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Bomben in Großenhain

Ein Blindgänger wie in Dresden ist auch an der Röder wahrscheinlich. Deshalb wurde jetzt ein Baugebiet  untersucht.

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© Polizei

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Der Fund einer amerikanischen Fliegerbombe in Dresden vorigen Freitag hatte eine großflächige Evakurierung, eine Zugstrecken- und Brückensperrung zur Folge. Der Blindgänger wurde vor Ort entschärft (SZ berichtete). So etwas kann auch in Großenhain wieder passieren. Denn frühere Munitionsfunde (siehe Karte) bestätigen, dass es in der Stadt und deren Umgebung seit den Weltkriegen potenziell kampfmittelbelastete Flächen gibt.

Alle Bauwilligen sind also immer gut beraten, vor Erdarbeiten eine freiwillige Baugrunduntersuchung in Betracht zu ziehen. Das hat die Stadt jetzt auch für das künftige Wohngebiet Heideblick am Rande der Kleinraschützer Heide getan. Denn die Heide war früher Truppenübungsplatz und militärisches Sperrgebiet. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst selbst untersuchte die Fläche, ist aber nicht fündig geworden. Die Bodenschutzbehörde des Landkreises hatte geraten, das Baufeld vorsichtshalber als Verdachtsfläche zu behandeln. Sicher ist sicher, und bezahlt hat´s die Stadt selbst.

Vorsichtig ist Großenhain auch am Bahndamm in Zschieschen vorgegangen. Auch hier sollte niemand im Nachhinein eine böse Überraschung erleben. An der Merschwitzer Straße sollen neue Leitungen verlegt werden. Durch die Bahntrasse nach Dresden gilt das Gebiet als Verdachtsfläche für Altmunition. Die Stadt beauftragte deshalb voriges Jahr eine Kampfmitteluntersuchung, bevor erstmalig nach dem Krieg Tiefbauarbeiten stattfanden. Glücklicherweise blieb es nur bei Altschrott. Rund 30 000 Euro hat die Suche aber gekostet.

Karte in jeder Kommune

Grundsätzlich gibt ein Kampfmittel-Kataster Auskunft über Verdachtsflächen. Diese Landkarte liegt in jeder Kommune vor, die selbst Ortspolizeibehörde ist. Wichtige Anhaltspunkte können dort Luftbildaufnahmen der Kriegszeit liefern. Auf ihnen lassen sich Blindgänger oft als kleine Einschlagpunkte erkennen. „An die Kommune muss sich jeder wenden, wenn es um Gefahrenabwehr für sein Grundstück geht“, sagt Jürgen Scherf vom Polizeiverwaltungsamt Dresden. Seit Oktober 2015 ist das nun eindeutig geregelt. „Zu Altlasten kann der Bauwillige im Genehmigungsverfahren einen Prüfungsantrag stellen“, so Scherf. Es bedarf also keiner zusätzlichen Anfrage an die Landespolizeidirektion. Die Gemeinden prüfen mit der Belastungskarte in eigener Zuständigkeit.

Bezahlen muss eine Untersuchung immer der Bauherr. Es sei denn, es gibt einen konkreten Verdacht auf Fundmunition, weil vielleicht früher hier schon mal eine Bombe ausgebuddelt wurde. Dann zahlt der Freistaat die Suche. Beauftragen kann der Bauherr aber jede beliebige Räumfirma. „Der Kampfmittelbeseitigungsdienst wird erst dann Pflicht, wenn tatsächlich Altmunition gefunden wird“, so Jürgen Scherf. Wie zuletzt in Großenhain 2014 an der Baustelle B 101.

Der richtig große Bomben-Boom steht Großenhain möglicherweise noch bevor – wenn die Flugplatzfläche Nord fürs künftige Industriegebiet abgesucht wird. Als 2005 und 2006 Altmunition von der Erschließung des Gewerbegebietes Flugplatz geborgen wurde, waren das nicht nur Sprengstoff-Blindgänger, sondern auch 370 Übungsbomben aus Beton, 250 Kilo schwer.