Von Marleen Hollenbach
Bautzen. Ein bisschen Träumen wird ja noch erlaubt sein. Auch wenn Peter Hirsch nicht sicher ist, ob sein Wunsch jemals in Erfüllung geht, hat er ihn aufgeschrieben und an das Rathaus geschickt. Der Vorsitzende des Bautzener Radsportvereins hätte gern ein Vereinshaus in der Stadt. Damit, so meint er, könne Bautzen die Ehrenamtlichen unterstützen und gleichzeitig zeigen, welchen Stellenwert die Vereinsarbeit hat.
Wie wichtig ein solcher Ort für die Bautzener Vereine ist, kann Peter Hirsch am eigenen Beispiel erklären. Seit 26 Jahren behauptet sich der Radsportverein neben all den großen Sportvereinen in der Stadt. Immerhin 50 Mitglieder gehören inzwischen dazu. „Wir sind Kinder der Straße“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Nur im Winter trainieren die Sportler in einer der städtischen Turnhallen. Das funktioniere gut, so Hirsch. Problematisch wird es dann, wenn es um Lagerflächen geht oder um einen Raum für ein Vorstandstreffen.
Besserer Schutz vor Dieben
Ein eigenes Vereinsheim haben die Radsportler nicht. Das Material, das sie benötigen, lagert in den Kellern der Mitglieder. Anfangs fanden die Vorstandssitzungen sogar in den Wohnstuben der Sportler statt. Heute treffen sie sich in der Gaststätte. Das hat allerdings Nachteile. Zum einen, so meint Peter Hirsch, wollen die Kneipen natürlich Umsatz machen. Lange Sitzungen sind deshalb schwierig. „Auch wird dort ja über Themen gesprochen, die nicht jeder mitbekommen soll“, so der Vereinschef. Gern würde er solche Treffen in einem städtischen Vereinshaus abhalten. Es geht ihm aber auch um die Lagerung der zwölf vereinseigenen Fahrräder. Für sie könnte Hirsch auch einen Schuppen mieten. Doch vor Dieben wären die Räder in einem städtischen Vereinshaus viel besser geschützt.
Der Radsportverein steht mit diesem Wunsch nicht allein da. Auch andere Vereine wären froh über einen solchen Ort. Das geht aus einer Umfrage der Stadt hervor. Bautzen bekommt in diesem Jahr ein neues Leitbild. Das ist auch der Grund, warum die Verwaltung mehr als 200 Vereine fragte, was ihnen in der Stadt fehlt. 40 haben sich bereits gemeldet. „Ein kommunales Vereinshaus wurde bei den Antworten am häufigsten genannt“, erklärt Markus Gießler, Referent des Oberbürgermeisters.
Winterquartier und Proberaum
Die Ehrenamtlichen vom Verein Willkommen in Bautzen gehören zu jenen, die an der Umfrage teilnahmen. „Auch wir haben den Wunsch geäußert, dass es öffentliche Räume in den Stadtteilen gibt, in denen sich Bürger treffen können“, erklärt der Vorsitzende Andreas von Geibler. Dabei bezieht er sich nicht nur auf die Vereine. Wer eine offene Gesellschaft möchte, der müsse dafür sorgen, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen. „Dafür braucht es jedoch Räumen, in denen sich Gruppen treffen können“, erklärt er. Gaststätten seien dafür häufig nicht geeignet.
Für das Budissiner Marktgesinde wäre ein Vereinshaus vor allem im Winter praktisch. Zwar haben sich die Vereinsmitglieder einen Raum an der Paulistraße gemietet. Doch den können sie in der kalten Jahreszeit nicht nutzen, weil es keine Heizung gibt. Die Proben, zum Beispiel für den Wenzelsmarkt, finden seit zwei Jahren beim DRK am Ziegelwall statt. „Es gibt nicht viele Räumlichkeiten, deshalb ist es schwer, etwas zu finden“, sagt der Vereinsvorsitzende Frank-Michael Heuseler. Die Idee mit dem Vereinshaus gefällt ihm auch deshalb, weil sich dann die Ehrenamtlichen kennenlernen würden. Auch Edelgard Körner vom Chor Harmonie der Stadt Bautzen findet Gefallen an dem Vorschlag. Die Mitglieder proben im Melanchthon-Gymnasium. „Das klappt gut, aber wir müssen für alles bezahlen“, sagt sie. In einem Vereinshaus könne man vielleicht günstiger üben oder einfach mal so zusammenkommen.
Stadtverwaltung hält sich bedeckt
Bei der Stadtverwaltung hält man sich bedeckt, wenn es um das Thema geht. Es sei verfrüht, jetzt schon über Ergebnisse der Leitbild-Umfrage zu sprechen, heißt es aus dem Rathaus. Man gehe davon aus, dass es bei den Diskussionen noch eine ganze Reihe von Themen und Wünschen geben wird. Eine Auftaktveranstaltung zum Leitbild ist für März geplant. Dabei geht es zunächst darum, wie sich die Bautzener selbst sehen und wie sie gesehen werden wollen. Über das Jahr verteilt, wird es dann Diskussionsrunden geben. Dabei soll es auch um das Vereinshaus gehen.