spannend.

Den Punktspielstart in der Oberliga hatte sich der Präsident aber ganz sicher anders vorgestellt, oder?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich hatte und habe großes Vertrauen ins neue Trainerteam und die Mannschaft. Es war klar, dass es eine Findungsphase geben wird. Alles andere wäre wiederum eine Überraschung gewesen. Die positive Entwicklung ist in den letzten Wochen erkennbar und es macht Spaß, diesen Prozess zu begleiten.

Der personelle Umbruch mit 15 Neuzugängen spielt sicherlich eine Rolle, aber immerhin acht Spieler aus dem Regionalliga-Kader der Saison 2020/21 blieben. Ist es dann nicht ernüchternd, in Wernigerode, Krieschow oder Zorbau zu verlieren?

Nein. Der Blick auf die Tabelle zeigt ja, wo sich diese Mannschaften in der Süd-Staffel eingeordnet haben. Die Spiele wurden - außer gegen Erfurt und Halle - mit nur einem Tor Unterschied verloren. Wichtig ist es, daraus gelernt zu haben. Und das hat ja anscheinend funktioniert, wie neun von möglichen zwölf Punkten aus den letzten vier Partien beweisen.

Wie sicher saßen Frank Rietschel und Robert Koch nach dem wackligen Punktspielstart auf der Trainerbank?

Da die Bänke in unserem Stadion neu sind, gehe ich davon aus, dass wir längere Zeit miteinander arbeiten werden. Ich bin zufrieden, wie sich alles nach dem Regionalliga-Abstieg entwickelt hat.

Die Mannschaft ist über viele Jahre ins Türkei-Trainingslager geflogen. Die Corona-Pandemie setzte ein Stoppzeichen. Wie geht es 2022 weiter?

Wir planen für Januar ein Trainingslager. Ein Großteil unserer Sponsoren hat schon zugesagt und freut sich auf eine Neuauflage. Wie, wo und in welchem Umfang wir das Trainingslager abhalten, wird aber aufgrund von Corona nur bedingt durch uns entschieden werden können.

Welche Vorgabe gibt es für die Saison?

Ein Platz im oberen Tabellendrittel der Süd-Staffel ist das Ziel. Erreichen wollen wir das durch möglichst sehenswerte Spiele. Im Landespokal hätte am Samstag eine sehr reizvolle Aufgabe in Freital-Hainsberg angestanden. Der Sportclub ist sehr gut besetzt, hat im Sommer unter anderem Oliver Genausch und Robin Fluß aus Bischofswerda geholt. Leider mussten wir die Partie absagen. Die Freitaler hatten uns zwar fünf Ungeimpfte zugestanden, aber wer soll kontrollieren, dass insgesamt wirklich nur zehn Ungeimpfte dort dabei sind?

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.