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Bosch eröffnet neues Schulungszentrum

Das alte Gutshaus auf dem Werksgelände in Sebnitz wurde umgebaut. Die SZ konnte vor der Einweihung hineinschauen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Von außen fällt zuerst das gläserne Treppenhaus auf, das an der Giebelseite steht. Oder besser: Es fällt nicht auf, zumindest nicht negativ. Das war das große Ziel, dass Architekten und Planer bei der Sanierung des alten Gutshauses auf dem Werksgelände von Bosch in Sebnitz hatten. „1797 trifft auf 2017“, so formuliert es Unternehmenssprecherin Caroline Schulke: moderne Technik an einem Standort mit Geschichte. Was zuerst auf die im Inneren der alten Mauern präsentierten Produkte gemünzt ist, trifft gleichermaßen auf die architektonische Umsetzung zu. Das gläserne Treppenhaus ist nicht nur zweiter Fluchtweg, sondern ermöglicht über einen Fahrstuhl auch den barrierefreien Zugang in die oberen Etagen.

Das 1797 erbaute Gebäude diente einst als Erblehngericht. Das angefügte Treppenhaus beherbergt einen Fahrstuhl für den barrierefreien Zugang.
Das 1797 erbaute Gebäude diente einst als Erblehngericht. Das angefügte Treppenhaus beherbergt einen Fahrstuhl für den barrierefreien Zugang. © Dirk Zschiedrich

Ganz zu Beginn rechnete die Bosch Elektrowerkzeuge GmbH mit einer halben Million Euro, die für den Umbau des 220 Jahre alten Hauses in ein modernes Schulungszentrum fällig würden, daraus wurde dann zunächst eine Million – und als die Denkmalschützer durch waren 1,5 Millionen Euro. Es gab aber auch viel, was in dem einst als Erblehngericht erbauten Gebäude erhalten werden sollte. Die Außentüren beispielsweise sind noch original. Die Türen im Innenbereich wurden aus Schallschutzgründen durch moderne ersetzt, die alten hölzernen Türblätter hängen jedoch als Dekoration daneben. Im ersten Obergeschoss kamen historische Wand- und Deckenmalereien zum Vorschein, die ein Restaurator aufwendig wiederherstellte und dem Vorbild entsprechend erweiterte. Die vorgefundenen Teile der Originalmalereien gehen nahtlos in die nachempfundenen Abschnitte über, sodass der gesamte Raum in seinem historischen Aussehen erscheint – zumindest in einer Version davon. Beim Herausreißen einer später eingezogenen Mauer entdeckten die Handwerker im gleichen Zimmer noch eine weitere Dekoration, die aus einer anderen Epoche stammen muss. Als ein freigelegter Streifen ist sie nun wieder zu sehen.

Bohrmaschinen an der Wand

Für den Kontrast sorgen die vor den Wänden aufgereihten Elektrowerkzeuge. Sie sind thematisch geordnet: ein Zimmer für die Holzbearbeitung mit Akkuschraubern, Bohrmaschinen und Stichsägen, eins für Gartengeräte und eins für die Messtechnik. Fachverkäufer aus dem gesamten Bundesgebiet werden hier von speziellen Trainern für den Verkauf der Werkzeuge geschult – und dürfen und sollen selbst auch Hand anlegen, damit sie später wissen, wovon sie reden. Diese Schulungen haben auch bisher bereits in Sebnitz stattgefunden, aber nicht in solch einem Ambiente. Von einer inspirierenden Atmosphäre spricht Werksleiter Matthias Blohm, als er in dem hohen Saal im Dachgeschoss steht. Die alten Holzbalken wurden bis unter das Spitzdach freigelegt und aufwendig von Hand abgeschliffen – mit den hauseigenen Elektrowerkzeugen, versteht sich. Dimmbare LED-Leuchten sorgen für Licht im Auditorium, indirekt wird das Gebälk auf Wunsch violett illuminiert. Hundert Zuhörer finden hier im Saal Platz, er wird künftig für hausinterne Informationsveranstaltungen und Workshops genutzt, erklärt Matthias Blohm. Er hat die Leitung des Sebnitzer Bosch-Werks vor weniger als einem Jahr übernommen und damit auch das seinerzeit schon laufende Bauprojekt.

Erst Anfang Juni sind die letzten Handwerker abgerückt, die Eröffnung des neuen Schulungszentrums steht aber noch aus. Sie wird Anfang August in einem kleinen Festakt mit den beteiligten Baufirmen stattfinden. Der Betrieb ist unterdessen schon angelaufen. Im Holzzimmer im Erdgeschoss testen die Verkäufer bereits Bohrmaschinen und Akkuschrauber.