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Brückenbauerin in Fernost

Die Vietnamesin Thao studierte bis 2008 an der TU Dresden – und ist bis heute auf besondere Art mit ihr verbunden.

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Im Herzen Dresdnerin: Die Vietnamesin Thi Thu Thao Nguyen studierte an der TU Dresden Germanistik. Als Vizesprecherin der TUD-Regionalbotschafter hält sie ihrer Studienstadt heute auch aus der Ferne die Treue.
Im Herzen Dresdnerin: Die Vietnamesin Thi Thu Thao Nguyen studierte an der TU Dresden Germanistik. Als Vizesprecherin der TUD-Regionalbotschafter hält sie ihrer Studienstadt heute auch aus der Ferne die Treue. © Foto: Robert Lohse

Von Jana Mundus

Die TU Dresden mitten in Hanoi. Für die Vietnamesin Thi Thu Thao Nguyen ist das ganz normal. Die Germanistin an den dortigen internationalen „The Olympia Schools“, ist zuständig für die Lehrkraftaus- und Fortbildung. Das ist ihr eigentlicher Beruf. Doch sie hat noch einen zweiten. Einen, für den sie kein Gehalt bekommt, der ihr jedoch genauso wichtig ist. Seit zwölf Jahren ist sie Regionalbotschafterin der TU Dresden.
Als Absolventin der Dresdner Universität macht sie in Fernost Werbung für ein Studium in Sachsens Landeshauptstadt. Mit viel Spaß, Überzeugungskraft und einer großen Portion Engagement. Auf einer Bildungsmesse in Hanoi sah sie vor Jahren ein Werbeposter der TUD. Studieren in Deutschland? Das wäre eine Möglichkeit, dachte sie sich. „Ich hatte viele deutsche Bücher gelesen und dachte damals, dass ich sicherlich gut zurecht kommen würde“, erzählt sie. Doch als sie im Sommersemester 2003 nach Dresden kommt, um Germanistik zu studieren, der Schock: „Ich habe wirklich kein Wort verstanden“, gesteht sie und lacht. Eigentlich war Französisch ihre große Liebe. Doch mit der Zeit wächst die Begeisterung für die deutsche Sprache. „Die macht den Kopf klug“, sagt sie. Als sie 2008 ihren Magister Abschluss geschafft hat, erfährt sie, dass die TUD Regionalbotschafter sucht. „Ich habe mich sofort gemeldet.“

Von Studienberatung bis hin zu Tipps für Touristen

Heute ist sie eine von 480 Botschaftern in 95 Ländern weltweit. Ihre Motivation dafür ist noch dieselbe wie am Anfang. „Ich möchte meiner Universität einfach etwas zurückgeben.“ Also wirbt sie in Vietnam für ein Studium an der TUD, unterstützt Dresdner Studenten bei der Suche nach Praktikumsplätzen oder wird zur Tourismusexpertin. Denn auch wer nach Vietnam reist, kann sie gern kontaktieren, um sich Insidertipps geben zu lassen. Als Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert im Frühjahr 2019 ihr Land besucht, spricht sie mit ihm auch über Möglichkeiten, wie Dresden mit Partnern oder Schulen in Vietnam kooperieren kann. Für Susann Mayer ist dieser Einsatz für die TUD immer wieder faszinierend. „Es ist unglaublich, was die Regionalbotschafter in aller Welt auf die Beine stellen“, sagt die Leiterin des Absolventenreferats der Universität. „Das sind sozusagen unsere Satelliten.“

Als 2008 die Idee entstand, Regionalbotschafter einzusetzen, war bei Weitem nicht klar, ob das funktionieren wird. Ob zum Beispiel das Interesse dafür da ist. Ob auch hunderte oder tausende Kilometer entfernt die Begeisterung für die TUD weiter in den Herzen brennt. „Wir wussten aus der Vergangenheit nur, dass schon zu DDR-Zeiten bekannt war, dass ausländische Absolventen gern Kontakt zu ihrer Hochschule halten.“ Es zeigte sich, dass sich diese Einstellung wohl über die Jahrzehnte gehalten hatte. Ob im australischen Auckland, im nicaraguanischen Managua, im irischen Galway oder im pakistanischen Faisalabad – überall auf der Welt sind die ehrenamtlichen Botschafter jetzt zu finden und kompetente Ansprechpartner. Mit ihren Erfahrungen, mit ihrem Wissen, mit ihrer Zeit.

Wertvoller Austausch rund um den Globus

Gute Zeit für Gespräche. Die Alumnitreffen der TU Dresden nutzen viele Regionalbotschafter für den Austausch untereinander.
Gute Zeit für Gespräche. Die Alumnitreffen der TU Dresden nutzen viele Regionalbotschafter für den Austausch untereinander. © Foto: Robert Lohse

Damit die Regionalbotschafter immer gut informiert sind über das, was an der TUD gerade aktuell ist, werden sie von Susann Mayer regelmäßig mit News versorgt. „Damit sie Neuigkeiten und Informationen dann bei Fragen an Interessierte weiterleiten können“, sagt sie. Denn gerade auf Bildungsmessen, wie sie auch in Hanoi regelmäßig stattfinden, stellen die Botschafter das Angebot der TUD vor. Keine Studienberatung im klassischen Sinn. „Sie sind einfach authentisch“, sagt Susann Mayer. Sie erklären, wie die Deutschen ticken. Sie erzählen, wie es sich in Dresden studieren lässt. Der Exzellenztitel der TUD ist dabei ein wichtiges Argument. Viel mehr, als sich das viele vorstellen können, spielen in anderen Ländern solche Titel eine wichtige Rolle bei der Studienentscheidung, weiß die Leiterin des Absolventenreferats. Bei alldem sind die Ehrenamtler gut vernetzt. „Wir haben online eine Gruppe, in der wir viele Informationen austauschen“, erklärt Thao. Dort geben sie sich auch gegenseitig Tipps, wie Werbeaktionen für die TUD im Heimatland noch besser funktionieren könnten. Aber auch persönliche Treffen gibt es. Im Rahmen der Internationalen Alumni-Wochen kommen einige der Regionalbotschafter regelmäßig zum Austausch zusammen. „In den zurückliegenden Jahren sind dadurch schon manche Freundschaften entstanden“, sagt Thao.

Einmal Regionalbotschafterin, immer Regionalbotschafterin

Wird ihr das Engagement für ihre Studienstadt neben ihrem Job an der Schule nicht irgendwann zu viel? Die Vietnamesin lächelt und schüttelt den Kopf. „Ich mache das wirklich sehr gern.“ Sie versteht sich als Brückenbauerin. In Zukunft will sie vor allem Kontakte zu vietnamesischen Schulen aufbauen, die über die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ des deutschen Auswärtigen Amtes schon eine besondere Bindung zu Deutschland haben.

Vielleicht wollen deren Schüler später im Ausland studieren? Vielleicht in Dresden? Dass sie ihr Ehrenamt mal aufgibt, glaubt Thao nicht. Ihr Herz hängt an ihrer alten Studienstadt, an ihrer Universität. „Ich werde wohl als Regionalbotschafterin für immer jung bleiben.“

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