Merken

Brandschützer sitzen auf dem Trockenen

Kaum Löschwasser, alte Autos, marode Gerätehäuser: Die Feuerwehren in Horka, Biehain und Mückenhain brauchen Hilfe.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Obwohl der für Horka und seine Ortsteile vorgelegte Brandschutzbedarfsplan zu dem Schluss kommt, dass die Leistungsfähigkeit insgesamt gesichert ist, deckt Richard Gülde von der Leipziger Firma Brandschutz Consult Schwachstellen auf. Die SZ beschreibt, warum es mit dem Brandschutz in Horka, Biehain und Mückenhain an einigen Stellen kritisch bestellt ist.

Was man zur Feuerwehr in Horka und seinen Ortsteilen wissen muss

Warum muss die Gemeinde überhaupt einen Brandschutzbedarfsplan haben?
Dieser Plan ist ein Konzeptpapier mit der Aussage, wie viel Feuerwehr die Gemeinde vorhalten muss. Eigentlich ist das Papier schon vorhanden, muss laut Gesetz aber alle fünf Jahre fortgeschrieben werden. In Horka hatte man sich zuletzt 2011 damit beschäftigt, die Aktualisierung war also überfällig. Wird der Gemeinde im Brandschutzbedarfsplan eine leistungsfähige Feuerwehr attestiert, wirkt sich das positiv auf die Beantragung von Fördermitteln aus.

Wie ist es um die Versorgung mit Löschwasser bestellt?
Nach eingehenden Recherchen kommt die Leipziger Firma zu dem Schluss, dass in allen Ortsteilen Hydranten für die Erstbekämpfung nutzbar sind. Für die nachfolgende Brandbekämpfung müssten jedoch größere Teiche verfügbar sein. Hier gibt es vor allem im Bereich Horka Fehlstellen. Außerdem seien viele öffentliche Entnahmestellen nicht frostsicher gestaltet, kritisiert Gülde. Sein Fazit: „Die Löschwasserversorgung muss tiefgründiger betrachtet werden.“ Was übrigens schon seit 2011 eine Forderung sei. Und eine Pflichtaufgabe der Gemeinde.

Wie hoch ist das Gefährdungspotenzial in Horka und den Ortsteilen?
Der Experte stuft es als „durchschnittliches Risiko“ ein. Hauptgrund dafür ist die überwiegend vorhandene Wohnbebauung. Allerdings seien durchaus Waldbrände möglich, auch der Austritt von Gefahrstoffen sei nicht auszuschließen, ebenso technische Hilfeleistungen. Gülde: „Die Feuerwehr muss in der Lage sein, Sofortmaßnahmen durchzuführen.“

Wie sieht es mit der Verfügbarkeit und der Qualifikation des Personals aus?
Pauschal ausgedrückt, gibt es zu wenig Einsatzkräfte, deren Ausbildung in Teilbereichen auch noch verbesserungswürdig ist. Speziell auf die einzelnen Ortswehren geschaut, verfügt Horka für die sonst schwer abzudeckende Wochenbereitschaft über die erforderlichen sechs Kameraden, ihr Ausbildungsstand ist laut Richard Gülde solide. In Biehain und Mückenhain wird der Ausbildungsstand als mangelhaft eingeschätzt. In Biehain gibt es Nachholbedarf bei den Atemschutzgeräteträgern, in Mückenhain bei den Führungskräften. Insgesamt, schätzt der Fachmann aus Leipzig ein, müsse man diesbezüglich zulegen. Er regt deshalb die Erarbeitung eines Personalentwicklungskonzeptes an.

Hat die Feuerwehr eine ausreichend moderne Fahrzeugflotte?
Der momentane Stand sei in Ordnung, meint Gülde. Wobei dies durchaus differenziert zu betrachten ist. Immerhin steht in Mückenhain noch ein uralter Barkas in der Garage, in Biehain endet die Nutzungsdauer des Löschfahrzeugs im nächsten Jahr. Auch Horka müsste ein neues Tanklöschfahrzeug bekommen. 2015 war die 20-jährige Nutzungsdauer abgelaufen.

Sind die Gerätehäuser in einem ordentlichen Zustand?
Nur bedingt. In Horka hat der Experte Sanierungs- und Erweiterungsbedarf erkannt. Über das Objekt in Mückenhain hüllt er den Mantel des Schweigens und lobt stattdessen, dass zusammen mit der Särichener Feuerwehr ein gemeinsamer Standort gebaut werden soll. Lediglich in Biehain gibt es keine Beanstandungen.

Wie wird die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr insgesamt eingeschätzt?
Die aus den drei Ortsfeuerwehren bestehende Horkaer Gemeindefeuerwehr ist „nur mit ihren Nachbarn leistungsfähig“, fällt Richard Gülde ein hartes Urteil. Dies reicht aber noch, um die gesetzlich geforderte Leistungsfähigkeit nachzuweisen und Fördermittel beantragen zu können. Allerdings werden nur 65Prozent der geforderten Parameter erfüllt, der Gesetzgeber verlangt ein Mindestmaß von 80Prozent.

Welche Schlüsse zieht die Gemeinde aus dem Brandschutzbedarfsplan?
„Die Gemeinde hat Aufgaben“, bringt es Bürgermeister Nitschke auf den Punkt. Und er gibt zu, dass Gerätehaus und Fahrzeug in Mückenhain „in keinster Weise“ den Anforderungen entsprechen. Am Standort Horka müsse man überlegen, ob der Bauhof verlagert und damit mehr Platz für die Feuerwehr geschaffen werden kann. An der Verbesserung der Löschwasserversorgung werde bereits gearbeitet.

1 / 8