Döbeln
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Brachflächen sollen Insekten anlocken

Die Bauern in der Region verzichten auf einen Teil ihre Erträge. Nutzen soll das nicht nur der Umwelt.

Von Verena Toth
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Solche Blühstreifen neben Feldern sind Lebensraum für viele Wildtiere und vor allem für Insekten. Auch Landwirte in der Region werden von der EU und vom Land Sachsen finanziell unterstützt, wenn sie an speziellen Programmen teilnehmen.
Solche Blühstreifen neben Feldern sind Lebensraum für viele Wildtiere und vor allem für Insekten. Auch Landwirte in der Region werden von der EU und vom Land Sachsen finanziell unterstützt, wenn sie an speziellen Programmen teilnehmen. © Patrick Pleul/dpa

Region Döbeln. Einer der größten Landwirtschaftbetriebe in der Region wird in diesem Jahr etwa fünf Prozent seiner Flächen stilllegen und nicht bewirtschaften. Grund dafür sind aber weder Trockenheit oder mangelnde Sämereien.

„Wir legen großen Wert auf verantwortungsvolle Bewirtschaftung. Deshalb nehmen wir, so wie eigentlich fast alle Landwirte in unserer Region, an speziellen Programmen teil, mit denen wir eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft praktizieren können“, erklärt Johanna Fuchs, Juniorchefin des Landwirtschaftsbetriebes Gröbner.

Der Familienbetrieb betreibt mit rund 100 Mitarbeitern 5 300 Hektar Ackerbau und Grünlandnutzung. Neben dem sogenannten Greening, dem Anlegen von Blüh- und Grünstreifen, werden dabei auch Vorrangflächen festgelegt, auf denen statt ertragbringenden Getreiden, Mais oder Raps sogenannte Zwischenfrüchte und Leguminosen angebaut werden.

 „Diese Pflanzen sorgen dafür, dass der Boden einerseits über die Herbst und Wintermonate komplett bedeckt ist. Wind- und Wassererosion soll somit verhindert werden“, erläutert die Juniorchefin. Zudem wurzeln diese Pflanzen tief, somit werde die Erde aufgelockert. 

Weiterhin wird der Boden natürlich mit Stickstoff angereichert, wenn die gewachsenen Pflanzen im darauffolgenden Frühjahr eingearbeitet werden. „Es wächst auf den stillgelegten Flächen in dieser Zeit im Grunde nur das, was die Natur selbst hervorbringt. Nur einmal im Jahr wird er Wildwuchs geschnitten, damit die Pflanzen nicht zu groß werden“, so Johanna Fuchs.

Auch das Anlegen von Blüh- und Grünstreifen entlang und zwischen Feldflächen gehört dazu. Damit soll vor allem Insekten, Bienen und Wildtieren Nahrung und Lebensraum gegeben werden. „Wir Landwirte wollen damit etwas zurückgeben. Denn wir wissen, dass zum Beispiel ohne Bienen auch die Landwirtschaft nicht funktionieren kann“, so die Landwirtin.

In diesen Tagen erhalten Sachsens Landwirte mehr als 39 Millionen Euro für die besonders umwelt- und klimagerechte Bewirtschaftung ihrer Flächen. Mehr als 3 500 Antragsteller nehmen am sächsischen Agrarumwelt- und Naturschutzprogramm teil. Die Landwirte haben sich freiwillig verpflichtet, für mindestens fünf Jahre ihre Flächen natur-, umwelt- und klimaschutzgerecht zu bewirtschaften. So darf bei den meisten Vorhaben auf Ackerland kein Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln erfolgen. 

Ausnahme sind lediglich solche Stoffe, die auch im ökologischen Landbau zugelassenen sind. „Wir wünschen uns von der Landesregierung viel mehr Möglichkeiten solcher Programme“, sagt Johanna Fuchs. Mit der besonders umwelt- und klimagerechten Bewirtschaftung sind ein höherer Aufwand und geringere Erträge verbunden. Der so entstehende Einkommensverlust wird durch die Agrarumweltprämie teilweise ausgeglichen, erläutert Iris Claassen vom Regionalbauernverband Döbeln.

 „Wir begrüßen diese Programme, mit denen den Landwirten die Möglichkeit gegeben wird, umweltfreundliche Maßnahmen zu ergreifen“, so Classen. Finanziert werden diese aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und aus Haushaltsmitteln des Freistaates Sachsen. 75 Prozent der Förderung kommen aus EU-, der Rest aus Landesmitteln.

Auf den regulär bewirtschafteten Flächen des Landwirtschaftsbetriebs Gröbner wurde gerade Gülle ausgebracht. Bevor Mitte April die diesjährige Anbausaison zum Beispiel mit der Aussaat von Mais auf den Feldern beginnen kann, warten die Landwirte jedoch auf etwas wärmere Temperaturen und Trockenheit.

 „Die Böden haben sich nach dem extremen Dürresommer und dem auch viel zu trockenen Herbst wieder erholt. Das Wetter hat die Böden über die Wintermonate gut mit Wasser versorgt. Wir sind aus jetziger Sicht zuversichtlich, dass dieses Jahr ein wesentlich besseres wird als das vergangene“, so Johanna Fuchs.