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Wie organisieren die anderen Bundesländer ihren Nahverkehr?

Den öffentlichen Personennahverkehr auf Schiene und  Straße in den Griff zu bekommen, ist eine bürokratische Herausforderung. Nur selten gelingt es so gut wie in Berlin-Brandenburg.

Von Ulrich Wolf & Franziska Springer
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Ein Regionalzug hält im Berliner Hauptbahnhof. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ist der flächenmäßig größte in der Bundesrepublik.
Ein Regionalzug hält im Berliner Hauptbahnhof. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ist der flächenmäßig größte in der Bundesrepublik. © Foto: Rainer Weisflog

Zunächst klingt es simpel: Seit der Bahnreform 1994 ist der öffentliche Personennahverkehr Ländersache. Vom Bund kommt dafür Unterstützung in Form von Regionalisierungsmitteln: Allein 2016 waren das immerhin 7,4 Milliarden Euro. Wie die Länder mit diesen Mitteln ihren Nahverkehr organisieren, obliegt ihnen selbst. Drei verschiedene Modelle dazu lassen sich in den Bundesländern finden.

1. Kommunale Zweckverbände

Dass ausschließlich kommunale Gesellschaften für den ÖPNV zuständig sind, gibt es außer in Sachsen noch in drei weiteren Bundesländern.

In Rheinland-Pfalz, das ähnliche viele Einwohner hat wie Sachsen, gibt es zwei Zweckverbände für den Schienenpersonenverkehr und fünf Verbünde für den öffentlichen Straßenpersonenverkehr.

Nordrhein-Westfalen sichert den Schienenpersonennahverkehr seit 2008 mit drei Kooperationsräumen ab, zuvor waren es neun. Den restlichen ÖPNV regeln drei Verkehrsverbünde.

In Hessen organisieren drei Verkehrsverbünde den öffentlichen Nahverkehr, egal, ob auf der Schiene oder mit dem Bus.

2. Die Mischformen

Baden-Württemberg praktiziert eine Mischform aus Landesverkehrsgesellschaft und kommunalen Verbünden. Für den Schienenpersonenverkehr hat das Land die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg gegründet. Den Busverkehr organisieren 22 Verkehrsverbünde. Seit 2017 wird die landesweite Dachmarke „bwegt“ eingeführt, das Land, die Landkreise und die Kommunen investierten dazu über Verbundgrenzen hinweg in neue komfortablere Fahrzeuge und Ticketautomaten. Seit diesem Monat ist hat die Umsetzung eines Baden-Würtemberg-Tarifs begonnen, der verbundübergreifende Fahrten mit nur einem Fahrschein ermöglichen soll.

Das öffentliche Verkehrsangebot in Niedersachsen erstellt die zuständige Landesverkehrsgesellschaft. Die Umsetzung erfolgt durch fünf Verkehrsverbünde, die sich mit den Bundesländern Hamburg und Bremen überschneiden.

3. Ein landesweiter Verkehrsverbund

Alle anderen Bundesländer praktizieren das Modell einer landesweit agierenden Landesverkehrsgesellschaft. Der flächenmäßig größte Verkehrsverbund Deutschlands, der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, bringt es flächenmäßig gar auf die Größe Belgiens. Bereits 1996 schlossen sich dafür alle Aufgabenträger des ÖPNV in Berlin und Brandenburg zusammen. Seit 1999 gibt es mit dem VBB-Tarif ein Ticket, das die Nutzung des Nahverkehrs in allen Mitgliedsregionen vereinfacht und mittlerweile auch als Handyticket verfügbar ist. Auch das PlusBus-System wurde dort bereits umgesetzt: Direkte Verbindungen, kurze Wartezeiten beim Umstieg zwischen Bus und Bahn sowie ein regelmäßiger Taktverkehr auch am Wochenende sind bereits Realität.

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