Von Frank Räther,SZ-Korrespondent in Johannesburg
Während Simbabwes Staatschef Robert Mugabe beim Gipfel der Blockfreien in Havanna mit seinen Amtskollegen aus aller Welt dinierte, lag der Generalsekretär des Gewerkschaftsverbandes, Wellington Chibebe, zusammengeschlagen in Harares Parirenyatwa-Klinik. Sein Arm ist gebrochen, die Hand ebenfalls. Außerdem erlitt er Verletzungen am Kopf. Das Sprechen fällt ihm schwer. Seine Stimme klingt schmerzverzerrt. Fünf junge Männer in Polizeiuniform hätten ihn nach seiner Verhaftung in seiner Zelle zusammengeschlagen, berichtet er. „Mein Arm brach, als ich meinen Kopf vor den Schlägen schützen wollte“, erzählt der Gewerkschaftsführer. Chibebe ist nicht der einzige, der brutal zusammengeschlagen wurde. Rechtsanwalt Alex Muchadehama berichtet von zwölf Gewerkschaftsführern, denen es ähnlich ergangen war. Auch sie liegen im Hospital.
Ihre „Schuld“: Sie wollten am Mittwoch vergangener Woche als Vertreter der Arbeiterschaft in Harare zum Parlament, um eine Petition vorzubringen. Darin forderten sie höhere Löhne und Zugang zu Medikamenten gegen die Immunschwächekrankheit Aids. Die Inflation hat in Simbabwe inzwischen ein Ausmaß von 1 200 Prozent – so hoch wie nirgendwo sonst in der Welt. Mieten, Nahrungsmittel und andere lebensnotwendige Güter sind mehr als zehnmal so teuer wie noch vor einem Jahr, ohne dass die Löhne und Gehälter entsprechend erhöht wurden.
Jeder zehnte Simbabwer ist HIV-positiv. Viele von ihnen könnten ihr Leben verlängern, wenn sie die antiretroviralen Medikamente erhalten. Jede Woche sterben 3 000 Simbabwer an Aids. Diesen Unmut des Volkes aber will die Regierung Mugabe nicht hören. Und obwohl Streikaktionen keine Genehmigung benötigen, erklärte die Regierung den geplanten Protest kurzerhand zu einer „illegalen Meinungskundgebung“. Mehrere Hundertschaften der Polizei stürmten daher die ersten Gruppen, die sich zum Marsch in Harare und Bulawayo sammelten, nahmen alle fest und fuhren sie auf bereitstehenden Lastwagen zu den Polizeistationen.
Humpelnd ins Gericht
30 Gewerkschafter humpelten am Freitag ins Gericht. Viele hatten Verbände um, den Arm in der Schlinge oder völlig zerschlagene Gesichter. „Misshandlungen und Folter sind weitverbreitet und systematisch“, berichtet das Simbabwische Menschenrechtsforum, das von den Behörden eine Untersuchung der Vorfälle verlangt.
Gewerkschaftssekretär Chibebe erzählt, dass diejenigen, die ihn schlugen, als „Agenten des Westens“ beschimpften, die versuchen würden, die verfassungsmäßig gewählte Regierung zu stürzen. Die Polizei bestritt, dass sie Gefangene misshandle und versuchte, die systematische Prügelei als Taten Einzelner darzustellen. Auch Gewerkschaftsführer Lovemore Matombo erlitt Kopfverletzungen.
Mit dem brutalen Vorgehen versucht das Mugabe-Regime, alle Formen des Protestes im Keim zu ersticken. Selbst Bürgerversammlungen werden auseinander getrieben. Kritische Zeitungen sind längst verboten, Journalisten wiederholt eingesperrt, ausländische Korrespondenten aus dem Land gewiesen worden. Auf diese Weise hofft Mugabe, den Eindruck zu erwecken, dass in Simbabwe Ruhe und Zufriedenheit herrschen.