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BP hört jetzt auf Bob Dudley

Jetzt soll es ein Amerikaner richten. Der Ölkonzern British Petroleum (BP) gab gestern in London bekannt, dass der amtierende Vorstandschef Tony Hayward (53) Ende September zurücktreten wird. Sein Nachfolger...

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Von SZ-KorrespondentJochen Wittmann, London

Jetzt soll es ein Amerikaner richten. Der Ölkonzern British Petroleum (BP) gab gestern in London bekannt, dass der amtierende Vorstandschef Tony Hayward (53) Ende September zurücktreten wird. Sein Nachfolger wird Bob Dudley (54). Erstmals in der Firmengeschichte übernimmt damit ein Nicht-Brite die Führung des Konzerns.

Dudley hatte schon im Juni von Hayward das tägliche Krisenmanagement für das Ölleck im Golf von Mexiko übernommen. BP hofft, bis Oktober das Ölleck endgültig gestopft zu haben. Dann soll Dudley die Verhandlungen über Kompensationszahlungen leiten und BP aus der Krise führen. Währenddessen wird Hayward nach Sibirien geschickt. Er übernimmt dort die Position eines nicht-geschäftsführenden Direktors im Vorstand des russisch-britischen Gemeinschaftsunternehmens TNK-BP.

Außer diesem Posten, für den er weiter Gehalt bezieht, handelte Hayward noch eine Abfindung von 1,2 Millionen Euro aus. Außerdem wird er in zwei Jahren, wenn er 55 wird, eine Pension von 711000 Euro pro Jahr beziehen. Mit dem Direktorenposten bei TNK-BP zieht Hayward an die frühere Wirkungsstätte seines Nachfolgers: Bob Dudley hatte das Unternehmen von 2003 bis 2008 geleitet.

Dieser Teil seiner Biografie beweist, dass Dudley Rückschläge überdauert. Die Geschäfte der TNK-BP waren enorm erfolgreich, doch die russischen Partner verlangten mehr Einfluss und schließlich Dudleys Abzug. Russische Behörden nahmen BP ins Visier, verweigerten Arbeitserlaubnisse und zwangen Dudley 2008, das Land zu verlassen. Er kam zurück an den Golf von Mexiko – und machte sich dort seit Juni als Krisenmanager einen Namen.

Der gelernte Chemieingenieur wählt seine Worte mit Bedacht und zeigt Verständnis für die verärgerten US-Bürger. Dudley versicherte immer wieder, BP werde die Kosten für alle Schäden übernehmen. Auch erinnert er öffentlich an seine Kindheit in Hattiesburg in Mississippi und seine Sommer an der Golfküste. Er sei einer von ihnen, geboren in New York. „Was ich gesehen habe, war schmerzhaft, emotional und schockierend“, sagte er nach einem Besuch an der Golfküste. Genau diese Töne wollen die Amerikaner hören. Ein wenig Glück hatte Dudley auch: Unter seiner Leitung gelang es BP-Ingenieuren, das Bohrloch zumindest vorläufig zu schließen.

Hayward hingegen hatte sich in den USA mehr als unbeliebt gemacht. Verdient hatte er sich das Etikett „Volksfeind Nr. eins“ durch dumme und naive Äußerungen: Das Leck sei doch klein angesichts der Größe des Ozeans. In einem Interview beklagte er sich: „Ich will mein Leben zurück.“

Dudleys Leben ist das Öl. Seit 30Jahren ist er in der lukrativen Branche tätig. Er bewährte sich als reisender Krisenmanager, der auch unter Stress Haltung bewahrt. Er war bereits Manager beim US-Ölunternehmen Amoco, bevor es 1998 von BP übernommen wurde. Daraufhin übernahm er die Aufsicht über BP-Projekte in Russland, am Kaspischen Meer, in Angola, Algerien und Ägypten.

Der Vater von zwei Kindern hat den Ruf des kühlen Strategen, der gleichzeitig so nett ist, dass die Leute ihn nicht fürchten. „Er ist nicht sehr emotional“, sagt Don Stacy, Ex-Chef von Dudley bei Amoco. „Er verschreckt die Leute nicht. Er bleibt ruhig und analysiert.“ Analyst Pavel Molchanov betont: „Die Aspekte, die ihn zum optimalen Vorstandsvorsitzenden machen, sind folgende: Er ist nicht Tony Hayward, und er spricht mit amerikanischem Akzent.“ (mit apn)