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Blutiges Ehedrama in Kamenz

Binnen einer Stunde fliegen zwei Rettungshubschrauber nach Kamenz und transportieren schwer verletzte Patienten in Krankenhäuser. Ein Mann will erst seine Frau töten und dann sich selbst. Die Attackierte wird überleben.

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© Rico Löb

Von Frank Oehl

Am Donnerstagabend hat ein eskalierender Trennungsstreit in Kamenz für Furore gesorgt. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei wegen versuchten Mordes. Die Frage ist, ob der mutmaßliche Täter die nächsten Tage überhaupt überlebt.

Zwei Hubschrauber und ein Drama

Das Auto der niedergestochenen Frau in der privaten Einfahrt.
Das Auto der niedergestochenen Frau in der privaten Einfahrt.
Die mutmaßliche Tatwaffe.
Die mutmaßliche Tatwaffe.
Der Hubschrauber auf der S95 nahe dem Ortseingang von Kamenz.
Der Hubschrauber auf der S95 nahe dem Ortseingang von Kamenz.
Der Unfallwagen.
Der Unfallwagen.
Wrackteile auf der A4 in der Baustelle zwischen Pulsnitz und Ohorn.
Wrackteile auf der A4 in der Baustelle zwischen Pulsnitz und Ohorn.
Der Unfallwagen neben der Böschung und unter einem Baum.
Der Unfallwagen neben der Böschung und unter einem Baum.
Ärzte und Sanitäter kümmern sich um den verletzten Unfallfahrer.
Ärzte und Sanitäter kümmern sich um den verletzten Unfallfahrer.

Was war passiert? Zunächst werden Polizei und Rettungskräfte gegen 19.30 Uhr an die Pulsnitzer Straße gerufen. Ein 51-jähriger Kamenzer hatte seine von ihm in Trennung lebende Ehefrau auf offener Straße niedergestochen. Die Tat geschah im Bereich der Einfahrt zur Gartensparte, die sich in der Nähe des Ortseingangsschildes aus Richtung Gelenau befindet. Das blutverschmierte Messer lag noch am Kleinwagen der Frau, die schwere Verletzungen im Bereich von Bauch und Brust erlitten hatte. Der Notarzt übernahm die Erstversorgung der 50-Jährigen und forderte einen Rettungshubschrauber an, der schnell eintraf. Er brachte das Opfer der offensichtlichen Eifersuchtsattacke in ein Krankenhaus in Dresden.

Nächster Rettungseinsatz

Der Tatverdächtige selbst war sofort nach dem Angriff auf seine Verflossene selbst in ein Auto gestiegen und davon gerast. Über die Staatsstraße 95 gelangte er auf die Autobahn in Richtung Görlitz. Hier verunglückte das Fahrzeug des Mannes, so dass gegen 20.40 Uhr der nächste Rettungseinsatz nötig wurde. Erst nach dem Eintreffen der Polizei und der Feuerwehr konnte ein Zusammenhang zum Geschehen eine Stunde zuvor in Kamenz hergestellt werden. Der 51-Jährige hatte sich zwischen den Anschlussstellen Pulsnitz und Ohorn mit einer mitgeführten Armbrust einen Pfeil in den Hals geschossen. Dies geschah offenbar in selbstmörderischer Absicht. Der Mann verlor natürlich die Kontrolle über sein Auto, kam von der Fahrbahn ab und krachte in den Straßengraben. Auch hier kam ein Rettungshubschrauber zum Einsatz.

Frau ist außer Lebensgefahr

Die Folgen der beiden Taten sind noch nicht restlos abzusehen. Polizeisprecher Tobias Sprunk in Görlitz: „Während sich die 50-jährige Frau nach einer Notoperation außer Lebensgefahr befindet, kann eine Überlebensprognose zum Tatverdächtigen noch nicht gestellt werden.“ Offenbar schwebt er in akuter Lebensgefahr, was angesichts der selbst zugefügten Verletzung naheliegt.

Die Staatsanwaltschaft Görlitz und die Kriminalpolizeiinspektion Görlitz ermitteln nun wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung gegen den Mann. Der Ermittlungsrichter am Amtsgericht Bautzen hat am Freitag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den 51-Jährigen erlassen. „Wann der Gesundheitszustand des Mannes die Verkündung des Haftbefehls zulässt, ist offen“, teilt Polizeisprecher Sprunk mit. Er verweist darauf, dass Mord bekanntlich mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht ist. Der Versuch könne milder bestraft werden, heißt es weiter. Sollte sich ein Eifersuchtsdrama bestätigen – Anwohner berichten von lautstarken Auseinandersetzungen schon aus der Vergangenheit –, würden weitere schuldmildernde Umstände zu prüfen sein. In einer emotionalen Ausnahmesituation kommt eher der Tatbestand des Totschlags zur Anwendung.

Schon am Freitag hat das Geschehen auf Facebook und bei SZ-online eine rege Aufmerksamkeit erfahren. Die meisten Leser zeigten sich geschockt. „So etwas kennt man bisher eher aus größeren Städten wie Dresden“, schrieb ein User. Das Mitgefühl mit der Frau überwiegt.