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BMW-Autofabrik mit Öko-Antrieb

Im Leipziger Werk werden die Auto-Bauteile jetzt mit 70 wasserstoffbetriebenen Zügen ans Band bewegt. Fernziel ist die CO2-freie Fabrik.

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Ein autonom fahrender Routenzug mit einer Brennstoffzelle als Antrieb fährt durch das BMW-Werk Leipzig.
Ein autonom fahrender Routenzug mit einer Brennstoffzelle als Antrieb fährt durch das BMW-Werk Leipzig. © dpa/Jan Woitas

Von Sven Heitkamp

Seit das Leipziger BMW-Werk vor fünf Jahren begann, seine Elektromodelle i3 und i8 zu bauen, achtet der Autokonzern zunehmend darauf, seine Produktion ökologischer zu gestalten. Vier hauseigene Windräder und eine Speicherfarm mit 700 i3-Batterien stehen schon länger für den Einsatz erneuerbarer Energien. Jetzt sorgt eine Flotte wasserstoffbetriebener Logistikzüge dafür, dass die Bauteile für die Autos möglichst „grün“ ans Montageband geliefert werden.

Nachdem eine Versuchsflotte mit elf Schleppern und Gabelstaplern schon 2013 gestartet war, werden nun 70 weitere Routenzüge von Batterien auf Brennstoffzellen umgerüstet. Damit sind ab Januar alle Transporter in der Montage auf Wasserstoff umgerüstet, 20 im Karosseriebau sollen noch folgen. Auch drei Wasserstoff-Tanksäulen sind in den Produktionshallen entstanden. Der Wasserstoff dafür wird aus ökologischer Produktion gewonnen. Die Investitionen in Infrastruktur und Brennstoffzellen hat sich BMW allein rund zwei Millionen Euro kosten lassen.

Werkleiter Hans-Peter Kemser betonte am Dienstag, die Wasserstoff-Züge seien nur ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Künftiges Ziel sei ein „Grünes Werk“ mit einer komplett CO2-freien Produktion. Dafür werde an weiteren Projekten gearbeitet, wie Wasserstoff-Lastern, der Umrüstung weiterer Gebäude und eine CO2-freie Wasserstofferzeugung mit den hauseigenen Windrädern. In der Werks-Logistik teste man neue Technologien, bevor man sie später auf die Straße bringen könne.

Übrig bleibt nur Wasserdampf

Brennstoffzellen sind kleine Kraftwerke, die aus einfachen chemischen Verbindungen wie Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugen können. Übrig bleibt nur Wasserdampf. Der Vorteil der Brennstoffzelle liegt neben der Umweltfreundlichkeit aber auch in der Wirtschaftlichkeit: Lange Wege, Warte- und Wechselzeiten, die Ladezyklen und die Wartung der tonnenschweren Bleisäurebatterien sowie eigens gesicherte Laderäume verursachten bisher großen Aufwand an Zeit, Kosten und Ressourcen. Die Brennstoffzellen, die nun dieselbe Größe haben wie die alten Batterien, können dagegen binnen 90 Sekunden aufgeladen werden – und das an einer Station neben dem Montageband. Mit der Energieladung seien die Fahrzeuge viel besser verfügbar, besonders im Mehrschichtbetrieb. „Mit diesem Flottenversuch können wir beweisen, dass der Einsatz von Wasserstoff wirtschaftlich darstellbar ist“, sagte Thomas Herndler, Technikvorstand des österreichischen Brennstoffzellen-Lieferanten Fronius. Gerade eine dezentrale, verbrauchernahe Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energieüberschüssen biete großes Potenzial.

Vorausgegangen war der Umrüstung ein Forschungsprojekt zwischen 2013 und 2016, um den Wasserstoffantrieb unter Produktionsbedingungen zu testen. Mehrere große Unternehmen wie Europas Gabelstapler-Marktführer Linde und der Lehrstuhl für „Fördertechnik Materialfluss Logistik“ der Technischen Uni München hatten sich daran beteiligt. Das Bundesverkehrsministerium förderte die Erprobung mit 2,8 Millionen Euro.

Der Wasserstoff-Umstieg gehört zum 300 Millionen Euro schweren Ausbauprogramm des Leipziger BMW-Werks. Infolge der großen, internationalen Nachfrage werden inzwischen bis zu 200 Elektroautos täglich gebaut, statt rund 130 wie bisher. Insgesamt soll die Autofabrik künftig nicht nur 250 000, sondern bis zu 350 000 Neuwagen im Jahr bauen – vier von fünf Neuwagen fahren allerdings noch mit Verbrennungsmotor.