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Altenberg 2020 - so viel Heim-WM wie nie

Die Bob- und Skeleton-WM ist eine besondere. Nicht nur, weil der Pirnaer Francesco Friedrich Historisches schaffen will. Heute Abend geht es los.

Von Tino Meyer
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Einige der Protagonisten der WM-Tage von Altenberg: Richard Oelsner, Nico Walther, Mariama Jamanka, Stephanie Schneider, Kaillie Humphries und natürlich Francesco Friedrich.
Einige der Protagonisten der WM-Tage von Altenberg: Richard Oelsner, Nico Walther, Mariama Jamanka, Stephanie Schneider, Kaillie Humphries und natürlich Francesco Friedrich. © Lutz Hentschel

Die ersten Fahrten sind absolviert, dabei findet die Eröffnung der Bob- und Skeleton-WM in Altenberg erst heute am Donnerstagabend statt. Doch seit Dienstagnachmittag wird auf der prestigeträchtigen Bahn im Osterzgebirge trainiert. Das Einfahren und Einstimmen der ersten Tage ist jedoch inzwischen vorbei - auch für Francesco Friedrich, der sich Historisches vorgenommen hat. 

Der Olympiasieger aus Pirna ist seit 2013 bei Weltmeisterschaften im Zweier ungeschlagen und will nun mit dem sechsten WM-Titel in Folge einen neuen Rekord aufstellen. Momentan teilt er sich die Bestmarke noch mit der italienischen Bob-Legende Eugenio Monti, der zwischen 1957 und 1961 fünfmal hintereinander gewann. Friedrich holte seine fünf WM-Titel seit 2013. Warum der erste Sieg schon sieben Jahre zurückliegt? In den Olympiajahren, also 2014 und 2018, fand keine Weltmeisterschaften statt.

Was Sie außerdem über die WM in Altenberg wissen müssen – hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was passiert heute Abend bei der Eröffnungsfeier?

Datum und Zeitpunkt sind schon mal gut gewählt: Am 20.2.2020 um punkt 20.20 Uhr soll die Bob- und Skeleton-WM offiziell eröffnet werden. Los geht die Eröffnungsfeier auf dem Altenberger Bahnhofsvorplatz bereits um 19.15 Uhr - mit einem Showprogramm, natürlich auch den obligatorischen Grußworten sowie dem Einmarsch der 30 Nationen, die an der WM teilnehmen.

Ein emotionaler Abend dürfte es für Alexander Czudaj werden, Sohn des Riesaer Viererbob-Olympiasiegers Harald Czudaj und als Sieger der Olympischen Jugendspiele nun erst recht auf Papas Spuren, wird das WM-Feuer entzünden. 2008, als die Bob- und Skeleton-WM zuletzt in Altenberg stattfand, hatte diese besondere Aufgabe noch Francesco Friedrich übernommen. "Ich war damals bei den WM-Rennen außerdem im Spurbob der Vorläufer für die Großen. Jetzt gehöre ich selber zu den Großen und darf jetzt zwölf Jahre später bei der WM starten. Eine richtige Heim-WM - das ist ein echtes Highlight, das werde ich in meiner Karriere nicht mehr erleben", sagt Friedrich.

Schafft Friedrich den sechsten WM-Titel in Serie?

Abwarten, erst müssen die je zwei Läufe am Samstag und Sonntag absolviert werden. Doch die Chancen für Friedrich stehen nicht nur nicht schlecht, sie sind ausgezeichnet. Der 29-Jährige ist – und das sagt er selbst – der Top-Favorit, auch am darauffolgenden Wochenende im Viererbob.

Friedrich kennt die Bahn in Altenberg wie kaum ein anderer, athletisch ist er ohnehin seit Jahren der mit Abstand beste Pilot – und weiß mit Thorsten Margis zudem einen Weltklasse-Anschieber hinter sich, der speziell in großen Wettkämpfen zu außergewöhnlichen Leistungen imstande ist. Seit 2015 hat das Duo alle wichtigen Rennen und Titel gewonnen und auch in dieser Saison, trotz verschiedener Materialtests, wieder dominiert.

Im Prinzip kann sich Friedrich also nur selbst schlagen, zumindest ist das der allgemeine Eindruck der vergangenen Wochen, Monate und Jahre. Der WM-Modus mit den vier Rennläufen kommt ihm zusätzlich entgegen, das hat er am Mittwoch bei der internationalen Pressekonferenz noch einmal bestätigt. Denn er dürfte auf der schwierigen Bahn am konstantesten fahren, ein möglicher Patzer kann in vier Läufen zudem besser ausgeglichen werden. 

Wer sind Friedrichs größte Konkurrenten?

Der vielleicht am schwersten einzuschätzende Widersacher ist das Wetter, selbst wenn Friedrich natürlich auch dabei Heimvorteil hat und auf alle denkbaren Bedingungen eingestellt sein sollte.

Noch mehr Heimvorteil besitzt nur einer: Nico Walther, aufgewachsen in Altenberg, als Junior dreimal Rodel-Weltmeister und fahrerisch der beste Pilot. Hält er - erst recht nach seiner Brustwirbelverletzung - den Rückstand am Start in Grenzen, gehört Walther zum Favoritenkreis. Der Lette Oskars Kibermanis sowie der Kanadier Justin Kripps, mit Friedrich 2018 zeitgleich Olympiasieger, dürfen sich ebenfalls eine Chance auf WM-Gold ausrechnen – wenn Friedrich nicht seine gewohnte Leistung bringt. Kripps hat zumindest schon mal eine Kampfansage getätigt: Er sei hier, um Rennen zu gewinnen. Und Altenberg, das habe nicht zuletzt sein Weltcup-Sieg 2018 im Kohlgrund gezeigt, sei seine Lieblingsbahn.

Zu den Außenseitern mit Medaillenambitionen zählen darüber hinaus die beiden anderen Deutschen: der Oberbärenburger Richard Oelsner, der sich als Junioren-Weltmeister qualifiziert hat, und Johannes Lochner vom Königssee. Nach den ersten Trainingstagen gehen beide inzwischen sogar als Geheimtipps durch. 

Was macht die WM in Altenberg so besonders?

Für Rainer M. Jacobus, den Präsidenten des BSC Sachsen Oberbärenburg, ist die Sache klar: St. Moritz, die einzige Natureisbahn der Welt, sei die Wiege der Sportart – und Altenberg das Mekka. „Wenn du hier Weltmeister wirst, vor diesen enthusiastischen und extrem fairen, fachkundigen Zuschauern, ist das wie ein Sieg auf der Streif in Kitzbühel für die alpinen Rennfahrer oder der Triumph für Tennisspieler in Wimbledon. Du bist dann eine Legende“, erklärt Jacobus. Bahnchef Jens Morgenstern betont: „Hier wird niemand zufällig Weltmeister.“

Tatsächlich ist die Bahn in Altenberg ein sehr anspruchsvoller Eiskanal mit tückischen Kurvenkombinationen und Spitzengeschwindigkeiten von 140 km/h. Immer wieder kommt es zu Stürzen, selbst bei erfahrenen Piloten. Die schon lange bestehende Forderung des Weltverbandes, die Bahn im unteren Teil zu entschärfen, wird – Zufall oder nicht – aber erst nach der WM angegangen. Stichwort Heimvorteil.

Und viel mehr Heim-WM, das macht die Titelkämpfe aus sächsischer Sicht so besonders, geht eigentlich nicht. Friedrich, Walther, Oelsner, dazu Stephanie Schneider – die Hälfte der deutschen Bobpiloten startet für den BSC Sachsen Oberbärenburg, zudem Friedrichs Anschieber Candy Bauer und Martin Grothkopp sowie Skeletoni Axel Jungk. Man könnte auch sagen: das kleine Oberbärenburg gegen den Rest der Welt.

Wie läuft die WM ab? Und wo gibt es Tickets?

Die WM startet am Freitag mit den ersten zwei Läufen im Zweierbob der Frauen, am Wochenende fahren die Männer. Die Skeleton-Wettbewerbe beginnen ab nächste Woche Donnerstag. Das große Finale steigt am Sonntag, 1. März, mit den entscheidenden Läufen in der Königsdisziplin Viererbob. Den genauen Zeitplan finden Sie hier.

Tickets sind im Internet unter www.altenberg2020.de, in allen DDV-Lokalen und SZ-Treffpunkten sowie an der Tageskasse erhältlich. Und aktuelle Informationen zur WM gibt es bei Sächsische.de auf unserer WM-Themenseite.

Das Sächsische.de-Gewinnspiel zur WM

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