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Börsentag: "Frauen investieren anders als Männer"

Beim Börsentag in Dresden herrscht Optimismus. Und doch kommt niemand am Thema Donald Trump vorbei.

Von Maximilian Helm
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Karolina Decker spricht im "Frauen Finanz Forum" über die Anlagetrends 2020.
Karolina Decker spricht im "Frauen Finanz Forum" über die Anlagetrends 2020. © Maximilian Helm

Auch die Finanzwelt ist vor Wortspielen nicht sicher. „Wer gut streut, rutscht nicht“, ist eine der vielen Weisheiten, die am Samstag von diversen Podien an die aufmerksamen Zuhörer weitergegeben wurden. 

Nein, im Kongresszentrum fand kein Treffen deutscher Winterdienste statt, sondern der Börsentag Dresden, die größte Finanzmesse Ostdeutschlands. Über 60 Referenten und 80 Aussteller sind gekommen, um die Besucher über die neusten Trends und Produkte der Finanzbranche zu informieren und vielleicht das ein oder andere Geschäft direkt vor Ort abzuwickeln. Laut Veranstalter kamen 6.100 Besucher. Das seien mehr als im Vorjahr.

Magazine, Banken, Goldhändler und Anlageberater haben im Kongresszentrum ausgestellt.
Magazine, Banken, Goldhändler und Anlageberater haben im Kongresszentrum ausgestellt. © Maximilian Helm

Darunter sind natürlich Banken und Vermögensmanager, aber auch Buchautoren, Verlagen und Vertreter grüner Anlageprodukte, wie zum Beispiel Anteile an Waldstücken. Aufmerksamkeit ist hier das umkämpfteste Gut. 

Die Sparkasse hat das verstanden und zieht an ihrem Stand alle Register: Zwei Footballer flankieren einen Roboter, der nickte, dem Zuhörer dauerhaft in die Augen sieht, und nebenbei das neue digitale Geldanlage-System der Sparkasse erklärt. Die Kunden werden damit angelockt, dass der Roboter Komplimente über die Schönheit der getragenen Schuhe macht. Messetrends im Jahr 2020.

Bei den Vorträgen haben die Besucher die Qual der Wahl, es laufen immer neun Panels gleichzeitig. Hier fällt auf: Am besten besucht sind die Veranstaltungen, in denen es um mehr oder weniger konkrete Voraussagen für das neue Jahr geht. So spricht Kevin Kamien von der Vermögensverwaltung Dr. Zschaber vor rund 400 Zuschauern beispielsweise über „Anlagestrategien in turbulenten Zeiten“.

Konkret sieht er die Finanzwirtschaft seit der Krise 2008 in einem „Krisenmodus“. Ohnehin fällt das Wort „Krise“ sehr häufig in seinem Vortrag. Doch hat er vor allem ein paar interessante Beobachtungen im Gepäck, die US-Präsident Donald Trump betreffend. „Rund 15% seiner Tweets sind marktrelevant“, sagt Kamien. 

Vor allem der Handelskrieg mit China sei das bestimmende Thema. An Tagen an denen Trump keine Nachrichten mit den Schlagworten „Handel, China oder Zölle“ ins Netz bläst, liefen die Märkte besser. „Wir brauchen einfach mehr positive Tweets von Donald Trump“, ist Kamiens Folgerung.

Am Stand der Sparkasse soll ein Roboter die Messebesucher anlocken.
Am Stand der Sparkasse soll ein Roboter die Messebesucher anlocken. © Maximilian Helm

In diesem Jahr gab es eine weitere Premiere. Beim ersten „Frauen Finanz Forum“, sollen Frauen Finanztipps für Frauen geben. „Rendite ist weiblich“ ist das Stichwort. Trotz großer Ankündigung bleibt das Interesse verhalten, es füllen nur rund 150 Zuhörerinnen den Saal, der Platz für 300 Gäste bieten würde. Männer sind deutlich in der Unterzahl, obwohl sie auf der ganzen Messe die auffällige Mehrheit bilden.

Die Einleitung übernimmt Astrid Zehbe, Chefredakteurin des Courage-Magazins, das sich bewusst an Frauen richtet. Zehbe hat jahrelange Erfahrung in der Finanzbranche und hat beobachtet, dass „Frauen ganz anders investieren als Männer.“ 

Grund seien andere Probleme, weil vor allem Frauen mit weniger Bezahlung bei gleicher Arbeit (Gender Pay Gap) und häufig mit einer Rentenlücke durch Schwangerschaft und Elternzeit zu kämpfen hätten.

Die erste Referentin ist Karolina Decker, die Fin Marie, ein Finanzportal für Frauen, gegründet hat. Sie fragt in die Runde, wer schon in Aktien investiert hat. Viele Hände schnellen nach oben. „Viele Profis hier“, sagt Decker. Dann gibt sie Einblick in die Anlagetrends ihres Portals. 86 Prozent der Anleger investieren in künstliche Intelligenz, sie ist die beliebteste Branche. 

Kurz darauf folgen Automatisierung, Urbanisierung, smarte Technik und Alterung. Eine besonderheit bei weiblichen Aktionären: 92 Prozent interessieren sich für nachhaltige Anlagen, immerhin 56 Prozent haben investiert. In dieser Hinsicht sind die Frauen den Männern schon heute voraus.