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Bleibt er oder geht er?

Die Stadt kündigt den Vertrag mit Promi-Wirt Ullrich Baudis. Nun droht ein Rechtsstreit. Andere Läden schließen sicher.

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© C. Hübschmann

Von Marcus Herrmann und Jürgen Müller

Meißen. Aufregung in der Adventszeit. Der Geschäftsmann und Fraktionsvorsitzende der Meißner Linken Ullrich Baudis und sein Mann Bernd Warkus stehen vor großen Herausforderungen. Beide betreiben seit 2009 das Café „Ullrichs Kaffeehaus am Markt“. Nach SZ-Informationen hat der Eigentümer der Räume – die Stadt Meißen – den beiden nun den Mietvertrag gekündigt. Bis Ende Januar soll das Geschäft demnach geräumt sein.

Ullrich Baudis möchte sich zu der Kündigung nicht äußern. Er verweist auf ein laufendes Verfahren. Dass er Ende Januar tatsächlich sein Geschäft aufgeben muss, glaubt er nicht. Sein Meißner Anwalt Dr. Hans-Jürgen Creutz sei mit der Angelegenheit betraut. Die Stadt hält sich bedeckt, dementiert die Kündigung aber nicht. „Bei der angefragten Thematik handelt es sich um einen privatrechtlichen Sachverhalt, zu dem wir uns der Wahrung berechtigter Interessen aller beteiligten Parteien wegen nicht äußern werden“, erklärt Stadtsprecher Philipp Maurer.

Weshalb ausgerechnet jetzt die Kündigung ausgesprochen wurde, ist unklar – hatte es doch schon in der Vergangenheit Unstimmigkeiten zwischen dem Betreiber und der Stadt über anfallende Kosten gegeben. Bekannt ist etwa, dass der Gastronom, der bis zur Flut 2013 sein Restaurant Kellerwirtschaft am Markt betrieben hatte, vor zwei Jahren einen erheblichen Schaden in seinem Kaffeehaus verkraften musste. Ursache war ein defektes Druckventil in einem der hinter dem Café liegenden Verwaltungsgebäude. Denkbar ist, dass der 60-Jährige wegen dieses Ereignisses noch auf Geld der Stadt wartete, nicht mehr bereit war, die volle Miete zu bezahlen.

In Meißen gibt es Gerüchte, dass die Stadt die Kündigung deshalb zum jetzigen Zeitpunkt vorbringt, weil sich Baudis und seine Fraktionskollegen mehrfach kritisch gegen Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) geäußert hatten. Grund war dessen zurückhaltende Haltung nach dem asylfeindlichen Facebook-Post von CDU-Stadtrat Jörg Schlechte. Doch das sind Spekulationen. Klar ist derweil, dass Ullrich Baudis auch anderswo Probleme hat.

So hat ihm die Gemeinde Käbschütztal den Pachtvertrag für die Gaststätte „Kugel“ in Krögis gekündigt, obwohl der Mietvertrag noch bis 2020 gilt. Doch die Gaststätte ist seit Monaten geschlossen. Die Gemeinde möchte aber, dass sie wieder öffnet. Baudis wollte, dass die Gemeinde das Inventar kauft, wenn er auszieht. Doch Käbschütztal hat weder Interesse noch Geld. Inzwischen hat man sich geeinigt. Derzeit wird ein Gutachten zum Wert der Gaststätte und des Inventars erstellt, so Frank Müller, Leiter Bauwesen in der Gemeindeverwaltung. Sobald das Gutachten vorliegt, werde der Kaufinteressent entscheiden, ob er das Inventar übernimmt. Wenn er kein Interesse daran habe, werde es Baudis ausräumen. Dies hat Baudis-Anwalt Dr. Hans-Jürgen Creutz bestätigt. Auf eine mögliche Veränderung im Leben Baudis’ könnten jedenfalls Sinnsprüche hindeuten, die er zuletzt auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Hier ist unter anderem zu lesen: „Komm Schicksal, setz dich zu mir, lass uns über mein Leben plaudern ich hätte da noch einige Ideen“ oder „Wenn ein Mensch sich verändert, hat er entweder was dazu gelernt oder genug gelitten.“ Wie es letztlich mit dem Kaffeehaus weiter geht, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.

Sollte es wirklich ausgeräumt werden müssen, würde das die Aufenthaltsqualität im Zentrum zumindest vorläufig schmälern. Denn nicht nur das Café würde dann dicht machen. Sicher seine Pforten schließen wird im Januar die schräg gegenüberliegende traditionsreiche Papeterie „klein und fein“. Ihre Kunden hat Chefin Anke Schmidt dazu auf einer Karte wie folgt benachrichtigt: „Mich trägt die Liebe nach Halle an der Saale. Aus diesem Grund schließe ich mein Geschäft im Januar 2017 und ziehe um.“ Kurz vorm Marktplatz räumt an der Marktgasse 15 außerdem gerade die Textilreinigung ihre Räume aus.