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Bodenständig und international

Die Preisverleihung in der Gläsernen Manufaktur zeigt, was Sachsens Unternehmer ausmacht.

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Von Lars Radau

Wolfgang Kubicki hat einen Ruf zu verteidigen. Der FDP-Fraktionschef und auf Steuerrecht spezialisierte Anwalt aus Schleswig-Holstein gilt als jemand, der gerne freundlich stichelt.

So war es sicher kein Zufall, dass ausgerechnet er, ein derzeit wegen der Hoeneß-Steueraffäre vielgefragter Talkshow-Gast, als Festredner am Freitagabend in der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden zu einem Zitat von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking griff. Von jenem Mann also, der bei VW in Ungnade gefallen, weil er den Wolfsburger Konzern übernehmen wollte.

„Wäre Größe entscheidend, wären Dinosaurier nie ausgestorben“, zitierte Kubicki Wiedeking. Diese Aussage galt Mittelständlern wie Karl Schwald und Albrecht Thiele. Der eine ist Chef der Dresdner Elaskon GmbH, der andere Chef der Wermsdorfer Thiele Glaswerk GmbH. Beide sind Hobbyjäger, und beide gehörten zu den Finalisten des Wettbewerbs, mit dem die „Sächsische Zeitung“ und die „Freie Presse“ Sachsens Unternehmer des Jahres kürten.

Erst im Lauf der Verleihungsgala wird langsam klarer, welche Firma es auf das Siegertreppchen schafft. Diesmal, sagte Carsten Dietmann, verantwortlicher Geschäftsführer des SZ-Herausgebers DD + V, hat die Entscheidung der Jury richtig Arbeit bereitet: 108 Unternehmen machten in der achten Auflage des Wettbewerbs mit, darunter eben auch Thiele und Schwald.

Beide hatten sie die Unternehmerpreisauszeichnung, die vergoldete Bronzeskulptur „Die Träumende“ von Malgorzata Chodakowska, im Visier – das Jagdglück lag schließlich beim Elaskon-Chef. Die humorvolle Begründung, die Dietmann in seiner Laudatio präsentierte, leuchtete den gut 230 Gästen ein: „Karl Schwald schmiert die ganze Welt.“ Was im übertragenen Sinn vermutlich eine Unterlassungserklärung des Geehrten zur Folge hätte, war einer der Punkte, die die Jury besonders beeindruckte: Die Schmierstoffe und Rostschutzmittel des Dresdner Traditionsunternehmens sind in 57 Ländern gefragt.

Ähnlich bodenständig und international erfolgreich wie Schwald sind die Brüder Michael und Gerd Bauer. In Aue führen sie mit der Curt Bauer GmbH eines der größten sächsischen Textilfirmen. Das 1872 gegründete Unternehmen hat einen Exportanteil von 65 Prozent. Außer Bett- und Tischwäsche produzieren die Bauers traditionelle Bekleidung für den westafrikanischen Markt und technische Textilien für den Automobilbereich. Sie erkletterten zu zweit die Bühne, und damit auf Rang zwei.

Der dritte Platz ging an Petra Räuber, Chefin der WKS-Group in Dresden. Mit der Entscheidung für die Unternehmerin, deren Firma sich auf Abwasserreinigung spezialisiert hat, wurde indirekt einer Mahnung der Vorjahres-Festrednerin Helma Orosz Rechnung getragen. Dresdens Oberbürgermeisterin hatte sich mehr Unternehmerinnen auf den vorderen Plätzen gewünscht.

Einen Sonderpreis für sein Lebenswerk bekam Gunnar Grosse, Vorstandschef und Gründer des Kommunikationsspezialisten Komsa in Hartmannsdorf bei Chemnitz. Laudator und Freie-Presse-Geschäftsführer Ulrich Lingnau zufolge hatte Grosse seine erste Karriere schon hinter sich, als er 1992 mit 51 Jahren einen Neustart in Sachsen wagte. Erfolgsgeschichten wie diese sind es, die Wolfgang Kubicki beeindruckten: Die geehrten Firmen seien „Unternehmen, die von Persönlichkeiten“ geführt würden.