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Bruchbude soll verschwinden

Der Eigentümer des Hauses Härtelstraße 39 hat konkrete Pläne für den Standort. Gehen die nicht auf, gibt es für ihn nur noch eine Alternative.

Von Cathrin Reichelt
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27.12.2019 , Foto: Dietmar Thomas ,  Waldheim, Härtelstraße 39 weiträumig abgesperrt
27.12.2019 , Foto: Dietmar Thomas , Waldheim, Härtelstraße 39 weiträumig abgesperrt © Dietmar Thomas

Waldheim. Der Zaun um das Eckhaus Bahnhofstraße/Härtelstraße in Waldheim ist noch ein Stück weiter nach außen gerückt. Seit Jahren müssen Fußgänger an dieser Stelle die Straßenseite wechseln oder zumindest auf die Fahrbahn ausweichen. Jetzt müssen auch die Kraftfahrer, die an dieser Stelle abbiegen wollen, besonders aufpassen. Denn die Hälfte der Fahrbahn der Härtelstraße ist gesperrt.

Mit der Ausweitung der Sicherheitszone, die verhindern soll, dass Passanten von herabfallenden Teilen getroffen werden, hat ein neues Kapitel einer scheinbar unendlichen Geschichte begonnen. Seit 17 Jahren ist das Gebäude Härtelstraße 39, in dem sich früher einmal ein Milchladen befand, abgesperrt. Das Dach ist kaputt, aus ihm wachsen Bäume, die Dachgaube ist teilweise eingebrochen, es gibt Schäden am Dachtragwerk und an der Fassade, Fenster im Erdgeschoss sind kaputt.

Immer wieder geriet das Gebäude ob seines Zustandes und der daraus resultierenden Einschränkungen in die Kritik. Anfang März 2013 kam sogar die Waldheimer Feuerwehr zum Einsatz. Mit der Drehleiter mussten die Kameraden das Haus sichern und lockere Teile lösen. Der Frost hatte der Bausubstanz zugesetzt, Teile der Fassade waren auf den Gehweg gefallen.

Seit einigen Jahren hat die Bauaufsicht des Landratsamtes Mittelsachsen ein Auge auf das marode Gebäude. Die Behörde überwacht Immobilien, um die sich die Eigentümer aus verschiedenen Gründen augenscheinlich nicht kümmern. Und die Mitarbeiter handeln, wenn nach ihrer Meinung Gefahr im Verzug ist. So wie an der Härtelstraße, wo sie jetzt das Verbreitern der Absperrung veranlasst haben.

Mit dem Eigentümer der Härtelstraße 39 stehe das Landratsamt in Kontakt, teilt Pressesprecherin Tina Soltysiak auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Ein Abriss des Hauses in der Regie des Landkreises sei derzeit aber nicht vorgesehen. Einen Rückbau als sogenannte Ersatzvornahme veranlasst die Bauaufsicht immer dann, wenn ein Gebäude so marode geworden ist, dass ein Einsturz droht, durch den Schäden an benachbarten Immobilien oder der Umwelt entstehen könnten.

Dass der Zustand des Mehrfamilienhauses sehr schlecht ist, das ist dem Eigentümer Konrad Wagner aus Döbeln bewusst. Bereits im Jahr 2011 erklärte er gegenüber dem Döbelner Anzeiger, dass er davon ausgeht, dass das Haus nicht mehr zu retten ist und abgerissen werden muss. „Das muss so schnell wie möglich passieren“, sagte er damals. Doch bisher ist alles beim Alten. Nur die Absperrung wird immer größer.

Diese Maßnahme kann Wagner nicht nachvollziehen. Die Verantwortlichen hätten sich das Gebäude nur von außen angesehen. Danach seien sie der Meinung gewesen, dass marodes Mauerwerk nach außen kippen könne. „Aber keiner ist mit mir in das Haus gegangen und hat es sich von innen angeschaut“, so Wagner. Ausgenommen einige Baufirmen. Die hätten unabhängig voneinander bestätigt, dass, wenn überhaupt, die Mauer nach innen kippen würde.

Nach wie vor plane Wagner den Abriss des Hauses bis zum Keller. Dem soll der Neubau eines Wohnhauses folgen. „Seit drei Jahren habe ich eine Baugnehmigung“, sagt er. Die Pläne für das Vorhaben liegen in der Schublade. Danach sollen vier moderne Wohnungen entstehen, jede rund 90 Quadratmeter groß. Die obere erhalte eine Dachterrasse, die beiden mittleren einen Balkon. Die Erdgeschosswohnung müsse ohne beides auskommen. Auch eine Fußbodenheizung sei geplant und neben dem Treppenhaus ein Fahrstuhl.

Für die Umsetzung des Projektes benötigt Konrad Wagner einen Kredit. Den habe er jetzt zum dritten Mal beantragt. Die beiden vorangegangenen Anträge seien von der Bank abgelehnt worden. Sagt sie diesmal zu, könne mit dem Abriss des maroden Hauses Härtestraße 39 im Frühjahr 2020 begonnen werden. Flattert dem Eigentümer aber wieder ein negativer Bescheid ins Haus, sieht er nur noch eine Alternative: „Dann schenke ich das Gebäude der Stadt Waldheim.“

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